Kurier (Samstag)

Für ungestörte­n Aschermitt­woch griff die ÖVP tief in die Trickkiste

Um nicht von Demonstran­ten behelligt zu werden, meldete die Junge ÖVP selbst eine Kundgebung an.

- VON WOLFGANG ZAUNBAUER

Sebastian Kurz mag die großen Inszenieru­ngen. So war auch der politische Aschermitt­woch der ÖVP in Klagenfurt eine von A bis Z durchgepla­nte Show. Die wollte sich die Volksparte­i auch nicht von Demonstran­ten stören lassen – und hielt sich diese mit einem Trick vom Hals.

Aus Empörung über die Streichung des Karfreitag­s als Feiertag hatte die evangelisc­he Kirche in Kärnten zu einer Demoaufger­ufen. Nach einer Andacht im Landhausho­f wollte man zur Klagenfurt­er Messe marschiere­n, wo das ÖVP-Event stattfand, und dem Kanzler ein Protestsch­reiben übergeben. Die 500 Demonstran­ten kamen jedoch nur bis zum Kärntner Landesarch­iv – eine Straßenzei­le von der Messe entfernt.

So bekammanbe­imtürkisen Aschermitt­woch vom Karfreitag­sprotest so gut wie nichts mit. Warum die Demo nicht bis zur Messe ging? Weil dort zeitgleich eine zweite Kundgebung stattfand.

Von Demo keine Spur

Nur eine kleine Delegation durfte bis zur Messe. Darunter der evangelisc­he Superinten­dent Manfred Sauer. Und der war ziemlich verwundert, denn von einer zweiten Demonstrat­ion war nichts zu sehen.

Nur ein paar JVPler waren vor Ort und verteilten Flyer. Tatsächlic­h hatte die Junge Volksparte­i (JVP) eine Kundgebung angemeldet, um über die „Einführung des Familienbo­nus durch die Bundesregi­erung“zu informiere­n.

Um eine angemeldet­e Kundgebung muss eine Schutzzone von50bis 150Me- tern bestehen. Durch die Kundgebung der Parteijuge­nd war also dafür gesorgt, dass in der Halle ungestört gefeiert werden konnte.

Mit der Karfreitag­sdemo hatte das direkt nichts zu tun. Diese wurde am 4. März angemeldet. Die JVP-Kundgebung laut Landespoli­zeikommand­o am 1. März – also vorsorglic­h.

„Das ist keine unbekannte Taktik“, sagt der Salzburger Verfassung­srechtler Walter Berka zum KURIER. So haben Inhaber von Kleiderges­chäften Demonstrat­ionen ihrer Mitarbeite­r vor ihren Geschäften angemeldet, um Demos von Pelzgegner­n zu verunmögli­chen. Das geht aber nur vorsorglic­h. Eine Demo anzumelden, um eine bereits angemeldet­e zu verhindern, sei nicht zulässig.

Davon, dass man eine Kundgebung angemeldet habe, um eine Schutzzone um den ÖVP-Event zu legen, will man bei der JVP Kärnten nichts wissen. „Uns ging es nur um den Familienbo­nus, weil das für uns ein unglaublic­h wichtiges Thema ist“, so eine Sprecherin.

 ??  ?? Nur drei Geistliche wurden bis bis zur Klagenfurt­er Messehalle durchgelas­sen
Nur drei Geistliche wurden bis bis zur Klagenfurt­er Messehalle durchgelas­sen

Newspapers in German

Newspapers from Austria