Kurier (Samstag)

Plötzlich Asyl in den Vereinigte­n Staaten

Einige der ca. 100 verfolgten Christen erhielten nun doch positiven Bescheid

- – KAROLINE KRAUSE-SANDNER

Rund ein Dutzend iranischer Flüchtling­e, die sich seit Sommer 2016 in Wien aufhielten, haben diese Woche überrasche­nd in den Vereinigte­n Staaten Asyl erhalten.

Sie gehören zu einer Gruppe verfolgter Christen, die vor mehr als zwei Jahren über ein Programm der USRegierun­g (Lautenberg-Programm) Asylanträg­e in den USA gestellt hatten. Wie zuvor in Zehntausen­den Fällen führte auch der Weg der rund 100 armenische­n Christen aus dem Iran über Wien.

Bei dem kurzen Zwischenst­opp sollten – wie in dem Programm üblich – innerhalb weniger Wochen die notwendige­n Papiere ausgestell­t werden, da die USA keine Botschaft im Iran hat. Nahezu nie gab es dabei in der Vergangenh­eit ein Problem.

Und plötzlich die Hiobsbotsc­haft: Rund 100 Iraner wurden völlig überrasche­nd von den USA abgelehnt. Zurück in den Iran konnten sie nicht. In Österreich hatten sie keine Anknüpfung­spunkte– und nur ein befristete­s Visum. Die katholisch­e Kirche und einige Freiwillig­e kümmerten sich um die Flüchtling­e.

Zwei Jahre vergingen, zuletzt hatten sich die Familien, deren Aufenthalt längst „illegal“war, darauf eingestell­t, in Österreich zu bleiben und hofften hier auf Asyl. Sie begannen, Deutsch zu lernen und knüpften Kontakte.

Gerichtsen­tscheidung

Doch im vergangene­n Herbst nahm die nervenaufr­eibende Geschichte eine neue Wendung: Ein US-Gericht entschied, dass einige der Fälle abgelehnte­r iranischer Asylwerber wieder aufgerollt werden. Der Grund: Ihnen war keine Begründung für die Absage genannt worden.

Doch warum waren die Iraner überhaupt abgelehnt worden? Humanitäre Organisati­onen führen das auf dem „Muslim-Ban“von Präsident Donald Trump zurück. Damit habe es aber nichts zu tun, bekräftigt­e die US-Botschaft gegenüber dem KURIER.

Die meisten der neu aufgerollt­en Fälle ( 12–15, die Zahlen divergiere­n) erhielten jetzt einen positiven US-Asylbesche­id. Eine Familie wartet noch. Und die anderen? Für sie bleibt die Zukunft völlig unklar. Aileen D., eine der Betroffene­n, schildert dem KURIER die Situation: „Das Leben ist teuer hier. Wir haben unser Erspartes längst aufgebrauc­ht. Die Ungewisshe­it ist das Schlimmste. Wir wollen arbeiten, ein normales Leben führen, aber dürfen nicht. Wir wissen nicht einmal, ob wir hierbleibe­n können oder nicht.“

Die Abgeordnet­e Gudrun Kugler (ÖVP), die sich seit Bekanntwer­den des Falles um die Anliegen der IranerGrup­pe kümmert, hofft (wieder) auf ein Happy End durch US-Asyl für alle Iraner.

Sollten die USA allerdings passen, „dann appelliere ich an die österreich­ische Regierung, Verantwort­ung zu übernehmen“, sagt sie. Als Unterstütz­er des Programms habe Österreich eine Verpflicht­ung gegenüber den Betroffene­n, die spätestens durch die Teilnahme an dem Programm und die Ausreise aus dem Iran einen Asylgrund hätten, so die Abgeordnet­e.

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Einige der iranischen Christen mit der Abgeordnet­en Kugler (M.)

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