Kurier (Samstag)

Schwerste Vorwürfe gegen den WWF

Indigene Bevölkerun­g soll aus den Nationalpa­rks brutal vertrieben worden sein

- – SUSANNE BOBEK

Der WWF, World Wide Fund For Nature, steht seit dieser Woche am Pranger, es geht um Mord, Folter und Waffenhand­el. Brutale Wildschütz­er sollen sich mit ebenso brutalen Wilderern in manchen Gegenden Afrikas und Asiens einen Privat- Krieg geliefert haben. Indigene Bevölkerun­gsgruppen sollen aus den Nationalpa­rks mit brutalster Gewalt vertrieben worden sein: Sie wurden eingeschüc­htert, misshandel­t, sogar gefoltert und dann wurden ihre Häuser und Hütten zerstört.

Das behauptet das USMagazins BuzzFeed News nach einjährige­r Recherche. Die internatio­nale Dachorga- nisation des WWF hat eine unabhängig­e Untersuchu­ng der Vorwürfe durch eine Londoner Anwaltskan­zlei für Menschenre­chte angekündig­t. Der WWF Deutschlan­d gibt sich bestürzt und hat den ehemaligen Menschenre­chtsbeauft­ragten der Bundesregi­erung, Markus Löning, zur Aufarbeitu­ng hinzugezog­en.

Allerdings sind nicht alle Anschuldig­ungen neu. Denn auch nachdem der WWF von Menschenre­chtsverlet­zungen erfuhr, soll die Zusammenar­beit mit kriminelle­n Wildhütern fortgesetz­t worden sein, etwa im kongolesis­chen Salonga-Nationalpa­rk – einem Gebiet, in dem die deutsche Regierung die Arbeit der Naturschüt­zer seit Jahren mit Mitteln in Millionenh­öhe fördert.

Die Umweltschü­tzer rechtferti­gen sich, dass in vielen Projektgeb­ieten schwierigs­te Bedingunge­n vorherrsch­ten. Aber: „Niemand darf beim Kampf gegen Wilderei und die Zerstörung unserer Natur selbst zum Täter werden“, heißt es in einer Stellungna­hme der Organisati­on.

Adelige Großwildjä­ger

WWF-Kenner und Kritiker, wie der deutsche Filmemache­r Wilfried Huismann, behaupten allerdings, dass „die Brutalität Tradition hat“. Der WWF wurde Anfang der 1960er Jahre von adeligen Großwildjä­gern mitbegründ­et, die in Afrika riesige Jagdrevier­e hatten. Huismann sagt im Spiegel: „Auch nach der Befreiung dieser Länder hatten diese Gebiete, die dann Nationalpa­rks genannt wurden, den Charakter postkoloni­aler Besitzunge­n.“

Zu den führenden Köpfen des WWF gehörten übrigens Prinz Philip von Großbritan­nien und Prinz Bernhard aus den Niederland­en.

Wilddiebe wurden offenbar schon immer gejagt, im Krüger-Nationalpa­rk war zum Beispiel eine britische Söldnerfir­ma namens KAS engagiert, die während der Apartheid auch Jagd auf Anhänger des verbotenen ANCs machte. Für Huismann ist der WWF „ein rassistisc­hes Modell des Naturschut­zes“. Der WWF hat ihm dafür Heerschare­n von Anwälten an den Hals gehetzt, doch der Mann lässt nicht locker. Derzeit wettert er vor allem gegen das vom WWF zertifizie­rte Gütesiegel MSC für nachhaltig­en Fisch. Der WWF ist übrigens eine Stiftung und hat derzeit 90 Büros in 40 Ländern.

 ??  ?? Elefanten bei der Voi Wildlife Lodge im Tsavo-Nationalpa­rk in Kenia
Elefanten bei der Voi Wildlife Lodge im Tsavo-Nationalpa­rk in Kenia

Newspapers in German

Newspapers from Austria