REPORTAGE
Das Partnerland Malaysia sorgte auf der ITB, der größten Reisemesse der Welt, gleich zum Auftakt für Aufregung. Auf die Frage, ob Homosexuelle in seinem Land sicher seien, wusste der zur Eröffnung angereiste Tourismusminister keine rechte Antwort. Auf Nachfrage sagte er zum Thema Homosexualität: „Ich glaube, wir haben so etwas nicht in unserem Land.“Überhaupt sei die ITB nicht der richtige Ort, um solche Themen zu diskutieren.
Auf der ITB in Berlin geht es – zumindest offiziell – nicht umPolitik oder gar Probleme. Hier geht es um die Illusion der heilen Welt. Die Malediven werben mit haushohen Bildern unberührter Unterseewelten, in Botswana laufen in Endlosschleife Videos von Löwen und Elefanten in freier Wildbahn, Peru präsentiert sich als „reichstes Land der Welt“. Gemeint ist die Natur, die man wahlweise am Rad, im Boot oder in Wanderschuhen erleben kann. Aktivurlaub abseits der touristischen Trampelpfade ist derzeit ein Top-Seller.
Ziel Eiserner Vorhang
„Die Zielgruppe 50-Plus hat schon viel gesehen und will wissen, was es zwischen den touristischen Highlights noch gibt“, sagt Hannes Weitschacher von Weinviertel Tourismus. Der Österreicher steht amStand der Tschechen und wirbt für den „Iron Curtain Trail“(ein Radweg entlang des gesamten ehemaligen Eisernen Vorhangs) – genauer gesagt für den Abschnitt entlang der österreichisch-tschechischen Grenze. Mehr als zwei Millionen Euro sind in den Abschnitt geflossen, auch dank EU-Förderungen. „Wir erwarten bis zu 10.000 Gäste im Jahr“, sagt Weitschacher. Derzeit radeln viele entlang des Eisernen Vorhangs durchs Baltikum. Der finnisch-russische Teil ist mehr etwas für Abenteurer – Hotels sucht man oft vergeblich.
WaldbaderausderStadt
So viel Natur ist dem wohlstandsverwahrlosten Großstädter tendenziell suspekt. Viele wissen gar nicht mehrso recht, was sie im Wald tun sollen. Sie gehören zur Zielgruppe von Helmut Wolf, der zum Waldbaden ins Saarland einlädt. Nicht nur Familien kommen zu seinen fünftägigen Seminaren in den Biosphärenpark Bliesgau, auch Firmen schicken ihre Mitarbeiter in den Wald. Zum Teambuilding, Baum fällen und Floß bauen inklusive.
Auf der ITB kann man sich am Saarland-Stand als Einstieg schon einmal eine Weißtanne aussuchen, die der Förster später im Stadtwald einpflanzen wird. Die GPSKoordinaten bekommt der Baumpate später per eMail zugestellt – für den Fall dass Zurück in die Natur: Das Saarland lädt Großstädter zum Waldbaden ein. Kenianer werben in bunten Trachten für eine Safari in Afrika