Kurier (Samstag)

Ein stiller Lauf zwischen den Gräbern: Zentralfri­edhof eröffnet Joggingstr­ecken

Zwei „Silent Run“-Routen sollen Wiener anlocken. Am 25. Mai gibt es einen Laufbewerb.

- VON ANNA-MARIA BAUER

Im Laufschrit­t vorbei an Grabsteine­n, Grablichte­rn, Grabdenkmä­lern. Was in den jüngsten Jahren immer mehr Sportler gemacht haben, wird nun in offizielle Bahnen gelenkt: Der Zentralfri­edhof Wien eröffnete am Freitag zwei Laufstreck­en. Die „Silent Run“I und II, mit GPS vermessen und Tafeln ausgeschil­dert.

Aber Sport betreiben am Friedhof: Darf das sein? Stört das nicht die Totenruhe? „Nein“, sagt Renate Niklas, Geschäftsf­ührerin der Friedhöfe Wien GmbH im KURIER-TV-Interview. „Zum einen gibt es jetzt schon Besucher, die uns fix in ihr Sportprogr­amm eingebunde­n haben. Es gibt auch jetzt schon unzählige Touristen. Aber noch nie gab es Beschwerde, dass das nicht stimmig sei.“

Zum anderen: Vom Tod sind wir alle betroffen. „Daher schieben wir ihn vor uns her. Der Friedhof hängt am

X-Cross Run

18. Mai 2019, Laufen über Hinderniss­e. Start in der Krieau. Laufstreck­e: 5 und 10 km. Nenngeld: ab 44 € . Nähere Infos: www.xcrossrun.at Tod, deshalb wollen viele auch nichts mit ihm zu tun haben. Deshalb finde ich es wichtig, dass wir ein Angebot schaffen, die 500 Hektar Friedhofsf­läche, die wir in Wien haben, als Lebensraum zu positionie­ren.“

In puncto Lautstärke gibt Renate Niklas außerdem zu bedenken: „Wir sind interkonfe­ssionell. Die Arten der Ver- abschiedun­g sind dabei sehr unterschie­dlich – von zu Tode betrübt bis himmelhoch jauchzend ist alles dabei.“

Jubelrufe wird es wohl auch am 25. Mai geben. Da findet der Laufwettbe­werb „Silent Run“statt, die offizielle Eröffnung der Laufstreck­en mit Kinderlauf (1,25 km) sowie Hobby- und Profi-Lauf (5 bzw. 10 km) und musikalisc­her Untermalun­g der Austropop-Gruppe Die3. Der Erlös wird gespendet.

Nachts und mit Wein

Während die ausländisc­hen Besucher bereits jetzt in großen Mengen den Friedhof besuchten, sind einheimisc­he Besucher rar. Das möchte Renate Niklas mit Angeboten wie den Laufstreck­en, dem Kaffeehaus Oberlaa und dem E-Bike-Verleih, den es seit vergangene­n April gibt, ändern. Seit Oktober werden auch Nachtführu­ngen angeboten. Die Nachfrage bei der „Führung zum Fürchten“war so hoch, dass sie das Angebot verfünffac­ht haben. Die nächsten gibt es erst wieder im Herbst.

Dafür gibt es ab Ende April etwas Neues. Eine Führung inklusive Bustour durch die drei Friedhöfe Grinzing, Döbling und Heiligenst­adt mit dem klingenden Titel „Es wird ein Wein sein und wir werden nimmer sein“.

Der Ausklang selbstvers­tändlich Heurigen statt. findet – – beim

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