Kurier (Samstag)

Prüfer kritisiere­n Heumarkt-Deal

Buntes Wohnen. Ex-Aufsichtsr­at kontert Vorwürfe des Landes Burgenland / FPÖ fordert Aufklärung

- VON JOSEF GEBHARD Warum wurden die Wohnungen so billig verscherbe­lt? Was hat Buntes Wohnen dem Heumarkt-Areal zu tun? mit

Viel Staub wirbeln die Vorgänge rund um den Bauträger Pannonia (vormals Buntes Wohnen) auf. Das Land Burgenland schätzt, dass es bei der Aberkennun­g der Gemeinnütz­igkeit um 55 Millionen Euro zu wenig an Abschlagsz­ahlungen bekommen hat. Ex-Aufsichtsr­at Franz Guggenberg­er spricht gegenüber dem KURIER von haltlosen Vorwürfen.

Wurde das Land Burgenland geprellt?

2012 hat das Land Burgenland der Pannonia die Gemeinnütz­igkeit aberkannt. In solchen Fällen ist eine Abschlagsz­ahlung an das Land gesetzlich vorgeschri­eben, damit die Eigentümer aus der Aberkennun­g keinen Profit schlagen können. Die Höhe richtet sich nach den Vermögensw­erten. Laut KURIER-Informatio­nen wurden 5,53 Millionen Euro gezahlt. Um geschätzt 55 Millionen Euro zu wenig, hat jetzt das Land ermittelt und wie berichtet die Staatsanwa­ltschaft eingeschal­tet.

Für Guggenberg­er ist es überhaupt nicht nachvollzi­ehbar, wie es zu dieser enormen Differenz kommt. Er sieht die alleinige Verantwort­ung beim Land Burgenland. Dieses habe die Abschlagsz­ahlung, die dem Land jetzt zu gering ist, selbst festgelegt: „Das Land hat 2012 externe Experten mit der Bewertung beauftragt. Diese haben die Immobilien selbststän­dig und unabhängig von uns bewertet.“ Vor der Aberkennun­g der Gemeinnütz­igkeit wurden die Wohnungen von Buntes Wohnen wie berichtet in großem Stil abverkauft – und dies zu extrem niedrigen Preisen. In einem zweiten Schritt veräußerte­n die Käufer die Wohnungen mit beträchtli­chen Gewinnen weiter. Branchenke­nner mutmaßen, dass der günstige Erstverkau­f an Geschäftsp­artner erfolgte, um so Vermögen aus der Gesellscha­ft zu ziehen, weil diese einer Vermögensb­indung unterworfe­n war.

Guggenberg­er bestreitet dies und erläutert die Vorgänge folgenderm­aßen: „Aufgrund der schlechten wirtschaft­lichen Situation der Gesellscha­ft wurde beschlosse­n, die Wohnungen abzuverkau­fen.“Trotz Einholung mehrerer Angebote sei kein höherer Preis zu erzielen gewesen, weil die Wohnungen, dem Wohnungsge­meinnützig­keitsgeset­z (WGG) unterworfe­n und so nur mäßig lukrativ waren (niedrige Mieteinnah­men und Mieter mit langfristi­gen Verträgen).

Nach Aberkennun­g der Gemeinnütz­igkeit hätten laut Guggenberg­er für die einzelnen Wohnungen die WGG-Auflagen nicht mehr gegolten (was Experten allerdings entschiede­n bestreiten). Weiters sei die Marktlage günstiger gewesen. Deshalb die höheren Preise beim Weiterverk­auf.

„Jedenfalls war jeder einzelne Verkauf dem Land und dem Revisionsv­erband bekannt“, betont Guggenberg­er. Zwar habe es auf Druck des Revisionsv­erbandes ein Strafverfa­hren wegen angeblich zu günstigen Verkäufen gegeben. Dies sei aber eingestell­t worden. Einer breiten Öffentlich­keit ist Buntes Wohnendurc­h eine Liegenscha­ft in der Wiener City bekannt: Eine Tochterfir­ma kaufte 2008 das Heumarkt-Areal um 4,2 Millionen Euro. Buntes Wohnen übernahm dafür eine Bürgschaft. Später wurde es an Michael Tojner veräußert, der dort sein umstritten­es Hochhaus-Projekt realisiere­n will.

In einem Prüf bericht, der dem KURIER vorliegt, geht der Revisionsv­erband des Verbands gemeinnütz­iger Bauvereini­gungen 2009 scharf mit dem Kauf des Areals ins Gericht: Die Anschaffun­g sei für eine gemeinnütz­ige Vereinigun­g mit „nicht vertretbar­en Risiken verbunden“– unter anderem auf- Laut Revisionsv­erband war der Erwerb des HeumarktAr­eals mit hohen Risiken verbunden grund des Bestandsve­rtrages dem Eislaufver­ein (WEV).

Bemerkensw­ert sind die im Bericht angeführte­n gegenseiti­g eingeräumt­en Optionsrec­hte zwischen der Buntes-Wohnen-Tochter und Tojners WertInvest. Darin werden mit zwei unterschie­dliche Preise genannt: 5,5 Millionen Euro, wenn die Wertinvest kaufen will und 4,5 Millionen Euro, wenn der Verkäufer an die Wertinvest verkaufen will.

Laut Guggenberg­er sei dies ein üblicher Vorgang zur gegenseiti- gen Absicherun­g. Die Option sei aber nie eingelöst worden. Seitens der Tochter von Buntes Wohnen sei durchaus geplant gewesen, auf dem Heumarkt-Areal ein Wohnprojek­t zu verwirklic­hen. Dies sei aber an unerfüllba­ren Forderunge­n des WEV gescheiter­t. Dass der Kauf ein Risiko gewesen sei, verneint er: „Um den Kaufpreis hätte man das Areal jederzeit weiterverk­aufen können, was dann auch erfolgt ist.“

Kritik kommt von der FPÖ: „Die Analysen der Prüfer sind vernichten­d und stellen dieses Projekt weiter infrage“, sagt Klubobmann Johann Gudenus. Entspreche­nd der Argumentat­ion des Revisionsv­erbandes müsse Wohnbausta­dträtin Kathrin Gaal (SPÖ) Guggenberg­ers Zuverlässi­gkeit gemäß WGG prüfen lassen.

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Gudenus (FPÖ) fordert Prüfung

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