Junge Kunst im Geiste Liszts
Liszt Festival Raiding. Eine neue, herausragende Generation beweist ihr Können am Klavier
In Raiding brachte sich Franz Liszt mit sieben Jahren das Notenschreiben bei. In Wien lernte er von Antonio Salieri und Karl Czerny, da war er gerade einmal zehn. Mit zwölf ging er mit seinen Eltern nach Paris und wurde dort bald als „Le petit Litz“berühmt. Aber das war erst der Anfang. Danach ging es für Franz Liszt erst richtig los – mit der Musik, mit dem Ruhm und dem Reisen.
Franz Liszt war ein Leben lang viel unterwegs, machte ausgiebige Tourneen, wohnte unter anderem in Frankreich, der Schweiz und in Italien. Zuhause, so kann man es in seinem Fall getrost sagen, war er in Europa.
Seit 2006 kehrt der Kosmopolit und Grenzgänger jedes Jahr dahin zurück, wo 1811 alles begann – an seinen Geburtsort im Burgenland. Das Liszt Festival Raiding hat seit seiner Gründung den Anspruch, die internationale Plattform für die Auseinandersetzung mit Franz Liszts Werk zu sein. Heute hat es längst den Ruf, dieses Versprechen jedes Jahr einzulösen.
Allein das Ambiente macht das Festival so besonders. Die Konzerte finden im beschaulichen Raiding statt – im neuen Konzertsaal gleich neben dem historischen Liszt-Geburtshaus. Hier treffen ländliches Idyll und moderne Architektur aufeinander.
Der Geist Franz Liszts ist bei der diesjährigen Ausgabe, die am 22. März mit einem Konzert des Liszt Festival Orchesters beginnt (siehe Bericht unten), nicht nur ob ihres internationalen Formats präsent. Das Kernstück der Festivalsaison 2019 ist der Klavierzyklus, den die Intendanten Johannes und Eduard Kutrowatz konzipiert haben.
Spitzenklasse aus zehn Ländern
Im März, Juni und Oktober gibt es Konzerte junger, renommierter Pianistinnen aus aller Welt zu sehen und hören. „Der Klavierzyklus zeigt sich international und auf höchstem künstlerischen Niveau“, sagt Eduard Kutrowatz, „die Meisterpianistinnen und Preisträger der renommiertesten Klavierwettbewerbe, die heuer in Raiding spielen werden, kommen aus zehn Ländern und präsentieren einen einzigartigen Streifzug durch den Kosmos der Klavierwerke Franz Liszts.“
Am 24. März gastiert etwa die junge Französin Lise de la Salle im Franz Liszt Konzertsaal. Bei de la Salle zeigte sich ihr Ausnahmetalent – wie bei Liszt – bereits sehr früh. Mit vier Jahren lernte sie Klavier spielen, gab mit neun ihr erstes eigenes Konzert und gewann mit zwölf erstmals einen Klavierwettbewerb. Heute ist Lise de la Salle eine der gefragtesten Konzertpianistinnen weltweit. Sie trat in den wichtigsten Sälen der Welt auf – in der Berliner Philharmonie ebenso wie im Met Museum in New York und dem Wiener Musikverein. Bei der Matinee in Raiding wird sie ein reines Lisztprogramm spielen. Ebenfalls noch im März, am 30. nämlich, präsentieren sich drei weitere junge Musiker dem Festivalpublikum: Alexander Ullmann, Minsoo Hong und Dina Ivanova, die Gewinner der Franz Liszt Piano Competition in Utrecht. Die Sieger des Wettbewerbs arbeiten drei Jahre lang mit Mentoren, reisen und haben internationale Auftritte. Da passt es nur zu gut, dass sie in Raiding einen Abend lang die Musik Franz Liszts in die Gegenwart tragen werden.
Im Juni folgen zwei weitere Klavierkonzerte. Dann sind die amerikanische Pianistin Claire Huangci, die vergangenes Jahr den berühmten Concours Géza Anda Zürich gewann und die Russin Anna Volovitch, die schon den Internationalen Tschaikowsky-Wettbewerb in Moskau für sich entscheiden konnte, in Raiding zu Gast.
Im Oktoberzyklus wird Aleksandra Mikulska bereits zum dritten Mal mit Meisterwerken Chopins und Liszts konzertieren. Die Italienerin Saskia Giorgini wird im Liszt Konzertsaal vor allem Werke zweier berühmter italienischer Meister – Verdi und Donizetti – spielen.