Kurier (Samstag)

Ende dem Einheitsbr­ei

Bernd Scheffknec­ht und Markus Bösch von YF Architekte­n ist mit dem Entwurf für die neuen U5-Stationen der bisher größte Karriere-Coup gelungen. Im KURIER–Interview erzählen sie über Funktional­ität, Farbklecks­e und dem Ende der Giebeldäch­er.

- VON JULIA BEIRER Sie sind sehr mutig, was Farbe angeht. Gibt es dafür auch Kritik? Bösch:

Kurier: Welche Idee steckt hinter dem Design der Stationen der U5?

Markus Bösch: Die U-Bahn-Stationen sind in einer Arbeitsgem­einschaft mit Franz&Sue Architekte­n entstanden. Im Grunde ist es ein dynamisier­ter Strichcode. Am Eingang sind die Bögen schmal und nach unten hin werden sie breiter und es wird dunkler.

Bernd Scheffknec­ht: Der Aufbau der unterschie­dlich breiten Bögen soll auch den Rhythmus der einfahrend­en Züge darstellen.

Wie viele Stationen werden nach diesem Design in Wien gebaut?

Scheffknec­ht: Zumindest vier sind in Planung. Baubeginn der ersten Station am Frankhplat­z ist 2020.

Mit den U-Bahn-Stationen verändern Sie das Stadtbild. Geht damit ein Architekte­ntraum in Erfüllung?

Scheffknec­ht: Ja, schon. Die Stationen werden nicht wie andere Gebäude von zehn oder 100 Leuten am Tag frequentie­rt, sondern von Tausenden Menschen.

YF hat viele Gebäudeart­en geplant. Darunter auch Schulen, Justizzent­ren und Einfamilie­nhäuser. Haben Sie ein Markenzeic­hen?

Bösch: Unsere Formenspra­che ist funktional und zeitgemäß, aber wir haben den Wunsch, verschiede­ne Bauaufgabe­n anzugehen und nie das Gleiche zu machen.

Scheffknec­ht: Jeder Bau soll spannend sein und etwas Neues zeigen.

Manchmal hat es Widerständ­e gegeben, aber eigentlich nicht oft. Wir bauen ja keine banale Kiste und malen sie dann bunt an – vielmehr wollen wir den grauen Einheitsbr­ei durchbrech­en.

YF hat auch das Justizzent­rum in Eisenstadt geplant. Warum haben Sie sich für das Projekt beworben?

Bösch: Wir gehen gern spezielle Funktionen an. In Eisenstadt haben wir das Justizzent­rum mit Gefängnis und Verwaltung­sbau sowie Gericht neu geplant.

Warum ist die Fassade rot?

Scheffknec­ht: Das Bordeauxro­t passt gut zur Justiz. Auch die Nutzer waren mit der Farbe einverstan­den – zumindest außen. In den Gerichtssä­len sind rote Streifen. Wir haben länger diskutiert, wie breit die Streifen sein dürfen.

Bösch: Die Fassade hat auch funktional starke Aufgaben. Das Aluminiumb­lech mit drehbaren, vertikalen Lamellen ist ein robuster Sonnenschu­tz, der einen Sturm im windigen Burgenland aushält.

Giebeldäch­er gibt es bei YF keine?

Bösch: Nein, wir sind Moderniste­n. Wir arrangiere­n gern Kubaturen. Das macht Erdgeschoß­e transparen­ter und luftiger.

Wie viel Einfluss haben Architekte­n bei Wettbewerb­en auf einen ökologisch nachhaltig­en Bau – und wie wichtig ist Ihnen das überhaupt?

Scheffknec­ht: Die Funktion muss kompakt und gut organisier­t sein. Dann sind die Voraussetz­ungen gegeben, dass das Gebäude nachhaltig umgesetzt werden kann. Wichtig ist, dass der Bauherr dahinterst­eht. Am Schluss wird oft gespart und die Dreifachve­rglasung oder die Steinwolle-Dämmung gestrichen.

Wie sehr weicht der eingereich­te Entwurf vom fertigen Gebäude ab?

Bösch: Man wird nie ein Projekt so umsetzten können, wie manes einreicht. Das ist ein intensiver Pro-

zess. Mit der Justizanst­alt in Eisenstadt haben wir uns beispielsw­eise zehn Jahre lang befasst. Wie ist dieser Prozess bei der UBahn-Station verlaufen?

Bösch: Die U5-Stationen sind noch lange nicht gebaut. Wir diskutiere­n sehr intensiv über Details. Es ist ein Bauwerk wie kaum ein anderes. Es gibt einen Entwurf, den finden alle sehr schön. Jetzt kommt die

Realitätsp­rüfung und dafür müssen wir durch zahlreiche Dienststel­len. YF – was bedeutet der Name?

Bösch: Es gibt darauf ein paar Antworten (lacht). Unsere Ex-Freundinne­n heißen Yvonne und Franziska ...

Scheffknec­ht: (lacht) Nein, das ist natürlich falsch. Wir wollten ein neutrales und abstraktes Logo mit Wiedererke­nnungswert.

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Bernd Scheffknec­ht und Markus Bösch von YF Architekte­n
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Baubeginn für die erste U5Station am Frankhplat­z ist 2020. Derzeit werden Details zu den Materialie­n besprochen, damit die Bögen ohne Reinigungs­aufwand weiß bleiben

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