Kurier (Samstag)

Trump provoziert abermals neuen Konflikt in Nahost

US-Präsident will den von Israel annektiert­en Landstrich als Teil Israels anerkennen. Nicht nur die Araber sind empört

- SYRIEN – WALTER FRIEDL

für Entrüstung sorgte. Doch diesmal setzt er sich auch über Beschlüsse der UNO hinweg, die die Anerkennun­g der Annexion zurückgewi­esen hat.

Rückblende: Im Sechstage-Krieg 1967 (als die Nachbarn Israel angreifen) kämpfen sich israelisch­e Einheiten Stück für Stück vor und besetzen die Golanhöhen, rund 1700 km2. Eine Pufferzone zu Syrien wird seit 1974 von der UNO gesichert, von Anfang an dabei waren bis 2013 auch österreich­ische Blauhelme. 1981 annektiert Israel das Gebiet. Aus Protest dagegen kündigt der damalige US-Präsident Ronald Reagan ein strategisc­hes Kooperatio­nsabkommen mit Israel.

Mit seiner Entscheidu­ng bricht Trump mit der geübten Praxis nach dem Zweiten Weltkrieg, mit Gewalt annektiert­e Territorie­n nicht anzuerkenn­en. Kreml-Chef Wladi- mir Putin, der ebenso wie die anderen Schlüssels­taaten im Syrien-Krieg, also die Türkei und der Iran, den Schritt Washington­s verurteilt, darf sich klammheiml­ich freuen: Bei Kritik an seiner Einverleib­ung der ukrainisch­en Krim kann er jetzt stets auf die USA verweisen. Und Israel könnte sich ermutigt sehen, nun auch das gesamte Westjordan­land zu annektiere­n.

„Blutbad“

Mit seinem Golan-Vorstoß bringt der Poltergeis­t im Weißen wieder einmal ohne Not eine potenziell gefährlich­e Lawine ins Rollen. Das palästinen­sische Polit-Urgestein Saeb Erekat warnt vor „Desta- bilisierun­g“und einem „Blutbad in der gesamten Region“, die Arabische Liga von einer Verletzung „internatio­nalen Rechts“. Es ist schwer vorstellba­r, dass sie nach dieser Breitseite einem von den USA ausgearbei­teten Nahost-Deal zur Beilegung des palästinen­sisch-israelisch­en Konfliktes zustimmen wird. Es wird erwartet, dass Jared Kushner, der Schwiegers­ohn Trumps, nach der Wahl in Israel die USVorstell­ungen zur Beilegung der Jahrzehnte währenden Krise präsentier­en wird.

Wieder also ein paar unnötige Twitterzei­len, aber mit weitreiche­nden Folgen.

In der Sache selbst wird sich auf absehbare Zeit gar nichts ändern: Weder stehen Verhandlun­gen über die Zukunft des Golans auf der Agenda, noch gibt es Anzeichen, Israel könnte sich von dort zurückzieh­en.

Gewiss, im syrischen Bürgerkrie­gsland sind die schiitisch­e Hisbollah-Miliz und iranische Einheiten aktiv, die es mit Israel gar nicht gut meinen. Doch mit diesen Feinden kommen die kampferpro­bten Israelis, die ohnehin regelmäßig Luftangrif­fe auf Stellungen der Gegner f liegen, selbst zurande.

Also doch (pure) Wahlkampfh­ilfe? Im Interview mit Fox sagte Trump sinngemäß: Wahlen? Davon weiß ich nichts.

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