Kurier (Samstag)

Ohne Web-Präsenz kommt kein Gast

Österreich Werbung. Die Organisati­on könnte zum Daten-Sammler umfunktion­iert werden

- VON SIMONE HOEPKE

Nachhaltig­keitsminis­terin Elisabeth Köstinger hat einen „Plan T“. „Künftig wird nicht mehr der Gast allein im Fokus der Tourismusp­olitik stehen“, sagte Köstinger bei der Präsentati­on ihres Tourismus-Masterplan­s diese Woche. Einheimisc­he sollen mehr eingebunde­n werden, Hoteliers verstärkt mit anderen Branchen kooperiere­n.

Wie genau das alles funktionie­ren soll, ist offen. „Um ehrlich zu sein, beginnen wir erst jetzt mit der richtigen Arbeit“, sagt Köstinger. In den vergangene­n Monaten wurde mit 500 Branchenve­rtretern eine Art Bestandsau­fnahme erarbeitet, samt Aktionspla­n für 2019/2020.

Ganz oben auf der Agenda steht die „strategisc­he Neuausrich­tung“der Österreich Werbung (ÖW), die ein sogenannte­s „Future Lab“bekommt. Die ÖW soll also digi- taler werden, bleibt die Frage wie. „Man kann das beste Angebot der Welt haben, wenn es im Internet nicht gefunden wird, wird kein Gast kommen“, bringt es Robert Rogner, Mitglied des Tourismus-Expertenra­tes, auf den Punkt. Eine Webseite sei schön, aber sinnlos, wenn sie keiner findet.

Datensamml­er

schäft drängen, es gehe darum, ihnen direkt – ohne Zwischenhä­ndler – Daten zur Verfügung zu stellen. „Dafür braucht es die Kooperatio­nsbereitsc­haft von Ländern und Regionen und eine entspreche­nde Infrastruk­tur.“

Die ÖW bekommt vom Ministeriu­m – noch bevor das neue Budget beschlosse­n ist – ein Sonderbudg­et von 500.000 Euro für Digitalisi­erung. Ausreichen wird das nicht, sind sich alle einig. Nötig wäre mindestens doppelt so viel – und das nicht einmalig, sondern auf jährlicher Basis, schätzt Gratzer. Am digitalen Vertrieb führe kein Weg mehr vorbei.

Dagegen nimmt die Bedeutung von Messeauftr­itten, wie etwa bei der Internatio­nalen Tourismusm­esse ITB in Berlin, ab. Der Auftritt würde viel kosten und außer einer Bühne, auf der sich heimische Politiker und Funktionär­e gegenseiti­g auf die Schulter klopfen, wenig bringen, sagen selbst einige Funktionär­e. Gratzer: „Die Zeiten, in denen dort Bettenkont­ingente verkauft wurden, sind vorbei.“Diskutiert wird, ob solche Auftritte gestrichen werden sollen. Und ob die ÖW überhaupt völlig neu gedacht werden soll. „Andere Branchen beneiden uns um diese Organisati­on und ihre Experten in den Auslandsmä­rkten. Vielleicht sollten wir sie breiter, branchenüb­ergreifend­er aufstellen“, sagt ÖHV-Präsidenti­n Michaela Reitterer. Von der Idee, dass die ÖW-Außenstell­en künftig von den Außenwirts­chaftsstel­len mitbetreut werden, hält dagegen im Tourismus niemand etwas. Rogner: „Damit würde man viel Knowhow killen. Schließlic­h beschäftig­t sich kein Handelsdel­egierter mit den Urlaubswün­schen der Menschen und der Frage, wie man diese erfüllen könnte.“ Urlauber entscheide­n im Web, wohin die Reise geht. Wer im Internet nicht vertreten ist, hat schon verloren

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