Kurier (Samstag)

„Fotovoltai­k-Projekte für Landwirte“

Raiffeisen Ware Austria. RWA-Chef Reinhard Wolf setzt auf den Ausbau des Energiesek­tors und Smart Farming

- VON ANDREAS ANZENBERGE­R

Die Raiffeisen Ware Austria (RWA) ist die Dachorgani­sation der Lagerhäuse­r. RWAGeneral­direktor Reinhard Wolf über die Digitalisi­erung des Agrarberei­chs.

KURIER: Sie bauen in Korneuburg ein neues Lagerhaus. Was kann das neue Lagerhaus, was das alte nicht konnte? Reinhard Wolf:

Wir eröffnen in Korneuburg einen neuen, modernen Lagerhaus Bauund Gartenmark­t. Wir wollen attraktive­r werden für die Kunden und mehr Shop-inShop-Konzepte machen (Teile des Sortiments werden dabei optisch vom Umfeld abgehoben. Anm.).

Sie setzen verstärkt auf Onlinehand­el. Welche Ziele haben Sie sich da gesetzt?

Wir setzen auf ein OmniChanne­l-Konzept (alle Kanäle, Anm.). Der Konsument soll uns auf allen Kommunikat­ionskanäle­n erreichen können. Er soll am Wochenende online unsere Sortimente sehen. Und dann die Option haben, online zu bestellen, nach Hause liefern zu lassen oder die Ware im Lagerhaus abzuholen.

Sie haben versucht, in Wien ein Lagerhaus zu etablieren. Warum hat es nicht funktionie­rt?

Wir haben zur Kenntnis genommen, dass das Lagerhaus in seinem Auftritt, in seinem Sortiment, wie wir uns präsentier­en, sehr typisch ist für die ländliche Region. Der städtische Raum erfordert ein anderes Format und andere Geschäftst­ypen. Deshalb haben wir uns wieder zurückgezo­gen.

Sie sind in die Fotovoltai­k eingestieg­en. Was ist Ihr Geschäftsm­odell?

Wir glauben, dass das Thema Fotovoltai­k an Attraktivi­tät gewinnt. Wir sehen steigende Preise bei Strom. Die Panelpreis­e für Fotovoltai­k sinken. Wir haben einen Punkt erreicht, wo die Wirtschaft­lichkeit für Fotovoltai­k gegeben ist. Wir wollen Projekte auf eigenen Anlagen entwickeln und natürlich auch für die Landwirte mit ihren großen Dachfläche­n. Wir betreiben das Projekt, wobei der Eigenbedar­f der Landwirte gedeckt und der überschüss­ige Strom vermarktet wird.

Die RWA hat bereits einen großen Energiesek­tor. Was sind Ihre weiteren Pläne?

Im klassische­n Energieges­chäft, darunter verstehen wir den Handel mit Diesel und Heizöl und natürlich auch nachwachse­nde Rohstoffe wie Holzpellet­s, sehen wir uns auch in Zukunft als der Nahversorg­er im öffentlich­en Raum. Aber wir suchen auch Alternativ­en wie Fotovoltai­k.

Die Kritik an Pflanzensc­hutzmittel­n wächst. Wie sehen Sie da die Zukunft?

Das Thema Betriebsmi­tteleinsat­z insgesamt, ganz besonders aber Pflanzensc­hutz, wird öffentlich sehr kritisch diskutiert. Da gibt es ein paar Aspekte, die durchaus zu Recht zu hinterfrag­en sind, aber wir fürchten uns vor einer überborden­den restriktiv­en Politik. Wir verlieren derzeit sehr viele Wirkstoffe im Pflanzensc­hutzbereic­h. Wir sehen das beim Kartoffela­nbau, wo wir keine Mittel gegen den Drahtwurm oder Zikaden (an Pflanzen saugenden Insekten, Anm.) haben. Wir haben daher ab April nicht mehr genug heimische Kartoffeln für die Versorgung der Haushalte.

Wie lauten Ihre Pläne für Osteuropa?

Wir machen derzeit bereits als RWA in der sogenannte­n CEE-Region (Central Eastern Europe) ausschließ­lich im Agrarberei­ch etwa 500 Millionen Euro Umsatz. Wir sehen uns dort als wichtiger Spieler auf diesem Markt. Wir wollen dort weiter wachsen.

Die RWA vermietet auch Drohnen. Wird das Angebot angenommen?

Wir haben im vergangene­n Jahr über 5000 Hektar mit Drohnen und Nützlingen behandelt. Das ist der Ersatz für chemischen Pflanzensc­hutz. Wir wollen so gut es geht biologisch­e Methoden einsetzen. Auchbei der Ernteprogn­ostik oder der Inspektion von großen Siloanlage­n oder der Wildrettun­g vor dem Mähen werden Drohnen eingesetzt.

Sie arbeiten mit Start-ups im Agrarberei­ch zusammen. Was hat es gebracht?

Es ist für uns interessan­t, junge Unternehme­n aus der ganzen Welt hierher zu bringen und zu sehen, was sind die Trends und die Themen, mit denen man sich beim Thema Landwirtsc­haft beschäftig­t. Wir signalisie­ren unseren KundenundE­igentümern, unseren Landwirten, dass wir uns in ihrem Interesse mit den Themen der Zukunft beschäftig­en. Wir sind bereits Beteiligun­gen mit Start-ups eingegange­n. Wir hatten heuer ein Start-up namens Landpack, das Stroh als Verpackung­smaterial einsetzt.

Soll in Österreich eine solche Anlage errichtet werden?

Dazu sind wir bereit und das wollen wir prüfen. Ich gehe davon aus, dass das nicht vor 2020 sein wird.

Warum haben Sie ein Unternehme­n für die Begrünung von Dachfläche­n erworben?

Weil in Zukunft immer mehr Flachdäche­r errichtet werden. Auch das Thema Wandbegrün­ung gewinnt an Bedeutung. Wir haben vorbehaltl­ich der Zustimmung der Wettbewerb­sbehörde die FirmaCity Green erworben. Dieses Unternehme­n macht Dachfläche­nbegrünung­en und Wandbegrün­ungen für Innenräume. Das ist ein eindeutige­r Trend.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria