„Fotovoltaik-Projekte für Landwirte“
Raiffeisen Ware Austria. RWA-Chef Reinhard Wolf setzt auf den Ausbau des Energiesektors und Smart Farming
Die Raiffeisen Ware Austria (RWA) ist die Dachorganisation der Lagerhäuser. RWAGeneraldirektor Reinhard Wolf über die Digitalisierung des Agrarbereichs.
KURIER: Sie bauen in Korneuburg ein neues Lagerhaus. Was kann das neue Lagerhaus, was das alte nicht konnte? Reinhard Wolf:
Wir eröffnen in Korneuburg einen neuen, modernen Lagerhaus Bauund Gartenmarkt. Wir wollen attraktiver werden für die Kunden und mehr Shop-inShop-Konzepte machen (Teile des Sortiments werden dabei optisch vom Umfeld abgehoben. Anm.).
Sie setzen verstärkt auf Onlinehandel. Welche Ziele haben Sie sich da gesetzt?
Wir setzen auf ein OmniChannel-Konzept (alle Kanäle, Anm.). Der Konsument soll uns auf allen Kommunikationskanälen erreichen können. Er soll am Wochenende online unsere Sortimente sehen. Und dann die Option haben, online zu bestellen, nach Hause liefern zu lassen oder die Ware im Lagerhaus abzuholen.
Sie haben versucht, in Wien ein Lagerhaus zu etablieren. Warum hat es nicht funktioniert?
Wir haben zur Kenntnis genommen, dass das Lagerhaus in seinem Auftritt, in seinem Sortiment, wie wir uns präsentieren, sehr typisch ist für die ländliche Region. Der städtische Raum erfordert ein anderes Format und andere Geschäftstypen. Deshalb haben wir uns wieder zurückgezogen.
Sie sind in die Fotovoltaik eingestiegen. Was ist Ihr Geschäftsmodell?
Wir glauben, dass das Thema Fotovoltaik an Attraktivität gewinnt. Wir sehen steigende Preise bei Strom. Die Panelpreise für Fotovoltaik sinken. Wir haben einen Punkt erreicht, wo die Wirtschaftlichkeit für Fotovoltaik gegeben ist. Wir wollen Projekte auf eigenen Anlagen entwickeln und natürlich auch für die Landwirte mit ihren großen Dachflächen. Wir betreiben das Projekt, wobei der Eigenbedarf der Landwirte gedeckt und der überschüssige Strom vermarktet wird.
Die RWA hat bereits einen großen Energiesektor. Was sind Ihre weiteren Pläne?
Im klassischen Energiegeschäft, darunter verstehen wir den Handel mit Diesel und Heizöl und natürlich auch nachwachsende Rohstoffe wie Holzpellets, sehen wir uns auch in Zukunft als der Nahversorger im öffentlichen Raum. Aber wir suchen auch Alternativen wie Fotovoltaik.
Die Kritik an Pflanzenschutzmitteln wächst. Wie sehen Sie da die Zukunft?
Das Thema Betriebsmitteleinsatz insgesamt, ganz besonders aber Pflanzenschutz, wird öffentlich sehr kritisch diskutiert. Da gibt es ein paar Aspekte, die durchaus zu Recht zu hinterfragen sind, aber wir fürchten uns vor einer überbordenden restriktiven Politik. Wir verlieren derzeit sehr viele Wirkstoffe im Pflanzenschutzbereich. Wir sehen das beim Kartoffelanbau, wo wir keine Mittel gegen den Drahtwurm oder Zikaden (an Pflanzen saugenden Insekten, Anm.) haben. Wir haben daher ab April nicht mehr genug heimische Kartoffeln für die Versorgung der Haushalte.
Wie lauten Ihre Pläne für Osteuropa?
Wir machen derzeit bereits als RWA in der sogenannten CEE-Region (Central Eastern Europe) ausschließlich im Agrarbereich etwa 500 Millionen Euro Umsatz. Wir sehen uns dort als wichtiger Spieler auf diesem Markt. Wir wollen dort weiter wachsen.
Die RWA vermietet auch Drohnen. Wird das Angebot angenommen?
Wir haben im vergangenen Jahr über 5000 Hektar mit Drohnen und Nützlingen behandelt. Das ist der Ersatz für chemischen Pflanzenschutz. Wir wollen so gut es geht biologische Methoden einsetzen. Auchbei der Ernteprognostik oder der Inspektion von großen Siloanlagen oder der Wildrettung vor dem Mähen werden Drohnen eingesetzt.
Sie arbeiten mit Start-ups im Agrarbereich zusammen. Was hat es gebracht?
Es ist für uns interessant, junge Unternehmen aus der ganzen Welt hierher zu bringen und zu sehen, was sind die Trends und die Themen, mit denen man sich beim Thema Landwirtschaft beschäftigt. Wir signalisieren unseren KundenundEigentümern, unseren Landwirten, dass wir uns in ihrem Interesse mit den Themen der Zukunft beschäftigen. Wir sind bereits Beteiligungen mit Start-ups eingegangen. Wir hatten heuer ein Start-up namens Landpack, das Stroh als Verpackungsmaterial einsetzt.
Soll in Österreich eine solche Anlage errichtet werden?
Dazu sind wir bereit und das wollen wir prüfen. Ich gehe davon aus, dass das nicht vor 2020 sein wird.
Warum haben Sie ein Unternehmen für die Begrünung von Dachflächen erworben?
Weil in Zukunft immer mehr Flachdächer errichtet werden. Auch das Thema Wandbegrünung gewinnt an Bedeutung. Wir haben vorbehaltlich der Zustimmung der Wettbewerbsbehörde die FirmaCity Green erworben. Dieses Unternehmen macht Dachflächenbegrünungen und Wandbegrünungen für Innenräume. Das ist ein eindeutiger Trend.