Kurier (Samstag)

„Mit Herzog schaut alles viel positiver aus“

Munas Dabbur. Der Salzburg-Torjäger spricht über Israel und den neuen Teamchef aus Wien

- VON ALEXANDER STRECHA

Er schießt noch bis zum Sommer seine Tore für Salzburg, ehe er zum FC Sevilla wechselt. Am Sonntag trifft er mit Israel auf Österreich. Munas Dabbur, Schützenkö­nig der österreich­ischen Liga, will seine Torjägerqu­alitäten ausgerechn­et gegen seine Freunde und Kollegen ausspielen.

KURIER: Israel gegen Österreich – für Sie ein Spiel wie jedes andere? Munas Dabbur:

Nein, es ist natürlich besonders für mich, weil ich erstmals auf meine Salzburger Kollegen treffe. Ich habe noch nie gegen sie gespielt. Und natürlich ist es auch speziell für unser Trainertea­m aus Österreich.

Theoretisc­h könnten Sie – je nach Aufstellun­g – direkt auf Ihren Kollegen Ulmer treffen.

Vielleicht. Wir sind gute Freunde, und natürlich haben wir schon ab und zu darüber gesprochen. Das Duell wird wirklich interessan­t, wenn es dazu kommt.

Wie schätzen Sie das Kräfteverh­ältnis in der EM-Qualifikat­ions-Gruppe ein?

Wir wissen, dass wir nicht die Favoriten sind, das sind eher Österreich und vor allem Polen. Aber wir glauben daran, dass wir daheim gegen jeden aus dieser Gruppe gewinnen können.

Vergleiche­n Sie doch bitte den Fußball, wie er in Israel und in Österreich gespielt wird.

In Österreich ist die Intensität höher, vor allem physisch befindet man sich auf einem höheren Level. In Israel findet man aber sehr gute Techniker, die den Unterschie­d ausmachen können.

Sie haben mit Andi Herzog einen Österreich­er als Teamchef. Ist das eine besondere Konstellat­ion?

Es ist in der Tat etwas Besonderes. Ich kannte Andreas Herzog vorher nicht, ich kannte nur den Namen. Ich kann gut mit ihm, er ist ein super Typ und ein guter Trainer. Natürlich ist es ein Vorteil für uns, dass er den österreich­ischen Fußball so gut kennt. Für mich persönlich war es auch gut, dass er mich öfters in Österreich live gesehen hat. Er gibt mir jedenfalls viel Vertrauen.

Mit welcher Philosophi­e lässt Herzog spielen?

Es hat sich viel geändert, seit Herzog Trainer ist. Alles sieht viel positiver aus, die Spieler fühlen sich wohl, auf demPlatz undaußerha­lb. Dafür hat Herzog gesorgt. Ich denke, dass die Teams alles übereinand­er wissen. Wir pflegen einen schönen Fußball, versuchen in der Defensive nun stabiler zu agieren undweniger­Tore zuerhalten.

Fußball besitzt in Israel einen hohen Stellenwer­t. Sind auch die Erwartunge­n dementspre­chend hoch?

Ja, die sind immer sehr hoch, egal ob bei den Klubs oder rund um das Nationalte­am. Umgekehrt, wenn wir ein paar Spiele hintereina­n- der gewinnen, dann ist im Land eine Euphorie, kommendieL­euteins Stadion, herrscht eine tolle Stimmung. Natürlich haben wir Druck und die Erwartung ist sehr hoch in dieser Gruppe, weil wir nicht gegen die ganz großen Namen spielen müssen. Die Leute glauben daran, dass da für uns etwas möglich ist. Es ist vielleicht Zeit, etwas Großes zu machen.

Welche Ziele verfolgen Sie im Nationalte­am?

In den letzten Jahren habe ich nicht so viel gespielt, unter Andreas Herzog habe ich wieder mehr Chancen. Als Stürmer möchte ich natürlich regelmäßig treffen.

Kommen Sie oft nach Hause?

Meine Familie lebt in Nazareth. Wenn wir mit dem Team in Israel spielen, ist es für mich wie eine Heimkehr. Zwar nicht nach Nazareth, weil das Team immer in anderen Städten spielt, aber es kommen mich Verwandte und Freunde besuchen.

Wo ist Israel am Schönsten?

Für mich in Nazareth, meinem Zuhause. Wenn ich da bin, genieße ich es, obwohl ich eigentlich wenig Zeit habe etwas zu machen, weil mich immer so viele Leute besuchen. Das gefällt mir, das gibt mir Energie. Aber auch Tel Aviv ist sehr schön, oder Haifa, nur 25 Minuten von Nazareth entfernt.

Es kann durchaus heikel sein, einen israelisch­en Sportler über Politik zu fragen. Wie gehen Sie damit um?

Das hängt ganz von der Frage ab. Wenn ich darauf antworten kann, dann teile ich meine Meinung mit. Wir sind Fußballer, geben unser Bestes, um erfolgreic­h zu sein. Seit Herzog Teamchef ist, stehen wieder mehr Araber in der Startelf, zuletzt waren es fünf. Das hat es davor in dieser Form noch nicht gegeben. Das ist ein Unterschie­d. Wir fühlen jetzt, dass für uns alles möglich ist.

Sehen Sie den Fußball als Symbol des Miteinande­r?

Natürlich, er ist ein positives Beispiel. Fußball kann Leute zusammenbr­ingen, zumindest auf dem Platz für Frieden sorgen. Wenn ein jüdischer Spieler ein Tor erzielt, dann freue ich mich, umarme ihn und gratuliere ihm. Wenn ich als Araber treffe, freuen sich die anderen auch. Warum denn nicht?

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Streben nach Höherem: Munas Dabbur wird ab Sommer in der spanischen Primera División auf Torejagd gehen
 ??  ?? Doppelpass: Teamchef Herzog vertraut auf seinen Stürmer Munas Dabbur
Doppelpass: Teamchef Herzog vertraut auf seinen Stürmer Munas Dabbur

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