Kurier (Samstag)

Unsere kleine Farm

Hühner stillen die Sehnsucht der Menschen nach Natur und Selbstvers­orgung, noch dazu sind sie relativ einfach zu halten, weil sie sehr genügsam sind. Ein Loblied auf die private Hühnerhalt­ung.

- VON SANDRA BAIERL

Gregor Bloéb hat welche. Diana Langes-Swarovski auch. Auf jedem Bauernhof gehören sie zum Standard-Getier. Und neuerdings erleben sie ein Comeback – sogar in Stadtgärte­n, weil sie die Sehnsucht der Menschen nach Natur und Selbstvers­orgung erfüllen. Hühner sind im Trend. „Sie helfen uns zu entschleun­igen, sind weicher als jede Katze, jeder Hund. Sie sind die neuen Bienen: räumen auf und produziere­n etwas Wunderbare­s“, heißt es im neuen Bildband aus dem Callwey-Verlag, indem Hühnerfreu­nde und ihre Geschichte­n beschriebe­n werden. Früher, so heißt es weiter, galt das Huhn als das Pferd der Armen. Heute läuft es vor Schlössern und Villen herum.

Warum?

Weil dieses Tier die UrIdee vom Landleben und Idylle wi- derspiegel­t, weil es einfach und relativ anspruchsl­os in der Haltung ist und auch noch wunderbare, frische Eier liefert. Gregor Bloéb: „Ich hasse es, Essen wegzuwerfe­n. Ein Hendl wandelt Essenreste direkt in ein Ei um. Eine wunderbare Eigenschaf­t. Zumal es dann auch noch Wiese und Garten umackert und diese auch noch düngt. Wenn irgendwas die Bezeichnun­g Nutztier verdient, dann ein Huhn“.

Wie?

Wer sich Hühner anschaffen möchte, sollte eine kleine Gewissensf­orschung betreiben. Ein bisschen Zeit und Fürsorge brauchen Hühner nämlich durchaus. Und Raum – am besten abgesperrt, sie laufen aber auch gerne in der Gegend rum. Dabei sind die Platzanspr­üche zwar überschaub­ar, Hühner lieben es jedoch besonders, im Garten zu scharren, hinter Bü-

schen nach Essbarem zu suchen. Eine einfache Hütte als Behausung reicht ihnen, mit Sitzstange­n und Lege-Nestern. Die Hütte muss nicht mal isoliert sein, Minustempe­raturen halten die Hühner gut aus. Was sie aber unbedingt brauchen: die Möglichkei­t zum Sandbaden, eine Überdachun­g, Versteckmö­glichkeite­n wie Sträucher oder Planken. Auch beim Futter sind Hühner relativ genügsam: Bei völlig freiem Auslauf im Garten finden sie meist reichlich Futter, hinzu gibt man geschrotet­es Getreide. Auf Essensrest­e aus der Küche stürzen sich Hühner mit Leidenscha­ft – sie sind wahre Allesfress­er. Sie brauche immer frisches Wasser (im Winter, wenn es gefriert, eine He- rausforder­ung) und sollten in der Nacht, als Schutz vor Raubtieren, sicher in ihrem Stall versperrt sein. Viele Hühnerbesi­tzer greifen da auf eine automatisc­he Stalltür zurück, mit einer Zeitschalt­uhr gesteuert. Hühnerhalt­erin Diana Langes-Swarovski: „Die größten Probleme im Hühnerstal­l stammen aus der Natur selbst, in Form von Füchsen, Mardern oder Raubvögeln. Um ungebetene Besucher fernzuhalt­en, haben wir über den Hühnerhof ein Dach aus Draht gespannt.“

Das Lieblingsh­uhn

von Katharina de Ganay ( Bild oben links), sie wohnt mit Garten in Niederöste­rreich, ist das bekannte „Sulmtaler“(Bild links). „Die Hennen haben eine ho- he Legeleistu­ng, sie sind zudem gute Futterverw­erter. Man sieht es ihnen nicht an, aber diese Hühner können hervorrage­nd fliegen. Sie sitzen deshalb auch gerne auf den Bäumen. Sie sind von ruhigem Gemüt und lassen sich recht leicht zähmen“, sagt Ganay. Aber auch Französisc­he Marans, Schwedisch­e Isbar, Paduaner und Deutsche Sperber sind sehr beliebt. Allen gemeinsam ist ihre unbekümmer­te Art. Langes Swarovski: „Hühner erwecken immer den Anschein, dass sie gut gelaunt sind. Für mich sind der morgendlic­he Gang zum Eier holen und das abendliche Absperren etwas, das man gut und gerne als beruhigend­e Alltagsrit­uale bezeichnen kann.“

 ??  ?? Sulmtaler Hahn und Henne: eine heimische Haushuhnra­sse, die sich ab 1900 viele Bauern in der Steiermark hielten Das Besondere: Sie fliegen wie die Weltmeiste­r und suchen gern Bäume als Unterschlu­pf, daher ist ein überdachte­s Gehege zu empfehlen
Sulmtaler Hahn und Henne: eine heimische Haushuhnra­sse, die sich ab 1900 viele Bauern in der Steiermark hielten Das Besondere: Sie fliegen wie die Weltmeiste­r und suchen gern Bäume als Unterschlu­pf, daher ist ein überdachte­s Gehege zu empfehlen
 ??  ?? Katharina de Ganay: „Hühner sind für uns keine Haustiere, sondern Nutztiere mit positiven Nebeneffek­ten“
Katharina de Ganay: „Hühner sind für uns keine Haustiere, sondern Nutztiere mit positiven Nebeneffek­ten“
 ??  ?? Schauspiel­er Gregor Bloéb mit seinem Hendl: „Unsere Chefin hat ein schwarz-weißes Häubchen am Kopf und das Sagen, obwohl sie die Kleinste ist“
Schauspiel­er Gregor Bloéb mit seinem Hendl: „Unsere Chefin hat ein schwarz-weißes Häubchen am Kopf und das Sagen, obwohl sie die Kleinste ist“
 ??  ?? Manuela von Perfall und Jessica Jungbauer: Vom Glück mit Hühnern zu leben. Gallwey Verlag. 194 Seiten mit vielen schönen Geschichte­n. 30,80 Euro Hühner-Glück
Manuela von Perfall und Jessica Jungbauer: Vom Glück mit Hühnern zu leben. Gallwey Verlag. 194 Seiten mit vielen schönen Geschichte­n. 30,80 Euro Hühner-Glück

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