Kurier (Samstag)

Martina Ebm, Schauspiel­erin

Interview. MR-Film-Produzent Oliver Auspitz über den ORF, Streaming und neue Projekte

- VON CHRISTOPH SILBER

Für die ROMYNomini­erten wie Martina Ebm läuft der Abstimmung­scountdown. Die „Vorstadtwe­iber“drehen ab Juni eine neue Staffel.

Glanz und Elend der Jahrhunder­twende liefern die Kulisse für die internatio­nale TV-Produktion „Liebermann (Vienna Blood)“, die derzeit mit Matthew Beard („The Imitation Game“) und Juergen Maurer in englischer Sprache in Wien entsteht. Als Produzent ist von österreich­ischer Seite die MR Film federführe­nd. Co-Geschäftsf­ührer und ROMY-Gewinner Oliver Auspitz über neue Markt-Player, die Relevanz des ORF und Neues von „Vorstadtwe­iber“bis „Schnell“.

KURIER: Eine internatio­nale Produktion wie „Liebermann“zu stemmen, muss für einen österreich­ischen Produzente­n eine Herausford­erung sein. Oliver Auspitz:

Wir arbeiten mittlerwei­le oft auch mit nicht-österreich­ischen Partnern. Im Film- und TV-Bereich funktionie­rt die Achse etwa zwischen Österreich und Deutschlan­d schon lange. Über den deutschen Sprachraum hinaus eine Produktion aufzustell­en, das ist natürlich nochmals eine andere Herausford­erung.

Wie lange hat der Vorlauf zu „Liebermann“gedauert?

Mein Partner Andreas Kamm hat vor zehn Jahren begonnen. Dann haben wir die BBC-Connection aufgebaut, Rechte optioniert usw.

Wozu braucht es da den ORF?

Generaldir­ektor Alexander Wrabetz hat jüngst gemeint, ohne den ORF gäbe es die österreich­ische Filmwirtsc­haft nicht – das kann man mögen oder nicht, aber das ist definitiv so. Der ORF ist mit dem Geld, das er in österreich­ische Stoffe, Filme und Serien bereit ist zu investiere­n, immer die Anstoß-Finanzieru­ng – manchmal auch die Gesamtfina­nzierung. Ist der Heimat-Sender nicht dabei, wird es schwierig. Vielleicht wird das mal anders sein – es gibt ja erste Produktion­en österreich­ischer Privater, z.B. von ServusTV. Aber im Moment ist das kein Ersatz.

Die MR Film ist Spezialist im Historie-Genre. Sehr erfolgreic­h war zuletzt „Maria Theresia“. Wird es weitere Folgen geben?

Die Dreharbeit­en zu Teil 3und4begin­nen imMai. Laufen die gut, woran ich glaube, dann werden 2020 die Folgen 5 und 6 umgesetzt. Damit decken wir diese historisch prägende weibliche Persönlich­keit komplett ab.

Eine somit älter werdende Maria Theresia bringt wohl eine Besetzungs­änderung. Dafür wird die ehemalige Buhlschaft Stefanie Reinsperge­r kolportier­t?

Sie ist eine tolle Schauspiel­erin. Mehr ist dazu zur Zeit nicht zu sagen.

Ihre „Vorstadtwe­iber“laufen im ORF in der dritten Wiederholu­ng und funktionie­ren erneut. Was ist hier noch zu erwarten?

Das ist auch für uns erstaunlic­h, weil die Wiederholu­ngen doch in recht knappen Abständen gelaufen sind. Die Planung ist so, dass der ORF im Herbst die neuen Folgen der vierten Staffel zeigt. Fix ist, dass es danach weitergeht: An Staffel 5 wird derzeit geschriebe­n, der Drehstart ist für Mitte Juni geplant. Was eine mögliche sechste Staffel betrifft – soweit kann man im Grunde nicht vorplanen.

Ist es eine Frage der Quoten?

Ja, aber anders als man meinen würde. Bei den „Vorstadtwe­ibern“haben wir den Fall eines großen Erfolges, der viele aufmerksam gemacht hat. Deshalb müssen wir ständig kämpfen, alle Mitspieler am Brett zu halten. Ich beschwere mich jetzt aber nicht über den Erfolg.

Bei „Schnell ermittelt“sah es hingegen schon nach Ende aus.

„Schnell ermittelt“war und ist unser Baby, eine Herzensang­elegenheit aller Beteiligte­n. Wir waren uns im Team schon mehrmals einig, dass es das jetzt war, und überzeugen uns dann immer wieder selbst und auch der Liebe der Zuseher zu der Serie wegen, dass wir so nicht aufhören können. Wir gehen also voll Enthusiasm­us in einen Epilog, eine tatsächlic­h finale Staffel. Ich denke, dass wir im August drehen können.

Es gibt neue Player am Markt. Wie wirkt sich das aus?

Als Produzente­n haben wir uns gefreut, als Netf lix, Amazon Prime, Sky und Co begonnen haben, deutschspr­achigen Content zu produziere­n. Wir hatten anfänglich die Hoffnung auf ein Szenario, dass wir Inhalte, die der ORF mit Sky oder das ZDF mit Netf lix usw. produziere­n würde, umsetzen. Inzwischen sind wir überzeugt, dass das Ausnahmen sein werden. Man muss doch sehr genau unterschei­den, wer der Adressat einer Pro- duktion ist, also, ob Free-TV, Pay-TV oder Streaming, um Publikumse­rfolg zu haben. Was ist so eine Ausnahme?

Das war etwa „Babylon Berlin“, das 2018 bei der ROMY war und für ARD und Sky sehr gut funktionie­rt hat. Ein Beispiel, das in Entwicklun­g, aber weit fortgeschr­itten ist, ist „Das Netz – The Net“, das die Beta Film mit Red Bull vorantreib­t. Inhaltlich geht es ums internatio­nale FußballGes­chäft. Die MRFilmkönn­te hier eine von fünf Serien-Reihen, die zwar lokal, aber für den internatio­nalen Markt produziert werden, machen dürfen. Ziel ist, dass die lokale Serien-Reihe gut im frei empfangbar­en Fernsehen funktionie­rt. Will der Zuseher am Ende das große Ganze sehen, kann er alle fünf produziert­en Serien-Reihen auf einer Plattform anschauen.

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ROMY-Nominierte und -Gewinnerin­nen: Neue Staffel der „Vorstadtwe­iber“wird ab Juni gedreht
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Produzent Auspitz: Zielpublik­um muss definiert sein

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