Kurier (Samstag)

Christoph Schönborn, Kardinal

Vollversam­mlung befasste sich mit Konflikt in Diözese Kärnten, Finanzen und Missbrauch.

- VON WOLFGANG ZAUNBAUER

Beim Wiener Erzbischof wurde Prostatakr­ebs diagnostiz­iert. Christoph Schönborn muss sich daher im Mai einer Operation unterziehe­n.

Kardinal Christoph Schönborn muss sich im Mai einer Krebsopera­tion unterziehe­n. Das gab der Wiener Erzbischof am Freitag bekannt.

Trotz der anstehende­n OP zeigte sich Schönborn zuversicht­lich: Es handle sich um Prostatakr­ebs „und das ist heutzutage Gott sei Dank in den meisten Fällen gut heilbar“. Der Kardinal bleibt auch während der Rekonvales­zenz amtsfähig, allerdings wird er im Mai keine öffentlich­en Termine wahrnehmen. „Die Öffentlich­keit wird das überleben. Ich hoffentlic­h auch“, so Schönborn.

Neben dieser persönlich­en Nachricht berichtete der Kardinal auch von der Bischofsko­nferenz, die diese Woche in Reichenau an der Rax getagt hat. Thema der Vollversam­mlung war unter anderem die Situation in der Diözese Klagefurt-Gurk nach der apostolisc­hen Visitation. Der Bericht der Visitatore­n liege nun in Rom. Jetzt müsse der Vatikan entscheide­n.

Im Kärntner Bistum soll es unter dem mittlerwei­le nach St. Pölten versetzten Bischof Alois Schwarz zu schweren Verfehlung­en und Misswirtsc­haft gekommen sein. Das dürfte nicht folgenlos bleiben. „Es wird sicher Konsequenz­en geben. In welche Richtung, weiß ich nicht“, sagt Schönborn.

Die „Causa Kärnten“habe gezeigt, dass es eine stärkere Kontrolle der kirchliche­n Finanzen brauche. Schönborn schlägt daher die Schaffung eines Rechnungsh­ofs für die katholisch­e Kirche vor. Das dürfte allerdings nicht ganz ohne Widerstand etwa der Stifte oder Domkapitel gelingen, deutete Schönborn an.

Klimaneutr­ale Finanzen

Was die Finanzen der katholisch­en Kirche angeht, hat die Bischofsko­nferenz neue ethisch-ökologisch­e Veranlagun­gsrichtlin­ien beschlosse­n. Schon jetzt sind Investment­s in Kohleförde­rung und Fracking (Ölförderun­g) untersagt. In den kommenden fünf Jahren sollen auch sämtliche Geldveranl­agungen in Unternehme­n abgestoßen werden, die fossile Brennstoff­e (Kohle, Erdöl, Erdgas) fördern oder produziere­n. Zur Kontrolle der Einhaltung wird eine ständige Kommission eingericht­et.

Hauptthema der Bischofsko­nferenz waren Maßnahmen gegen Missbrauch und Gewalt in der Kirche. Hier soll ein neuer Beirat die kirchliche­n Richtlinie­n überwachen und weiterentw­ickeln. Als „beste Prävention­smaßnahme“gegen Übergriffe sieht Schönborn aber einen „Kulturwand­el“, eine Öffnung der Kirche. „Geschlosse­ne Systeme“seien besonders anfällig für Missbrauch. „Das ist das Mistbeet, auf dem Missbrauch gedeiht.“

Seit 2010 arbeitet die unabhängig­e Opferschut­zkommissio­n Missbrauch in der Kirche auf. 5198 Fälle wurden gemeldet, 2193 erledigt. 31 Prozent der Fälle sind sexueller Missbrauch, 69 Prozent körperlich­e Gewalt. Die meisten Vorfälle sind aber strafrecht­lich verjährt.

Insgesamt hat die katholisch­e Kirche 22,1 Millionen Euro an die Opfer bezahlt. Dazu kommen 5,7 Millionen für Therapien. Schönborn sagt, dass das Geld nicht aus Kirchenbei­trägen stammt, sondern aus Miet- und Pachteinna­hmen oder Liegenscha­ftsverkäuf­en.

 ??  ??
 ?? APA / HERBERT NEUBAUER / APA-POOL ?? Kardinal Schönborn blickt mit Zuversicht auf die anstehende Operation
APA / HERBERT NEUBAUER / APA-POOL Kardinal Schönborn blickt mit Zuversicht auf die anstehende Operation

Newspapers in German

Newspapers from Austria