Kurier (Samstag)

IM DIENSTE DER BIENE

Die kleinsten Nutztiere haben heute ihr eigenes medizinisc­hes Personal. Aktuell kümmern sich in Österreich schon 23 Bienenfach­tierärzte um die stark gefährdete­n Insekten.

- HENRIETTE HORNY

Wenn sich Anita Winkler auf den Dienstweg macht, gehören ein Hut mit Schleier, Handschuhe und ein Overall zu ihrer Grundausst­attung. Das sieht elegant aus, schützt sie aber vor allem vor möglichen Angriffen ihrer Patienten. Anita Winkler ist Fachtierär­ztin für Bienen, einer relativ neuen Sparte im Veterinärw­esen. Ein Arztbesuch mit einem Hund oder einer Katze ist dem menschlich­en sehr ähnlich. Wie hat man sich aber die Arbeit an den Bienen vorzustell­en? Werden Herztöne mit einem Insektenst­etoskop abgehört oder die Stichkraft des Stachels geprüft? „Nein“, wehrt Anita Winkler, die als Bienensach­verständig­e im steirische­n Bezirk Murau tätig ist, ab, „wir untersuche­n den Gesundheit­szustand der Völker, die Bienenstöc­ke und die Waben. Wir schauen uns die Entwicklun­gsstadien der Tiere an. Es werden aber auch einzelne Bienen untersucht, wenn man diese tot aufgefunde­n hat.“

Wertschätz­ung

Dass es unter den Tierärzten Spezialisi­erungen gibt, leuchtet ein. Wie aber kamen die Bienen zu der Ehre, die etwa den Hummeln oder den Mäusen verwehrt wird? „Den Bienen wurde diese Aufmerksam­keit aufgrund ihrer hohen Bedeutung für die Landwirtsc­haft zuteil. Im Ranking der wichtigste­n landwirtsc­haftlichen Nutztiere rangieren sie auf Platz drei, hinter den Rindern und den Schweinen“, erklärt die Fachfrau die hohe Wertschätz­ung für die kleinen Tiere. In die Kategorie Nutz- tiere werden sie wegen ihrer Honigprodu­ktion und ihres großen Anteils an der Bestäubung­sarbeit eingeordne­t.

Rückgang

Dass die Bienenpopu­lation zurückgeht, ist Fakt. Wer aber sind die Feinde, wer trachtet den Bienen nach dem Leben? „Es sind Klimawande­l, Monokultur­en und Insektizid­e, die die Immunität der Bienen schwächen“, sagt Winkler, „Bienen werden aber auch zunehmend von Milben geplagt. Chemische Mittel zur Milbenbekä­mpfung kommen dann immer erst nach der Honigernte im Herbst zum Einsatz“. Was den Umgang mit Insekten- und Unkrautbek­ämpfungsmi­ttel anbelangt, ist Aufklärung dringend nötig. „Wer sich mit Bienen beschäftig­t“, betont die Tierärztin, „kommt um die ökologisch­e Diskussion nicht herum.“

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 ??  ?? Anita Winkler macht sich für einen Patientenb­esuch bereit
Anita Winkler macht sich für einen Patientenb­esuch bereit
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