IM DIENSTE DER BIENE
Die kleinsten Nutztiere haben heute ihr eigenes medizinisches Personal. Aktuell kümmern sich in Österreich schon 23 Bienenfachtierärzte um die stark gefährdeten Insekten.
Wenn sich Anita Winkler auf den Dienstweg macht, gehören ein Hut mit Schleier, Handschuhe und ein Overall zu ihrer Grundausstattung. Das sieht elegant aus, schützt sie aber vor allem vor möglichen Angriffen ihrer Patienten. Anita Winkler ist Fachtierärztin für Bienen, einer relativ neuen Sparte im Veterinärwesen. Ein Arztbesuch mit einem Hund oder einer Katze ist dem menschlichen sehr ähnlich. Wie hat man sich aber die Arbeit an den Bienen vorzustellen? Werden Herztöne mit einem Insektenstetoskop abgehört oder die Stichkraft des Stachels geprüft? „Nein“, wehrt Anita Winkler, die als Bienensachverständige im steirischen Bezirk Murau tätig ist, ab, „wir untersuchen den Gesundheitszustand der Völker, die Bienenstöcke und die Waben. Wir schauen uns die Entwicklungsstadien der Tiere an. Es werden aber auch einzelne Bienen untersucht, wenn man diese tot aufgefunden hat.“
Wertschätzung
Dass es unter den Tierärzten Spezialisierungen gibt, leuchtet ein. Wie aber kamen die Bienen zu der Ehre, die etwa den Hummeln oder den Mäusen verwehrt wird? „Den Bienen wurde diese Aufmerksamkeit aufgrund ihrer hohen Bedeutung für die Landwirtschaft zuteil. Im Ranking der wichtigsten landwirtschaftlichen Nutztiere rangieren sie auf Platz drei, hinter den Rindern und den Schweinen“, erklärt die Fachfrau die hohe Wertschätzung für die kleinen Tiere. In die Kategorie Nutz- tiere werden sie wegen ihrer Honigproduktion und ihres großen Anteils an der Bestäubungsarbeit eingeordnet.
Rückgang
Dass die Bienenpopulation zurückgeht, ist Fakt. Wer aber sind die Feinde, wer trachtet den Bienen nach dem Leben? „Es sind Klimawandel, Monokulturen und Insektizide, die die Immunität der Bienen schwächen“, sagt Winkler, „Bienen werden aber auch zunehmend von Milben geplagt. Chemische Mittel zur Milbenbekämpfung kommen dann immer erst nach der Honigernte im Herbst zum Einsatz“. Was den Umgang mit Insekten- und Unkrautbekämpfungsmittel anbelangt, ist Aufklärung dringend nötig. „Wer sich mit Bienen beschäftigt“, betont die Tierärztin, „kommt um die ökologische Diskussion nicht herum.“