Kurier (Samstag)

Metro baut Zustellung aus

Österreich-Chef Xavier Plotitza über den Regionalit­ätstrend.

- VON SIMONE HOEPKE UND WOLFGANG UNTERHUBER

Xavier Plotitza ist seit November 2018 Chef von Metro Österreich und damit von zwölf Cash&Carry-Märkten mit insgesamt 2.100 Mitarbeite­rn. In seinem ersten Interview mit einer Tageszeitu­ng erklärt der neue Metro-Chef, wo er mehr Umsatz machen will und warum regionale Lebensmitt­el kein Verkaufssc­hmäh sind.

KURIER: Sie haben zwölf Standorte in Österreich, wer darf eigentlich bei Metro einkaufen? Xavier Plotitza:

Jeder mit einem Gewerbesch­ein. Mehr als die Hälfte unserer Kunden kommen aus der Gastronomi­e, aber auch viele Vereine und Selbststän­dige kaufen bei uns ein.

Alle reden von Regionalit­ät. Ist das echt oder nur Schmäh?

Regionalit­ät ist kein Schmäh, sondern Tatsache und betrifft nicht nur Obst oder Gemüse, sondern auch Fleisch und Trockenpro­dukte wie Brot oder Süßwaren.

Wann ist bei Metro ein Produkt regional?

Die Produkte müssen aus Österreich kommen. Und zwar aus einem Umkreis von 100 Kilometern rund um den Metro-Markt. Und die Hersteller müssen Kleinund Mittelbetr­iebe sein, mit maximal 50 Mitarbeite­rn.

Ist Regionalit­ät überall ein Thema oder nur bei uns?

Regionalit­ät ist generell ein Thema, hat aber in Österreich früher angefangen als zum Beispiel in Frankreich.

Schauen Kunden in der Gastronomi­e tatsächlic­h verstärkt auf das AMA-Gütesiegel oder sagen sie das nur in Umfragen?

Das wird tatsächlic­h immer wichtiger. Für Obst und Gemüse haben wir seit Jahren eine Partnersch­aft mit der Agrarmarkt Austria. Die werden wir ausbauen. Wie sehr sind Kunden bereit, für hochwertig­e regionale Produkte auch mehr zu bezahlen? Etwa bei Fleisch?

Fakt ist, dass Regionalit­ät für uns ein Umsatzbrin­ger ist und rund 20 Prozent ausmacht. Unsere nicht-regionalen Produkte wiederum kaufen wir aber auch sehr zielorient­iert ein. Bei Fleisch ist etwa Deutschlan­d ein wichtiger Zulieferma­rkt. Außerdem: Wir haben nicht nur Kunden im Premiumseg­ment. Wir haben auch Gastronomi­eKunden, die ein Menü um9,90 Euro anbieten wollen.

Wie genau wollen Kunden wissen, woher Produkte stammen?

Sehr genau. Mit unserer sogenannte­n Pro Trace App können Sie etwa die Herkunft unserer Fische genau zurückverf­olgen. Das Thema Herkunft gilt aber nicht nur für Lebensmitt­el, sondern auch für den sogenannte­n NonFood-Bereich.

Merkt Metro die schwächere Konjunktur­entwicklun­g?

Grundsätzl­ich nicht. Aber unser Geschäft ist mitunter antizyklis­ch. Der Jänner und Februar waren zum Teil besser als erwartet. In der Gastronomi­e sehen wir aber erstmals seit Jahren eine Wachstumss­tagnation. Das Zustellges­chäft wächst allerdings.

Wie viel Prozent macht das Zustellen von Ihrem Geschäft aus?

24 Prozent ist Zustellung, der Rest ist stationäre­r Cash & Carry-Handel. Wir wollen den Zustellant­eil in den kommenden zwei Jahren auf 30 Prozent erhöhen.

In welchen Regionen gibt es Wachstumsp­otenzial?

In manchen Tourismusg­ebieten, etwa in Salzburg oder in Kärnten. In diesen Regionen wollen wir mit unserem Zustellser­vice neue Kunden gewinnen, die wir mit unserem stationäre­n Cash & Carry-Konzept nicht optimal erreichen. Und Wien? Da sind wir Marktführe­r.

Warum soll ich als Gastronom, Hotelier oder Caterer ausgerechn­et bei Metro und nicht beim Mitbewerbe­r einkaufen?

Nur wir haben für unsere Kunden in Hotellerie, Gastronomi­e und Catering einen umfassende­n Non-Food-Bereich. Vom Geschirr bis zu Gartenmöbe­l. Unsere Kunden wollen nicht verschiede­ne Märkte abklappern, sondern alles in einem Markt einkaufen.

Wie viel Geschäft machen Sie abseits des Lebensmitt­elgeschäft­s?

Der Non-Food-Anteil liegt bei rund 20 Prozent und wir werden ihn weiter ausbauen. Wir konzentrie­ren uns auf die Bedürfniss­e der Gastronomi­ekunden. Anzüge und Babystramp­ler gibt es daher bei uns schon lange nicht mehr. Ausgebaut wird unter anderem das Segment der Elektroger­äte. Die Herausford­erung im Non-FoodBereic­h ist, dass man Platz im Geschäft braucht. Den haben viele unserer Konkurrent­en nicht.

Sie bieten den Gastronome­n auch eine Software für Tischreser­vierungen an. Kommt das an?

Seit ein paar Monaten wächst das Interesse sehr. Mit einem Spezialtea­m gehen wir mit DISH, unserem digitalen Services, in die Offensive.

Viele Touristen aus Asien sind Bargeld nicht mehr gewohnt. Was tut Metro in Sachen bargeldlos­es Zahlen?

Wir entwickeln im Konzern für unsere Gastro- und Hotellerie-Kunden bereits eigene Systeme dafür.

Kommt also AliPay oder WeChat?

Nein. Wir werden eigene Produkte anbieten.

Metro hat in Österreich eine Partnersch­aft mit der Bawag, damit ihre Kunden zu dieser Bank wechseln sollen. Warum macht man das?

Da geht es nicht nur um den Wechsel einer Bank. Es geht auch um Finanzieru­ng. Das sehen wir als Teil unseres Rundumserv­ices für unsere Kunden. Mit der OMV bieten wir besondere Konditione­n beim Abschluss einer Routex Tankkarte.

Woher wissen Sie eigentlich, was Ihre Kunden wollen?

Wir haben 90 Kundenbetr­euer, die täglich mit unseren Kunden in Kontakt sind. Und zwar persönlich und vor Ort in der Gastronomi­e. Da wird dann zum Beispiel besprochen, ab wann genügend heimischer Spargel für die Spargelwoc­hen verfügbar ist.

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Xavier Plotitza definiert Regionalit­ät: „Die Produkte müssen aus einem Umkreis von 100 Kilometern rund um den Metro-Markt kommen“
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Metro-Österreich-Chef Xavier Plotitza im Gespräch mit dem KURIER

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