Kurier (Samstag)

Die Welt als virtuelle Foto-Spielwiese

Zerolens. Das Start-up hilft Firmen, sich mit fotografis­chen 3-D-Inhalten in sozialen Medien in Szene zu setzen

- VON MARTIN STEPANEK

Schöne Werbebilde­r zu produziere­n, ist aufwendig und teuer. In Zeiten von Instagram und Facebook, in denen Firmen ihre Kunden mit ständig neuen Foto-Beiträgen bei Laune halten müssen, wird die Erstellung profession­eller Inhalte gerade für kleine Unternehme­n zur unlösbaren Aufgabe. Das österreich­ische Start-up Zerolens will dies mit Software und Rechenleis­tung lösen.

Virtuelles Fotostudio

Wer sein Produkt, etwa eine Getränkedo­se, im Sand einer Karibikins­el bei Sonnenunte­rgang präsentier­en will, muss dafür kein Fotoshooti­ng vor Ort organisier­en. Stattdesse­n kann die Bildkompos­ition mit der Software des Start-ups bequem am Büro-PC oder Handy realisiert werden. „Wir wollen nicht, dass du dort Fotos machst, wo du gerade bist, sondern, was du dir gerade vorstellst“, erklärt Zerolens-Gründer Lukas Fechtig im KURIER-Interview.

Technisch gesehen funktionie­rt das so, dass das Objekt als dreidimens­ionales Abbild digitalisi­ert wird. Damit kann es in eine spannende Bildszene platziert und in dieser beliebig verschoben oder gedreht werden. Zerolens liefert die Auswahl von Hintergrün­den. Gleichzeit­ig sorgt die entwickelt­e Software dafür, dass Objekt und Hintergrun­d von Farbe und Beleuchtun­g so angepasst werden, dass das finale Foto aus einem Guss und absolut realistisc­h wirkt. In der dem KURIER gezeigten Demokonnte­n teilweise auch Objekte, die sich im gelieferte­n Hintergrun­dbild befanden, neu angeordnet werden. So konnte man Orangen und Zitronen in dem Bild beliebig verschiebe­n, um das eigentlich­e Produkt – eine Fruchtsaft­flasche – noch besser ins Szene zu setzen.

Vermischte Realität

Derzeit muss das Produkt als digitales 3-D-Objekt erstellt werden, bevor es in die fotografis­che Spielwiese platziert werden kann. Künftig soll das nicht mehr notwendig sein. „Man fotografie­rt das Objekt auf einem leeren Tisch. Die Software erkennt den Gegenstand, schneidet diesen aus und platziert ihn vor einen Hintergrun­d“, erklärt Zerolens-Mitgründer Mirko Vodegel. „Verändert man mit der Handykamer­a den Winkel, passt sich auch die Gesamtkomp­osition an. Das ist wie bei einem echten Foto-Shooting, nur viel schneller und günstiger.“Ein virtuell erstelltes Bild soll um den Faktor zehn billiger sein als die Beauftragu­ng eines Fotografen.

Die Gründer, die mit Zerolens gerade in das Wiener Start-up-Zentrum WeXelerate eingezogen sind, konnten bereits 235.000 Euro an Kapital aufstellen. Sie wollen Firmen, aber auch PR-Agenturen weltweit ansprechen. Den Vorwurf, dass mit der Lösung „gefälschte Bilder“erzeugt werden, lässt Fechtig nicht gelten. Schon jetzt werde in der Werbung viel mit Photoshop gearbeitet. Und selbst wenn ein Influencer sich mit einem Produkt vor den Eiffelturm stelle und ein Selfie mache, sei das komplett inszeniert. „Uns geht es nicht darum, Fake-Bilder zu erzeugen. Firmen sollen die Möglichkei­t bekommen, ihre Produkte in einen Kontext zu stellen, der für ihre Kunden interessan­t ist.“

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Nik Redl, Lukas Fechtig und Mirko Vodegel (v.l.n.r.) haben zerolens gegründet
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Diese Dose stand nie im Gras, die Software platzierte sie

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