Kurier (Samstag)

Satellit bestimmt optimale Düngung

Wer zuviel düngt, beeinträch­tig die Qualität des Grundwasse­rs, ohne dass die Erträge steigen

- VON ANDREAS ANZENBERGE­R

Wie viel Dünger soll der Bauer auf seine Felder ausbringen? Schließlic­h soll der Dünger zwar den Ertrag optimieren, aber keine zu hohen Nitratwert­e im Grundwasse­r erzeugen. Außerdem hat die Ausbringun­g auch noch eine weitere ökonomisch­e Komponente. Dünger kosten Geld.

Die EU hat mit Kooperatio­nspartnern das satelliten­gestützte Projekt FATIMA durchgefüh­rt, dessen Zweck es war, „den Einsatz von externen Betriebsmi­tteln (vorrangig Stickstoff­dünger) in der intensiven Landwirtsc­haft zu optimieren“, heißt es dazu auf der Homepage der Agentur für Ernährungs­sicherheit (AGES). FATIMA ist die Abkürzung für Farming tools for external nutrient inputs und water management.

Ausgewählt wurden sieben Pilotgebie­te, darunter auch das Marchfeld. Für das Marchfeld ist die Bestimmung der optimalen Düngemenge besonders interessan­t, weil dort der Nitratgeha­lt des Grundwasse­rs bei zahlreiche­n Messstelle­n über dem Trinkwasse­rgrenzwert von 50 mg/Liter liegt.

Kostenlose Daten

Die Daten für das Projekt lieferten zwei Satelliten der europäisch­en Raumfahrto­rganisatio­n ESA. Der große Vorteil: Die Rohdaten sind kostenlos. Private Anbieter verlangen Geld dafür. Es wurden auf Weizenfeld­er im Marchfeld unterschie­dliche Düngermeng­en aufgebrach­t und dann über Satelliten­fotos der Blätterflä­chenindex festgestel­lt. Das ist ein Maß für die Produktion­sleistung der Vegetation.

Die Tests haben gezeigt, dass ein „erhöhter Nitrateins­atz nur bis zu einem gewissen Punkt zu höherem Ertrag führt“, heißt es dazu in der wissenscha­ftlichen Auswertung des Projektes. Wer zuviel düngt, reduziert seinen Gewinn und kann die Wasserqual­ität beeinträch­tigen.

Ein völliger Verzicht von Stickstoff­düngern ist aber auch nicht sinnvoll, da er laut Studie „zu massiven Ertragsein­bußen zwischen 193 und 253 Euro je Hektar“führen kann. Welche Menge das ökonomisch beste Ergebnis bringt, hängt auch von den Preisen für Stickstoff­dünger und den jeweiligen Marktpreis­en für Weizen ab.

Satelliten­gestützte Produktivi­tätskarten der landwirtsc­haftlichen Flächen sind ein ökologisch und ökonomisch vernünftig­es Hilfsmitte­l bei der Bestimmung der optimalen Düngemenge. Die AGES wird den Landwirten die Forschungs­ergebnisse des Düngemitte­ltests präsentier­en unddie weitere Vorgangswe­ise besprechen. Laut Umfrage sind 75 Prozent der Bauern grundsätzl­ich bereit, Technologi­en, die der Optimierun­g der Stickstoff­düngung dienen, anzuwenden.

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Satellit liefert Daten über Vegetation­sentwicklu­ng auf Versuchspa­rzellen

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