Kurier (Samstag)

Ach du liebes Früchtchen

Das Einkochen ist keine Hexerei. Erdbeeren, Weichseln und Ribiseln haben jetzt Saison. Ab ins Glas!

- VON UTE BRÜHL

Welch ein Duft! Früchte wie Erdbeeren, Weichseln oder Ribiseln haben Sonne und Wärme der vergangene­n Tage gespeicher­t und in ein wunderbare­s Aroma verwandelt. Höchste Zeit, sich dieses für den Winter zu konservier­en – in Form von Marmelade.

Das Prinzip ist ja simpel: Früchte und Gelierzuck­er werden für ein paar Minuten aufgekocht, püriert und in Gläser gefüllt. Und schon ist der Sommer im Glas! Ein paar Dinge gilt es aber zu beachten, wie Verena Stummer, CoAutorin des Einkoch-Buchs (siehe unten) weiß: „Die Früchte sollten sehr reif, aber keinesfall­s faulig sein. Das könnte alles ruinieren.“

Empfindlic­h reagiert die Marmelade auch auf Bakterien im Glas – deshalb ist die Hygiene das Um und Auf: „Der Arbeitspla­tz sollte sauber, die Gläser für einige Minuten bei 150 Grad im Backofen sterilisie­rt sein.“

Besonders dicht

Die Deckel kauft man am besten jedes Jahr neu: „Diese sollten allerdings nicht abgekocht, sondern nur heiß ausgewasch­en werden“, erläutert Stummer. „Die Gummischic­ht auf der Innenseite ist so konstruier­t, dass sie sich beim ersten Erhitzen leicht verflüssig­t und sich in die Rillen am oberen Rand der Gläser legt. So wird das Glas besonders dicht.“Am besten füllt man das Fruchtmus mit einem Trichter ab: „So wird der Rand nicht verunreini­gt.“

Das Glas bleibt so luftdicht verschloss­en. Apropos luftdicht: „Viele stellen ja die Gläser mit der heißen Marmelade für fünf Minuten auf den Kopf. Doch das ist völlig unnötig. Füllt man die Früchte kochend heiß ins Glas und schließt es sofort, ist es ausreichen­d steril.“Etwa ein Zentimeter sollte zwischen Deckel und Mus Platz sein.

Bevor man die Marmelade abfüllt, testet man, ob sie auch wirklich fest wird: „Ich stelle zuvor ein Tellerchen in den Tief kühler. Zur Gelierprob­e tropfe ich ein wenig Mus darauf und merke so schnell, ob es passt.“

Pektin und Zucker

Statt dem handelsübl­ichen Gelierzuck­er verwendet Stummer lieber Zucker und Pektin, das es z.B. im Reformhaus zu kaufen gibt: „Da bin ich mit der Zuckermeng­e etwas f lexibler.“Übrigens: Wer vermeiden will, dass die Erdbeermar­melade über die Monate unansehnli­ch braun wird (sie schmeckt zwar, sieht aber nicht schön aus), friert sie im Glas ein. Stummers Lieblingsm­armelade ist keine süße, sondern eine Paradeiser­marmelade (Rezept rechts). „Die schmeckt hervorrage­nd zu Käse!“

Aus Früchten mit vielen Kernen bereitet die Expertin Sirup oder Gelee zu: „Am einfachste­n geht das mit einem Dampfentsa­fter. Das Obst wird gekocht, der FrüchteDam­pf steigt hoch und fließt über einen Schlauch in einen Extra-Topf. Dieser Saft ist Grundlage fürs Gelee. Das funktionie­rt mit Weichseln, Kirschen und Ribiseln.“

Wer keinen Entsafter, aber sehr viele Ribiseln hat, der muss auf eine andere Methode zurückgrei­fen: Die Beeren in einen Topf leeren, andrücken und aufkochen. Die Masse durch ein Sieb oder die Flotte Lotte streichen und den Saft abwiegen. Genauso viel Zucker (kein Gelierzuck­er!) mit dem Saft für ca. acht Minuten aufkochen. Schaum abschöpfen, abfüllen und genießen.

 ??  ?? Der Sommer im Glas: Je aromatisch­er die Beeren, desto besser die Marmelade. Spannend sind Kombinatio­nen wie Erdbeeren mit rosa Pfeffer
Der Sommer im Glas: Je aromatisch­er die Beeren, desto besser die Marmelade. Spannend sind Kombinatio­nen wie Erdbeeren mit rosa Pfeffer
 ??  ?? Patricia Stamm, Verena Stummer: Einkochbuc­h. Verlag Löwenzahn; 24,90 Euro
Patricia Stamm, Verena Stummer: Einkochbuc­h. Verlag Löwenzahn; 24,90 Euro

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