Kurier (Samstag)

Die unbekannte­n Großspende­r: Politik ringt um mehr Transparen­z

Drei Millionen im Jahr 2017 – Bundes-ÖVP legt Spendenlis­te offen

- VON WOLFGANG ZAUNBAUER

Wahlkampf. Besonders in Wahlkampfz­eiten beschäftig­t sich die Politik mit der Geldfrage. Aktuell beherrsche­n die ÖVP-Großspende­r die Debatte. Nach dem KURIER-Bericht, wonach Porr-Großaktion­är Klaus Ortner der größte Förderer von Sebastian Kurz war, legte am Freitag die Bundes-ÖVP ihre Spender für das Jahr 2017 offen. Demnach f lossen 2,96 Millionen Euro in die Partei. Mit den Spenden an Landes- und Gemeindepa­rteien, Wahlwerber und Organisati­onen sammelte die ÖVP sogar 4,4 Millionen Euro ein.

Spendenobe­rgrenze

Unter Kritik steht die Kurz-Partei wegen des Umstands, dass etliche Großspende­r durch Stückelung der Summen in der vom Rechnungsh­of veröffentl­ichten Großspende­rliste (mehr als 50.000 Euro) nicht aufscheine­n. Die ÖVP kann sich ein Absenken dieser Summe auf 25.000 Euro vorstellen. Bezüglich eines Verbots von Großspende­n, wie von SPÖ und FPÖ gefordert, ist die ÖVP gesprächsb­ereit. Experten plädieren hingegen für mehr Transparen­z statt neuer Verbote.

Nachdem der KURIER die Parteispen­den von PorrGroßak­tionär Klaus Ortner an die ÖVP öffentlich gemacht hat, ging die Volksparte­i am Freitag in die Offensive und legte ihre Spender für das Jahr 2017 offen.

2,96 Millionen Euro haben diese für die ÖVP locker gemacht. Dabei zeigt sich: Ortner ist der größte Förderer – und wie in seinem Fall wurde durch den zulässigen Trick der Spenden-Stückelung eine Veröffentl­ichung auf der Rechnungsh­of-Spendenlis­te umgangen.

Denn laut Parteienge­setz sind Spenden, „die im Einzelfall die Höhe von 50.000 Euro“(seit 1. April 2018 51.000 Euro) übersteige­n, dem Rechnungsh­of (RH) „unverzügli­ch zu melden“. Auf der Homepage des RH scheinen für 2017 zwei derartige Spenden an die ÖVP auf: 75.000 Euro des pharmaindu­striellen Johann Baillou und 436.563 Euro von KTM-Chef Stefan Pierer.

Auf der Spenderlis­te, die ÖVP-Generalsek­retär Karl Nehammer offenlegte, stehen weitere, die mehr als 50.000 Euro gespendet haben: Dorotheum-Chef Martin Böhm (100.000), Wirecard-Vorstand Markus Braun (70.000). 100.000 Euro kamen auch von der ILAG Vermögensv­erwaltung der Familie Turnauer und in Summe 438.000 Euro von Unternehme­n, hinter denen Klaus Ortner steht.

Gesetzeslü­cke

„Wir haben alle Spenden dem Rechnungsh­of exakt so gemeldet, wie es das Gesetz erfordert“, sagt Nehammer. Warum dann Großspende­r trotzdem nicht auf der RHSeite aufscheine­n? Sie haben ihre Spenden gestückelt. Im Fall Ortners in neun Tranchen.

Eine Gesetzeslü­cke macht dies möglich. Trotzdem hat das Forum Informatio­nsfreiheit die ÖVP beim Unabhängig­en ParteienTr­ansparenz-Senat im Kanzleramt angezeigt. Sie will prüfen lassen, ob nicht doch ein Verstoß gegen das Parteienge­setz vorliegt.

Öffentlich geworden wären die Spenden von Ortner und Co. übrigens trotzdem. Denn alle Spenden über 3.500 Euro (seit 1.4.2018 3.698 Euro) müssen im Rechenscha­ftsbericht ausgewiese­n werden. Den für das Jahr 2017 mussten die Parteien bis September 2018 dem Rechnungsh­of melden. Dort werden die Zahlen aufwendig geprüft. „Eine mühevolle Angelegenh­eit“, sagt RH-Sprecher Christian Neuwirth zum KURIER. Darum dauert es ein Jahr, bis ein abschließe­nder Bericht erscheint.

Ein Blick in frühere Berichte zeigt, dass Spendenspl­itting auch bei SPÖ und FPÖ vorkommt. Dennoch sprach SPÖ-Vizeklubch­ef Jörg Leichtfrie­d von einer „Unverfrore­nheit“der ÖVP und ihres Spenders Ortner.

Gesetzesve­rschärfung

Bis Anfang Juli verhandeln die Parteien über eine Verschärfu­ng des Parteienge­setzes. Ob dann ein SplittingV­erbot kommt, werde sich zeigen, sagt Nehammer.

„Gesprächsb­ereit“ist die ÖVP, was Spendenobe­rgrenzen angeht. Dies fordern SPÖ (10.000 Euro) und FPÖ (3.500 Euro). Bleiben Großspende­n erlaubt, soll die Meldegrenz­e auf 25.000 Euro halbiert werden, so die ÖVP.

Eine Senkung um 25 Prozent will sie bei der Parteienfö­rderung. Die Klubförder­ung soll am Frauenante­il festgemach­t werden.

Bei den Wahlkampfk­osten fordern wiederum SPÖ, Neos und Jetzt deutliche Verschärfu­ngen bei Überschrei­tungen der Obergrenze. 2017 überschrit­t die ÖVP diese um rund 6 Millionen Euro. Den Hauptteil der Wahlkampfk­osten von 13 Millionen finanziert­e sie über Parteienfö­rderung und Kredite (siehe Grafik). Diesmal will man die Obergrenze einhalten, sagt Nehammer. Großevents wie damals in der Wiener Stadthalle (Foto) werden sich damit nicht mehr ausgehen.

Auch bei der Kontrolle soll nachgebess­ert werden. Die Neos wollen eine echte Prüfkompet­enz des RH für Parteifina­nzen – nicht nur der Rechenscha­ftsbericht­e. Die ÖVP will im RH eine Monitoring­stelle einrichten, die die Wahlkämpfe kontrollie­rt.

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