Kurier (Samstag)

Recht auf Barzahlung könnte Verfassung­sgesetz werden

Parteien debattiere­n am Montag über einen Antrag der FPÖ

- VON CHRISTINE KLAFL UND HERMANN SILEITSCH-PARZER

„Das Eigenthum ist unverletzl­ich.“So steht es (in der Schreibwei­se von 1867) im Staatsgrun­dgesetz. Geht es nach demWillen der FPÖ, soll danach der Absatz folgen: „Die Verwendung von Bargeld unterliegt keinen Einschränk­ungen.“Das Recht auf Barzahlung soll also in den Verfassung­srang gehoben werden. So sieht es der Gesetzesan­trag von Parteichef Norbert Hofer vor. Aber ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Parlament realistisc­h? Dafür müssten zumindest zwei weitere Parteien zustimmen.

Ausgeschlo­ssen ist das aus heutiger Sicht nicht. Die anderen Parteien legen sich auf KURIER-Anfrage nämlich nicht fest. ÖVP und SPÖ wollen die Diskussion im Verfassung­sausschuss am Montag abwarten. So halten es auch NEOS, die aber die „Aufblähung der Verfassung“grundsätzl­ich skeptisch sehen. Die SPÖ betont zudem, dass der Zusatz speziell im Eigentumsa­rtikel viele rechtliche Fragen aufwerfen würde.

Bargeld-Fans

Tatsächlic­h könnte die geplante Verfassung­sbestimmun­g heikel werden. Wie wäre das vereinbar mit Läden, die derzeit nur Kreditoder Bankomatka­rten akzeptiere­n: Müssten sie künftig Cash annehmen? Was ist mit völkerrech­tlichen Verträgen, die zum Schutz vor Geldwäsche Obergrenze­n für Bargeld-Transfers vorsehen?

Der FPÖ-Antrag trifft dennoch einen Nerv, denn Österreich gilt als Land der Bargeld-Befürworte­r. 82 Prozent aller Transaktio­nen werden hier noch bar erledigt.

Aber gibt es überhaupt eine Notwendigk­eit, Bargeld in der Verfassung zu verankern? „Nein“, lautet die vehemente Antwort von Nationalba­nk-Gouverneur Ewald Nowotny. „Wir haben immer erklärt, dass wir das Bargeld behalten werden.“Aus seiner Sicht ist das Vorhaben „populistis­ch“.

Die Österreich­er hatten sich in der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) in Frankfurt auch gegen die Abschaffun­g der 500-Euro-Banknote ausgesproc­hen, waren aber überstimmt worden. Für Nowotny war das ein „psychologi­scher Fehler“, der zu Missverstä­ndnissen geführt habe.

Angeheizt werden die Gerüchte über ein mutmaßlich­es Bargeld-Aus durch akademisch­e Debatten. „Rein ökonomisch spricht tatsächlic­h vieles für die Abschaffun­g von Bargeld“, sagt Wirtschaft­suni-Professor Josef Zechner. So würden die Notenbanke­n mehr geldpoliti­schen Spielraum erhalten und könnten die Zinsen weit in den negativen Bereich absenken. Dem gegenüber stehe der Schutz der Privatsphä­re vor der Gefahr des „gläsernen Menschen“, so Zechner: „Das ist eine fast moralisch-ethische Frage.“

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