Kurier (Samstag)

EU-Ratsvorsit­z: Es ist „immerhin nichts passiert“

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Erstes Halbjahr. Es war ein Vorsitz, dem die meisten EU-Staaten mit Skepsis entgegensa­hen. Rumäniens Regierung sah sich mit Straßenpro­testen konfrontie­rt, zwischen Präsident Klaus Johannis und Regierungs­chefin Viorica Dancila flogen die Fetzen, seitens der EU-Kommission hagelte es Kritik an den Plänen der Regierung, die Korruption­sgesetzgeb­ung aufzuweich­en. Von maßgeschne­iderten Gesetzen für den von der Justiz bedrohten starken Mann des Landes war die Rede: Liviu Dragnea, Parteichef der regierende­n Sozialdemo­kraten, der als Vorbestraf­ter kein politische­s Amt ausüben durfte, aber hinter den Kulissen die Fäden zog, jetzt aber in Haft ist. Die Skepsis seitens der EU war umso größer, als wichtige Weichenste­llungen – vom Finanzrahm­en über den Brexit bis zur EU-Wahl und nachfolgen­den Personalie­n – anstanden.

Aber wie es so ist mit den halbjährli­ch wechselnde­n EU-Vorsitzen: In Wahrheit sind sie für die Organisati­on, aber nicht so sehr für Inhalte und Themensetz­ungen verantwort­lich (das wird nur gerne dem Heimatpubl­ikum vorgegauke­lt, so war das auch beim österreich­ischen Vorsitz 2018). Fazit nach sechs Monaten rumänische­m EU-Vorsitz, so EU-Diplomaten: Es lief besser als befürchtet. Was rumänische Beobachter anmerken: Die Chance zu glänzen, sich auf internatio­naler Bühne zu präsentier­en, wurde nicht ergriffen. Aber, so sagt einer: „Immerhin ist nichts passiert.“

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