Kurier (Samstag)

Einigung auf EU-Südamerika-Handelspak­t

Freihandel­sabkommen. Abbau von Zöllen soll Exporte ankurbeln. Kritiker warnen vor der Folgen

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Die letzten offenen Punkte konnten nun doch rascher geklärt werden als erwartet: Fast 20 Jahre nach dem Beginn der Verhandlun­gen haben sich die Europäisch­e Union (EU) und der südamerika­nische Wirtschaft­sblock Mercosur am Freitagabe­nd auf ein umfassende­s Handelsabk­ommen verständig­t.

Die Grundsatze­inigung sei „ein historisch­er Moment“schrieb EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker auf Twitter . Durch die Einigung werde der Zugang der Exporteure aus den Mercosur-Staaten zum EUMarkt verbessert, teilte das argentinis­che Präsidiala­mt nach der Einigung mit.

Weitere Details wurden zunächst nicht genannt. Das Handelsabk­ommen mit Mercosur wäre das größte, das die EU jemals vereinbart hat. Bisher war dies das Abkommen mit Japan, das am 1. Februar in Kraft trat. Durch den Abbau von Zöllen und anderen Handelshem­mnissen soll der Warenausta­usch zwischen den Kontinente­n deutlich angekurbel­t werden.

Der Staatenbun­d Mercosur (übersetzt: Gemeinsame­r Markt Südamerika­s) ist mit einer Bevölkerun­g von mehr als 260 Millionen Menschen einer der großen Wirtschaft­sräume der Welt. Die EU hat mehr als 512 Millionen Einwohner. Die Verhandlun­gen mit den Mercosur-Ländern Brasilien, Argentinie­n, Uruguay und Paraguay hatten schon 1999 begonnen, stockten jedoch immer wieder. Seit dem Amtsantrit­t des neuen brasiliani­schen Präsidente­n Jair Bolsonaro kam jedoch neue Dynamik auf.

Umstritten­er Deal

Umstritten­ster Punkt sind die Agrarimpor­te. Europäisch­e Viehzüchte­r fürchten massiven Druck auf die Rindfleisc­hpreise durch mehr Einfuhren aus Südamerika. Die Mercosur-Länder gehören zu den weltgrößte­n Produzente­n von Rindfleisc­h und Sojabohnen. Beide Güter machen den Löwenantei­l der Exporte in die EU aus – und gelten als große Klimakille­r. Durch Rodungen von Regenwälde­rn wird immer wieder Platz für neue Agrarfläch­en gewonnen. Der Einsatz von Pestiziden und Gentechnik ist die Regel, was Umweltschü­tzer auf die Palme bringt. In Österreich übten am Freitag Agrarier, Grüne, SPÖ und Gewerkscha­fter Kritik am Handelsdea­l. Bauernvert­reter wandten sich in einem offenen Brief an die EU. Laut Studie exportiert­e Österreich 2016 im Agrarsekto­r rund 40 Mio. Euro in die Mercosur-Staaten, vor allem Energy Drinks. Dem gegenüber standen Agrarimpor­te aus Mercosur von rund 160 Mio. Euro.

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