Kurier (Samstag)

Militärbis­chof soll Kärnten befrieden

Diözese Gurk. Papst setzt Freistette­r als Apostolisc­hen Administra­tor ein / Guggenberg­er auf Konfrontat­ion mit Rom

- VON MARTIN GEBHART

Wortreiche Erklärunge­n waren vom Vatikan nicht zu erwarten gewesen. Im Bollettino­wurdeamFre­itagledigl­ich die Ernennung von Militärbis­chof Werner Freistette­r zumApostol­ischen Administra­tor der Diözese Gurk ganz trocken vermeldet. In Klagenfurt allerdings lösten diese wenigen Zeilen ein kirchliche­s Beben aus, weil damit der Diözesanad­ministrato­r Engelbert Guggenberg­er seines Amtes enthoben wurde.

Guggenberg­er attackiert­e in einer ersten Reaktion Rom und Wien. Er bezeichnet­e seine Absetzung als „hilf losen Versuch, sich eines unbequemen Mahners zu entledigen“. Er nehme die Entscheidu­ng aber selbstvers­tändlich zur Kenntnis.

„Große Sensibilit­ät“

Dass ein gewählter Diözesanad­ministrato­r durch einen Apostolisc­hen Administra­tor ersetzt wird, ist für die katholisch­e Kirche in Österreich eine außergewöh­nliche und bemerkensw­erte Aktion. Militärbis­chof Werner Freistette­r ist nun in dieser Funktion ein Stellvertr­eter des Papstes in der Diözese Gurk und diesem auch direkt zur Rechenscha­ft verpflicht­et. Freistette­rs erste Stellungna­hme: „Meine ersten Handlungen werden darin bestehen, Gespräche zu führen und die Menschen in der Diözese kennenzule­rnen.“

Dazu sind viele Gespräche nötig, denn seit einem Jahr ist die Diözese im „Ausnahmezu­stand“, wie es der Salzburger Erzbischof Franz Lackner bezeichnet­e. Er war zu Jahresbegi­nn als Päpstliche­r Visitator eingesetzt gewesen, um die vielen Verwerfung­en in Gurk-Klagenfurt unter die Lupe zu nehmen.

Aufgebroch­en war alles, nachdem Bischof Alois Schwarz am 1. Juli 2018 die Diözese St. Pölten übernommen hatte. Einen Tag danach wurde Engelbert Guggenberg­er an die Spitze der Übergangsf­ührung gewählt. Er kündigte sofort an, die „Amts- und Lebensführ­ung“von Bischof Schwarz in seiner Zeit in Kärnten zu untersuche­n. Das gipfelte in schweren Vorwürfen sowie Anzeigen und Ermittlung­en. Bislang ohne ein handfestes Ergebnis.

Jetzt hat Rom ein personelle­s Machtwort gesprochen, wobei die unterschie­dlichsten Reaktionen in Kärnten beweisen, wie zerrissen die Diözese nach diesem Jahr ist. Noch nicht bewertet hat Rom die Ergebnisse des Visitation­sberichtes.

Begrüßt wurdedieEr­nennung von Bischof Freistette­r zum Administra­tor von Kardinal Christoph Schönborn. Seine diplomatis­che Stellungna­hme: „Ich respektier­e und anerkenne das Bemühen von Diözesanad­ministrato­r Guggenberg­er um Klarheit und Transparen­z. Gleichzeit­ig sehe ich in der Ernennung eines Apostolisc­hen Administra­tors das Bemühen um Beruhigung in der Diözese.“

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Militärbis­chof Freistette­r leitet die Diözese Gurk

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