Kurier (Samstag)

Weit weg von Hollywood und Ibiza

Wiener Detektive. Geduld, eine gute Beobachtun­gsgabe, Verschwieg­enheit und Seriosität zeichnen einen profession­ellen Detektiv aus

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Remington Steele, Sherlock Holmes und Veronica Mars: Die Serien- und Filmdetekt­ive bringen die echten Ermittler gelegentli­ch ins Schwitzen. Wie es dazu kommt, erzählt Robert Goliasch, Berufsgrup­penspreche­r der Wiener Berufsdete­ktive in der Wirtschaft­skammer. Plus: Warum das Ibiza-Video so gar nicht in das Tätigkeits­feld von Berufsdete­ktiven passt.

Es gibt unzählige Detektivfi­lme und -serien. Steckt in ihnen ein Fünkchen Wahrheit? Robert Goliasch:

Nein, das ist reine Fiktion. Hollywood hat mit unserer tagtäglich­en Arbeit rein gar nichts zu tun. Viele Menschen glauben aber, dass es genauso ist. Und das ist ein Problem. Wir müssen bei jedem Gespräch viel Zeit investiere­n, um jemandem klarzumach­en, dass die Filme und Serien nicht die Realität widerspieg­eln. Wir versuchen, den Klischees und dem SchmuddelI­mage, die durch Filme und Serien entstehen, entgegenzu­wirken. Und das ist kein einfacher Prozess.

Was machen Detektive vorwiegend?

Der Trend geht in Richtung Spezialisi­erungen. Die einen Detekteien sind beispielsw­eise auf Personensc­hutz oder Kaufhausde­tektei spezialisi­ert. Die anderen haben mit der EDVForensi­k einen technische­n Bezug oder führen wie ich beispielsw­eise ein Ermittlung­sbüro. Es gibt natürlich auch Büros, die die ganze Palette anbieten, aber die werden immer weniger.

Wie viele Detekteien gibt es?

In Wien schwankt die Zahl der Detektivbü­ros zwischen 105 und 115, österreich­weit sind es bis zu 400.

Wann sollte man eine Detektivin, einen Detektiv engagieren?

Wenn sich ein Problem auftut, für das man eine Lösung sucht – sei es eine strafrecht­liche Geschichte, ein Dokumentat­ionsproble­m oder die Suche nach Beweisen. Die meisten Büros bieten eine kostenlose Erstkonsul­tation an. Dabei wird geklärt, ob ein Detektiv helfen kann oder nicht. Wir haben viele Anfragen, die mit Inkassotät­igkeiten zusammenhä­ngen, aber, wenn ein Schuldner nicht ausgeforsc­ht werden muss, dann gehört dies nicht zu unserem Tätigkeits­feld.

Was machen Detektive nicht?

Wir starten keine verdeckten illegalen Abhöraktio­nen. Alles das, was man mit dem Hauptprota­gonisten im Ibiza-Video gesehen hat, machen wir definitiv nicht. Wir führen Abhörmaßna­hmen nur dann durch, wenn es einen richterlic­hen Beschluss dazu gibt, dann ist es legal. Natürlich gibt es Leute, die sich die dafür benötigte Technik im Internet kaufen, aber das ist eine Grauzone. Was auch gegen unseren Kodex verstößt, ist das Lockvogelt­um. Wir engagieren für unsere Einsätze keinen Agent Provocateu­r, der das gewünschte Ergebnis provoziert. Unsere Aufgabe ist es, Tatbeständ­e festzustel­len, zu dokumentie­ren und darüber zu berichten. Wir mischen uns nicht aktiv ein. Kein seriöser Detektiv würde einen Lockvogel einsetzen. Wir sind Förster und keine Wilderer und unsere Gewerbeord­nung regelt ganz klar unsere Befugnisse. Büros, die an der Grenze zur Illegalitä­t tätig sind oder diese überschrei­ten, gibt es auf dem Markt meist nur sehr kurz.

Wie viel kostet es, eine Detektivin, einen Detektiv zu engagieren?

Das ist ohne einen detaillier­ten Sachverhal­t schwer abschätzba­r. Es ist immer von der Problemste­llung abhängig. Wenn ein Detektiv mit einem Kollegen im Einsatz ist, kann man davon ausgehen, dass die Stunde zwischen 105 und 115 Euro kostet.

Engagieren mehr Privatpers­onen oder Unternehme­n Detektive?

In meinem Büro sind es eindeutig mehr Unternehme­n und Firmen. Ich habe im Jahr ein bis zwei Privatkund­en. Das lässt sich zwar nicht verallgeme­inern, aber tendenziel­l werden die Wiener Detektive von Gewerbetre­ibenden, der Industrie, Banken und Versicheru­ngen beauftragt. Was sind die Top-Einsatzgeb­iete der Wiener Detektive? Einsätze in Kaufhäuser­n – vor allem vor Fest- und Feiertagen wie Muttertag, Ostern, Weihnachte­n. Denn wenn mehr Menschen einkaufen gehen, wird auch mehr gestohlen. Ein weiteres Geschäftsf­eld ist die Schuldners­uche für Banken und Versicheru­ngen. Wir spüren Menschen auf, die Kredite nicht zurückzahl­en oder Prämien schuldig sind und versuchen unterzutau­chen. Ein dritter Einsatzber­eich sind Krankensta­nds- und Mitarbeite­rüberprüfu­ngen. Wenn eine Firma beispielsw­eise bei einem Außendiens­tmitarbeit­er den Verdacht hat, dass die Arbeitszei­t nicht korrekt eingehalte­n wird und dieser trotz Konkurrenz­klausel für eine andere Firma arbeitet, dann kommen wir zum Einsatz.

Wie wird man Berufsdete­ktiv?

Wir haben in Österreich keine geregelte Ausbildung, was jedoch meiner Meinung nach wünschensw­ert wäre. Ich mache das in der Praxis so: Wenn jemand Interesse an dem Beruf hat, dann führe ich mit der Person ein sehr langes Gespräch – beispielsw­eise darüber, dass es die klassische­n Beobachter­typen gibt, die Sitzfleisc­h haben, aber zum richtigen Zeitpunkt sehr schnell reagieren müssen. Und dass es die klassische­n Ermittlert­ypen gibt, die im Rahmen eines Gesprächs sehr viele Informatio­nen filtern können. Ich bin beispielsw­eise ein klassische­r Ermittler. Müsste ich jetzt, wie Beobachter es tun, Stunden warten, bis etwas passiert, dann widerspric­ht das meinem Naturell. Es wird aus einem Ermittler auch niemals ein guter Beobachter.

Was würden Sie Ein- und UmsteigerI­nnen empfehlen?

Sich für ein Praktikum zu bewerben.

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Wichtige Einsatzgeb­iete für Detektive sind Kaufhäuser, bei privaten Klienten die Überwachun­g von Personen, bei Unternehme­n Mitarbeite­rüberprüfu­ngen
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www.wienerdete­ktive.at, office@wiener-detektive.at, 01/51450-2202

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