Apple verliert seinen Mann fürs Feine
Jony Ive. Der Stardesigner, der sämtliche Kultprodukte für den Konzern entwickelte, gründet eine eigene Firma
Nach außen hin wirkte der höflich und bescheiden auftretende Brite stets wie die Antithese zum aufbrausend herrischen Apple-Gründer Steve Jobs. Im Inneren des Firmenimperiums fungierte er seit den späten 90er-Jahren allerdings als sein engster Vertrauter und Verbündeter. Die Rede ist von Jony Ive (52). Mit seinem kompromisslosen Design von Produkten wie dem iMac, iPod, iPhone und der Apple Watch trug er maßgeblich zum jetzigen Kultstatus von Apple bei Diese hielten sich mit knapp einem Prozent Minus allerdings in Grenzen – wohl auch, weil Apple-Chef Tim Cook um Beruhigung bemüht war.
Projekte mit Apple
Ives Rolle bei der Wiederbelebung von Apple ab 1998 könne gar nicht genug betont werden. Apple werde aber weiterhin von Jonys Talent profitieren, indem man direkt mit ihm bzw. seiner Firma für exklusive Projekte zusammenarbeite, teilte Cook in einer offiziellen Stellungnahme mit.
Zudem verwies der Apple-Chef auf das von Ive über die Jahre aufgebaute Team an Produktdesignern, die Apple ebenfalls erhalten bleiben. Wie genau die Zusammenarbeit mit dem von Ive unter dem Namen „LoveFrom“gegründeten Unternehmen aussehen wird, ließ Cook naturgemäß offen. Dass die Entwicklung wichtiger neuer Apple-Produkte ausgelagert wird, ist allerdings nur schwer vorstellbar.
iMac als Durchbruch
Der Aufstieg des Designers fällt untrennbar mit der Rückkehr von Steve Jobs zu Apple im Jahr 1997 zusammen. Ive, der dem damals strauchelnden Konzern nach fünf Jahren bereits den Rücken kehren wollte, überlegte es sich schließlich anders und wurde von Jobs gemeinsam mit dem Designer Daniel Coster mit der Entwicklung des ersten iMacs betraut. Heraus kam ein Computer, der mit seinem halbtransparenten Plastikgehäuse und bunten Farben für ein starkes Lebenszeichen von Apple auf dem designtechnisch traditionell biederen Markt sorgte.
Für nicht weniger Aufsehen sorgte schließlich der erste iPod im Jahr 2001. Der in schlichtem Weiß gehaltene Musikplayer nimmt in seiner reduzierten Gestaltung einige Designmerkmale vorweg, die Ive in seiner späteren Formensprache perfektionierte.
Anleihen bei Braun
Was bis heute wenigen bewusst ist – der junge Designer schlägt dabei keinen bahnbrechend neuen Weg ein, sondern orientiert sich stark am deutschen Industriedesigner Dieter Rams, der ab den 60er-Jahren als Chefdesigner des Elektronikkonzerns Braun tätig ist. Der Original-iPod etwa gleicht dem von Rams bereits 1958 entwickelten Taschenradio „T3“ aufs Haar. Auch die Ideale der Kunst- und Architekturbewegung „Bauhaus“in den 20erund 30er-Jahren prägten Ive. Produkte müssen ästhetisch schön sein, aber gleichzeitig funktionell und intuitiv bedienbar – so könnte man das Credo von Ive, aber auch des 2011 verstorbenen Steve Jobs zusammenfassen.
Dass das 2007 vorgestellten iPhone dieser Prämisse nicht nur beim Gehäusedesign, sondern auch bei der Bedienoberfläche und der Software kompromisslos folgte, hat wesentlich zum bahnbrechenden Erfolg des Smartphones und in weiterer Folge auch Apple beigetragen.
Eine neue Ära
Der Abgang von Jony Ive kommt nicht völlig überraschend. Schon nach dem Tod von Jobs wurden Gerüchte laut, der Designer wolle Apple verlassen. Die Apple Watch (2015) soll das letzte Produkt gewesen sein, an dem Ive federführend beteiligt gewesen war. Seine Agenden übernehmen zwei Mitarbeiter aus seinem Team.