Street Art wird (Eis)salonfähig
Wenn Sprayer erwachsen und unter Umständen zum „Weichei“werden
Seine erste Leinwand war eine Garage im 14 . Bezirk. Später kamen der Donaukanal und die Nordbrücke dazu. Heute gestaltet El Lasso Bühnenbilder, Kaufhausauslagen und zuletzt sogar einen Eissalon: Das jüngst im Wiener Palais Harrach eröffnete Eisgeschäft „Vanillas“ziert ein Schwarz-Weiß-Gemälde des Künstlers, umrahmt von einer filigranen Konstruktion aus Papierzweigen und bunten Blüten.
Der Wiener Otto Girsch alias El Lasso ist seit mehr als zwanzig Jahren im Street-Art- und GraffitiBusiness. Im bürgerlichen Leben arbeitet er als Bühnenmeister im Theater – was ihn auch zum Gestalten von Bühnenbildern brachte. In der Vergangenheit etwa im Ronacher, derzeit bei „Carmen“in Winzendorf, das am Donnerstag Premiere hatte.
Dass er als ehemaliger Straßenkünstler heute hauptsächlich Auftragsarbeiten macht, ist für ihn kein Problem: Das Heimliche, Illegale, mit dem seine Kunst ursprünglich assoziiert wurde, braucht er heute nicht mehr als Inspiration. „Ich bin 38, habe zwei Kinder und ein Haus am Land. Da passt es ganz gut, dass ich Aufträge habe und natürlich auch mein eigenes Haus mit Graffitis gestalte.“Wenn es zeitlich drin ist, darf’s auch wieder einmal der Donaukanal oder eine der anderen legalen Sprayer-Wände Wiens sein. „Es ist mir klar, dass ich in der Szene als Weichei abgestempelt werde. Aber in meinem Alter ist das ok.“Was er zu jenen Sprayern sagt, die sich weiterhin auf nicht behördlich dafür vorgesehen Plätzen künstlerisch betätigen? „Ich habe Respekt vor den Leuten. Aber mein Ding ist es nicht mehr.“
Wo Sprayen erlaubt ist, erfahren Sie auf der Website spraycity.at/legal-walls-wien