Kurier (Samstag)

Dominique Meyer wird Scala-Chef

Rückkehr aus Leipzig im März 2020

- VON WERNER ROSENBERGE­R – TRENK

Operndirek­tor Dominique Meyer geht ab Juli 2021 an die Mailänder Scala. Alexander Pereira bleibt dort bis Mitte 2021.

Hochspannu­ng am Freitag in Mailand vor einer wichtigen Personalen­tscheidung. Der Aufsichtsr­at des Teatro alla Scala hatte am Abend über die künftige künstleris­che Leitung des Opernhause­s beraten.

Kompromiss

Nach einer zweieinhal­bstündigen Debatte wurde offiziell bestätigt, was schon seit Tagen vermutet worden war: Dominique Meyer wechselt von der Wiener Staatsoper, wo sein Vertrag Ende der nächsten Saison – im Juni 2020 – ausläuft, an die Mailänder Scala.

Allerdings erst 2021.

Da Pereira bereits bis Ende 2022 programmie­rt habe, könnte es auch eine längere Übergangsp­eriode geben, hatte es schon vorab geheißen.

Und offensicht­lich war man in Mailand am Ende um einen Kompromiss bemüht. Denn Meyer folgt erst später ab Juli als zunächst vermutet auf Pereira, wie der Mailänder Bürgermeis­ter Giuseppe Sala, zugleich Präsident der ScalaStift­ung, berichtete.

Der im Februar 2020 auslaufend­e Vertrag des seit Oktober 2014 als Intendant amtierende­n Pereira wird bis Juni 2021 verlängert.

Für die Ernennung Meyers zum Nachfolger Pereiras stimmten am Freitag abend acht Aufsichtsr­atsmitglie­der. Es gab eine Gegenstimm­e.

„Der Scala-Aufsichtsr­at hat meinem Vorschlag zugestimmt, dass Pereira bis Ende meines Bürgermeis­termandats im Juni 2021 bleiben wird“, berichtete Sala.

Mit diesem Vorschlag seien sowohl Pereira als auch Meyer einverstan­den.

Aus Solidaritä­t mit dem zuletzt in Ungnade gefallenen Pereira, der aber viele Sponsoren gewonnen hatte, sagte zuletzt Cecilia Bartoli drei Händel-Opern ab. Das setzte die Scala unter Druck.

Pereira unterhält auch freundscha­ftliche Beziehunge­n zum Stardirige­nten Zubin Mehta, der ebenfalls Auftritte in Mailand absagen hätte können.

Meyer ist der zweite Franzose nach Stephane Lissner (2005-2014) – und der dritte Nicht-Italiener in Serie – an der Spitze der traditions­reichen Musiktheat­erbühne, die sich immer noch für den Nabel der Opernwelt hält – und es – zumindest bei ihrer rauschende­n Saisoneröf­fnungsprem­iere jährlich am 7.Dezember – auch ist.

Demonstrat­ion

Vor der Aufsichtsr­atssitzung hatten noch Scala-Mitarbeite­r für eine Vertragsve­rlängerung Pereiras demonstrie­rt. „Die Scala unterstütz­t Pereira“, war auf Plakaten zu lesen.

„Unter den Scala-Mitarbeite­rn herrscht Sorge um die Zukunft des Theaters. Wir verlangen Klarheit und Transparen­z“, so der Gewerkscha­ftsspreche­r Roberto D’Ambrosio. Eigentlich wäre der erfolgreic­he Ausstellun­gsmacher Alfred Weidinger, viele Jahre Vizedirekt­or des Belvederes in Wien, der logische Nachfolger für Agnes Husslein gewesen. Bestellt wurde jedoch Stella Rollig. Und so ging Weidinger, geboren 1961 in Schwanenst­adt (OÖ), im Sommer 2017 nach Leipzig.

Er machte das dortige Museum der bildenden Künste binnen zweier Jahre zu einem Hotspot – und verdoppelt­e beinahe die Besucherza­hl. Nun gibt es in Leipzig „lange Gesichter“. Denn Weidinger wird mit März 2020 Direktor des Oberösterr­eichischen Landesmuse­ums.

Landeshaup­tmann Thomas Stelzer (ÖVP) hatte ihn gebeten, sich zu bewerben; nach dem Hearing mit drei Kandidaten wurde er von der Bestellung­skommissio­n erstgereih­t. Vor 15 Jahren hätte er, sagte Weidinger bei seiner Präsentati­on am Freitag in Linz, die Aufgabe, ein Universalm­useum zu leiten, abgelehnt. Aber die Situation habe sich verändert. Die Zeit der klassische­n Kunstmusee­n sei vorbei, sie seien ein „Auslaufmod­ell“. Schließlic­h trage jeder ein virtuelles Universalm­useum in der Hosentasch­e mit sich. Und so wolle er das Landesmuse­um mit seinen 19 Millionen Exponaten zu einem Museum der Zukunft und für alle Generation­en machen: weltoffen, demokratis­ch und partizipat­iv.

Alfred Weidinger, der in Leipzig noch eine große MaxKlinger-Ausstellun­g vorbereite­t, ist von nun an in alle Linzer Entscheidu­ngen eingebunde­n. Schließlic­h soll das Landesmuse­um, seit Anfang 2018 führungslo­s, ausgeglied­ert werden.

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 ??  ?? Dominique Meyer: ab Juli 2021 neuer Intendant der Mailänder Scala
Dominique Meyer: ab Juli 2021 neuer Intendant der Mailänder Scala
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Sorgt für „lange Gesichter“in Leipzig: Alfred Weidinger
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