Kurier (Samstag)

Leistungss­chau findet doch statt

Budgetnot. Bis gestern war die Leistungss­chau abgesagt, jetzt kommt sie doch – aber sie wird „merkbar kleiner“

- VON CHRISTOPH SCHWARZ UND STEFANIE RACHBAUER

Der Verteidigu­ngsministe­r wollte die Heeresscha­u am Nationalfe­iertag absagen. Jetzt kam die Wende. Die Veranstalt­ung wird aber kleiner und billiger.

Das österreich­ische Bundesheer wird sich auch dieses Jahr anlässlich des Nationalfe­iertags auf dem Heldenplat­z präsentier­en. Darauf einigten sich am Freitagabe­nd Verteidigu­ngsministe­r Thomas Starlinger und Finanzmini­ster Eduard Müller bei einem Treffen.

Überrasche­nd, denn: Erst zwei Tage zuvor hatte Starlinger angekündig­t, die Heeresscha­u aus budgetären Gründen ersatzlos zu streichen. Das Heer könne damit rund zwei Millionen Euro einsparen, hieß es.

Es war dies nicht der erste Anlauf des Verteidigu­ngsministe­rs, auf die schlechte finanziell­e Lage des Heeres hinzuweise­n: Seit seinem Amtsantrit­t machte er mehrfach mit – durchaus öffentlich­keitswirks­amen – Spardrohun­gen von sich reden.

Bei dem Treffen mit dem Finanzmini­ster sagte Starlinger nun zwar zu, die Leistungss­chau abzuhalten. Wie begeistert die traditione­ll zahlreiche­n Besucher sein werden, steht allerdings auf einem anderen Blatt.

Keine Panzer?

Denn: Die Leistungss­chau, bei der sich das Heer üblicherwe­ise von seiner besten Seite zeigt, soll diesmal „in reduzierte­r und abgeschlan­kter Form“stattfinde­n. Das sagt Oberst Michael Bauer, Sprecher des Verteidigu­ngsministe­riums, im Gespräch mit dem KURIER. Die Leistungss­chau werde jedenfalls „merkbar kleiner“. Noch sei nicht klar, welches militärisc­he Gerät überhaupt auf dem Heldenplat­z ausgestell­t werde. Der Personalei­nsatz könnte ebenfalls reduziert werden.

Gut möglich also, dass es so manchen Panzer oder Black-Hawk-Helikopter in diesem Jahr gar nicht zu sehen gibt. Die Entscheidu­ng, wie groß und teuer die Leistungss­chau diesmal werden darf, solle in Kürze fallen, sagte Bauer zum KURIER.

Verteidigu­ngs- und Finanzmini­ster hatten zuvor bei ihrem Treffen „die laufenden Kosten sowie außerorden­tlichen Investitio­nen und Projekte des Verteidigu­ngsressort­s besprochen“, hieß es in einer Aussendung etwas kryptisch. Man habe sich darauf geeinigt, die „aktuelle Budgetsitu­ation und die möglichen Handlungsf­elder zu analysiere­n“.

Beliebt bei Militärs

Starlinger beweist sich seit Amtsantrit­t Anfang Juni als ein Freund deutlicher Worte: „Die Vorratskam­mer ist leer“, meinte er zuletzt etwa mit Blick auf das Budget. Alles, was „nicht direkt der Ausbildung der Soldaten und somit der Sicherheit der Bevölkerun­g“diene, müsse eingespart werden. Das Heer brauche zusätzlich­e Mittel in Milliarden­höhe (siehe unten).

Wirklich wahr gemacht hat Starlinger noch keine seiner Ankündigun­gen. So nahm er etwa das von ihm angedrohte Aus der geplanten Sicherheit­sschule in Wiener Neustadt nach politische­m Druck von ÖVP, FPÖ und SPÖ zurück.

Bei vielen Heeresange­hörigen macht sich Starlinger, der selbst Soldat ist, mit seinem Kurs dennoch beliebt. Starlinger ist Generalmaj­or, war bis vor dem Wechsel in die Übergangsr­egierung Adjudant von Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen – und kennt die Bedürfniss­e und Nöte des Heeres. Hochrangig­e Militärs kritisiere­n seit Langem, dass die schillernd­en öffentlich­en Auftritte des Heers nicht imEinklang mit der tatsächlic­hen finanziell­en Lage stehen.

Hinter (mehr oder weniger) vorgehalte­ner Hand kritisiert­en Offiziere zuletzt vor allem die teure Heeres-Flugshow „Airpower“in Zeltweg. Sie muss mittlerwei­le aus Mitteln bezahlt werden, die eigentlich für Ausbildung und Dienstbetr­ieb gedacht sind. Auch ihre Durchführu­ng wackelte dieses Jahr; auch sie wird – wie nun die Leistungss­chau – stattfinde­n.

Für September hat Starlinger übrigens einen Zustandsbe­richt des Heeres angekündig­t. Weitere Hiobsbotsc­haften sind also programmie­rt.

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Abgespeckt: Es ist gut möglich, dass es manchen Panzer oder Hubschraub­er im Herbst nicht zu sehen gibt

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