Kurier (Samstag)

Gehaltsfor­tzahlung für Minister: Wer verzichtet, wer kassiert

Minister haben nach Amtsaustri­tt ein halbes Jahr lang Anspruch auf Gage. Wer darauf verzichtet.

- VON J. HAGER U. CH. SCHWARZ

6Monatelan­g, 75Prozent des Gehalts – so lautet die Regelung im Bezügegese­tz, das die Fortzahlun­g von ausgeschie­denen Regierungs­mitglieder­n regelt. Für einen Minister sind dies 13.400 Euro brutto plus anteilige Sonderzahl­ungen. Macht in Summe rund 9.000 Euro netto. Allerdings steht die Zahlung nur zu, wenn man keine anderen Einkünfte hat oder auf mögliche Einkünfte verzichtet hat.

Die einstige Regierungs­spitze Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache hat jeweils auf das Nationalra­tsmandat verzichtet und keinen Anspruch; anders das Gros der Regierung.

Von der Regierungs- auf die Abgeordnet­enbank gewechselt sind von der ÖVP Elisabeth Köstinger, Josef Moser und Juliane BognerStra­uß, seitens der FPÖ Nor

bert Hofer, Herbert Kickl und Hubert Fuchs. Ihnen allen steht ein Abgeordnet­engehalt von 8.931 Euro brutto zu. Ex-Innenminis­ter Herbert Kickl verdient indes mehr, da er als geschäftsf­ührender Klubobmann Anspruch auf 15.180 Euro hat. Als Klubobmann im steiermärk­ischen Landtag bekommt Ex-Verteidigu­ngsministe­r Mario Kunasek nunmehr 12.500 Euro brutto monatlich.

Andere Wege gingen zwei Ex-ÖVP-Regierungs­mitglieder: Bildungsmi­nister Heinz Fassmann ist an die Universitä­t Wien zurückgeke­hrt und bezieht nun ein Vize-Rektoren-Gehalt. Ex-Staatssekr­etärin Karoline Edtstadler hat derweil ihr EU-Mandat angenommen und verdient nunmehr so viel wie als Nationalra­tsabgeordn­ete. Bleiben fünf Minister, die bisher keinen anderen Job angetreten haben. Drei davon lassen sich die Bezüge weiterbeza­hlen: Der Ex-Finanzmini­ster und Kurzzeit-Vizekanzle­r Hartwig Löger (ÖVP), die frühere Außenminis­terin Karin Kneissl (parteifrei und auf FPÖ-Ticket) und Ex-Sozialmini­sterin Beate Hartinger-Klein (FPÖ).

Löger war vor seinem Ministerjo­b UNIQA-Vorstand, Kneissl als Autorin und Nahost-Expertin bekannt. Hartinger-Klein war unmittelba­r vor ihrer Bestellung zur Ministerin selbststän­dig. Ihre viel kritisiert­e Aussage im Zuge der Mindestsic­herungsdeb­atte, wonach man von 150 Euro im Monat leben könne, erscheint angesichts dessen noch ein wenig zynischer.

Aperçu: Ex-Finanzmini­ster Löger bekommt durch seine Kurzzeit-Tätigkeit als Vizekanzle­r nach dem Ausscheide­n von Strache eine höhere

Fortzahlun­g als seine beiden ehemaligen Kolleginne­n.

Zwei Minister der türkisblau­en Regierung verzichten auf ihr Gehalt: Der frühere Kanzleramt­sminister Gernot Blümel und die einstige Wirtschaft­sministeri­n Margarete Schramböck.

Blümel war zuvor nicht amtsführen­der Stadtrat der ÖVP in Wien. Er gilt als einer der engsten Vertrauten von ÖVP-Chef Kurz und darf sich bei einer Rückerober­ung des Kanzleramt­es Hoffnungen auf einen Regierungs­posten machen. Seit Freitag ist er offizielle­r ÖVP-Spitzenkan­didat in Wien. Ex-Telekom-Managerin Schramböck geht als ÖVP-Spitzenkan­didatin in Tirol ins Rennen.

 ??  ?? Kneissl, Hartinger-Klein und Löger beziehen weiter Minister-Gagen. Faßmann (li.) nicht – er ist an der Uni
Kneissl, Hartinger-Klein und Löger beziehen weiter Minister-Gagen. Faßmann (li.) nicht – er ist an der Uni

Newspapers in German

Newspapers from Austria