Kurier (Samstag)

Kakao-Import mit Segelfrach­ter

Umweltscho­nend. Josef Zotter bekommt vier Tonnen Kakao-Bohnen aus Belize – „ein Anfang“

- VON SUSANNE BOBEK

„Wir retten nicht das Klima, aber wir zeigen, dass es sexy ist“, sagt der steirische Schokolade­nherstelle­r Josef Zotter. Ein Teil seines Bio-Kakaos, nämlich neun Tonnen von 350, kommt jetzt eben nicht mehr mit Containers­chiffen, die mit Schweröl betrieben werden, über den Atlantik, sondern unter Segeln.

Heute, Samstag, legt die deutsche Avontuur, ein zweimastig­er Gaffelscho­ner, der seit November unterwegs war, in Hamburg an. Das Entladen des alten Segelschif­fs wird ein Event. Freiwillig­e löschen die Ware – Kaffee, Kakao und Rum – und bringen sie auf Lastenfahr­rädern in ein Kontor.

In Wien gibt es das Segelproje­kt Brigantes, das mit Avontuur kooperiert. Der Cargo-Segler Daniel Kravina fuhr nach Hamburg, um Josef Zotters vier Tonnen Kakaobohne­n aus Belize „feierlich entgegenzu­nehmen“. Er wird dafür sorgen, dass sie ökogerecht in einen Container verladen undmitdemZ­ugnachGraz­gebracht werden. Dort will Zotter seine Kakaobohne­n mit einem E-Auto abholen lassen.

„Ich weiß, dass das noch keine Lösung ist,“sagt Zotter, aber ihm gefällt „die Idee der Jungs. Für so was bin ich immeranfäl­lig. Die mussman unterstütz­en. Es ist ein Anfang“. Zotter hat 20.000 Euro für das Brigantes-Projekt gesponsert. Das Segelschif­f aus dem Jahr 1911 soll nach der Restaurier­ung in einem Jahr in See stechen.

Zwei Euro teurer

Dass der Transport pro Kilo Kakao 2 Euro statt 3 bis 5 Cent am Containers­chiff kostet, ist ihm egal. „Man kann ja nicht immer alles nur wirtschaft­lich sehen.“Als ihm die Brigantes-Crew eine Werbefläch­e auf dem Segel anbot und gleich dazusagte, dass man das Zotter-Logo aber in keinem Hafen sehen würde, weil die Segel da schon eingeholt sein würden, antwortete er: „Ihr dürft’s nicht so ehrlich sein.“

Zotter ist gerne auch privat auf Segelboote­n mit dabei und freut sich, dass die Brigantes auf ihren Fahrten auch Touristen mitnehmen wird.

Für das Endprodukt ist die längere Fahrt kein Problem: „Für den Kakao ist es sogar besser, denn wenn er länger auf See ist, ist er gut gereift“, sagt Josef Zotter, der sich damit irgendwie auch einen Bubentraum erfüllt hat. Und die fair getradete und gesegelte Schokolade kostet den Endverbrau­cher nur ein paar Cent mehr, weil kaum noch Lagerkoste­n anfallen

 ??  ?? Die Avontuur – ein Zwergensch­iff im Vergleich zu den riesigen Hafenanlag­en – nimmt auch Touristen mit
Die Avontuur – ein Zwergensch­iff im Vergleich zu den riesigen Hafenanlag­en – nimmt auch Touristen mit
 ??  ?? Zotter: Bohnen per Segelschif­f für die Schokolade­nmanufaktu­r
Zotter: Bohnen per Segelschif­f für die Schokolade­nmanufaktu­r

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