Vom Deo bis zu den U-Bahn-Stars
Agentur stellt eigenes Team, Letztentscheidung liegt bei Stadträtin Sima
Die Wiener Linien beduften nicht nur U-Bahn-Garnituren. Sie setzen auch auf Wortwitz: „Tatort Leberkäs“(„Ihr Essen riecht so kriminell, dass der Verzehr in der U6 jetzt verboten ist“), „Pizza Kriminale“oder der „Notruf Nuss-Nougat“sind auf Plakaten in den U-Bahn-Stationen zu sehen. Oder auch Reime: „Alle Fahrgäste sind leise. Nur nicht Babsi, die hört Heavy Metal, blöderweise.“
Vorbild für diese Form der Kundenkommunikation sind die Berliner Verkehrsbetriebe. Die fahren zwar mit in die Jahre gekommenen Garnituren und sind auch nicht immer pünktlich. Dank eines selbstironischen Werbeauftritts genießen sie aber Kultstatus. Die Wiener Linien seien dagegen pünktlich, schnell, sauber und gut ausgelastet, sagt Öffi-Stadträtin Ulli Sima (SPÖ). Um sie punkto öffentliche Wahrnehmung „aus dem Dornröschenschlaf zu wecken“, verbreite man seit einigen Jahren wichtige Botschaften, aber „mit Augenzwinkern“.
Daraus resultieren Plakatsujets wie die zum Essverbot, das U1-Häferl (ein Verlängerter, für die Verlängerung bis Oberlaa) oder der Rapid- und der Austria-Fan (die unter #zusammenhalten für gegenseitigen Respekt in den Öffis werben). Aber auch die DeoVerteilaktion entlang der U6 im Sommer 2018 oder die aktuelle U-Bahn-Parfümierung.
Livemusik
Und: die U-Bahn-Stars. Die hat man auf Simas Wunsch von den Londoner Verkehrsbetrieben abgeschaut. „Das hab ich mir eingebildet“, sagt London-Fan Sima. Dieser Tage feierten die UntergrundKünstler zweijähriges Jubiläum. Insgesamt 90 Musiker in 54 Bands sorgen mittlerweile von 15 bis 23 Uhr für Unterhaltung in sieben Stationen.
Durch derartige Maßnahmen wolle man es bei den Wiener Linien der MA48 (Abfallwirtschaft & Straßenreinigung) gleichtun, die dank origineller Werbeauftritte „extrem gute Beliebtheitswerte habe“, sagt Sima. Eine hohe Kundenzufriedenheit sichere den Betrieb langfristig ab: „Je beliebter ein städtischer Betrieb ist, desto klarer ist, dass er nie privatisiert wird“.
Für die Plakatsujets, die Werbetexte und die Umsetzung von Deo-Verteilung und U-Bahn-Parfümierung sorgt seit gut zwei Jahren die Werbeagentur „Wien Nord“. Für die Wiener Linien ist ein eingespieltes Team im Einsatz, das die Vorgaben des Stadtratbüros kreativ umsetzt. Was tatsächlich umgesetzt wird, entscheidet die Ressortchefin höchstpersönlich. Nur was Sima abgesegnet hat, bekommen die Fahrgäste letztlich zu Gesicht. „Ich hab da eine bestimmte Richtung im Kopf. Am wichtigsten ist mir, dass die Botschaft selbsterklärend ist“, sagt sie.