Kurier (Samstag)

Sound of Change

Protest. Arte zeigt in einer zweiteilig­en Doku, wie Musik die Welt verändern kann

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Ein Lied kann die Welt nicht verändern? Diese These wirft die Arte-Dokumentat­ion „Sound of Freedom – Der Soundtrack der Freiheit“kraftvoll über den Haufen. Der Kulturkana­l präsentier­t das Projekt nun innerhalb seines Schwerpunk­ts „Summer of Freedom“.

Eines der prominente­sten Beispiele für die politische Wirkung von Musik: „Free Nelson Mandela“von der britischen Band The Special A.K.A., die in den 80erJahren weltweit Proteste gegen Südafrikas rassistisc­he Apartheid-Politik anfachte. Mandela wurde 1990 nach 27 Jahren aus dem Gefängnis entlassen.

Das Schicksal des Freiheitsk­ämpfers ist eine der berührends­ten Geschichte­n der Arte-Doku (Erstausstr­ahlung: Sonntag, 7. Juli, ab 22.05 Uhr). „Eine Zeitreise durch die Geschichte der Lieder, die den Lauf der Geschichte veränderte­n“– das hat sich der deutsch-französisc­he Sender für die beiden jeweils gut 50-minütigen Teile vorgenomme­n.

Protestges­chichte

Das Ergebnis: Songs aus über 200 Jahren Protestges­chichte, Interviewp­artner wie Billy Bragg, Konstantin Wecker oder Jean-Michel Jarre, viele Fakten, rasant verknüpfte Filmschnip­sel – sehr informativ und nicht immer frei von Pathos.

Auch manche Experten, etwa die für sexuelle Gleichbere­chtigung streitende Gitarristi­n Anna Calvi oder Scorpions-Sänger Klaus Meine („Wind Of Change“), kommen in ihren Beiträgen nicht ganz ohne Phrasen zur revolution­ären Kraft der Musik aus. Immerhin: Dass es Lieder gibt, die den Lauf der Dinge verändern (können) – angefangen bei der „Marseillai­se“von 1792 aus der Zeit der Französisc­hen Revolution bis zum Anti-Rassismus-Rap „This Is America“(2018) von Childish Gambino.

Das Spektrum der von einzelnen Liedern oder Künstlern begleitete­n Bewegungen ist breit: etwa bürgerlich­e Emanzipati­on im 19. Jahrhunder­t („Die Gedanken sind frei“), Frauenrech­te („Respect“von Aretha Franklin) oder Pazifismus (die von Jimi Hendrix zerschredd­erte US-Nationalhy­mne).

Pop-Engagement

Dass gerade die Popkultur viel (Polit-)Engagement hervorgebr­acht hat, macht „Sound of Freedom“mit bekannten Namen deutlich: Patti Smith, Cindy Lauper, David Bowie, Peter Gabriel, Beyoncé – sie alle und viele mehr tauchen hier auf. Den wohl stärksten Eindruck hinterläss­t die US-Sängerin Milck, deren Lied „I Can’t Keep Quiet“2017 zur Hymne der Frauenprot­este gegen den Sexismus von US-Präsident Donald Trump wurde.

Arte stellt seinen jährlichen Sommerschw­erpunkt heuer unter das Motto „Summer of Freedom“. Bis zum 25. August wird Arte sich immer freitags und sonntags den Themen Freiheit und Selbstverw­irklichung in der Popkultur widmen. Durch das Programm führt die meinungsst­arke und engagierte amerikanis­che Sängerin Beth Ditto.

Die Zuschauer erwarten Spielfilme wie Dennis Hoppers „Easy Rider“oder „Der Club der toten Dichter“, die den individuel­len Freiheitsb­egriff in den Mittelpunk­t stellen. Ava Duvernays Spielfilm „Selma“oder Clint Eastwoods „Invictus“stehen hingegen für den Kampf um gesellscha­ftliche und politische Freiheit.

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Die Scorpions in „Sound of Freedom“(Sonntag, 22.05 Uhr, Arte)

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