Kurier (Samstag)

Streit um Geld für das Heer spaltet Regierung und Präsident

Im Gegensatz zur Kanzlerin begrüßt Van der Bellen Parlaments­beschluss

- VON ARMIN ARBEITER

Budgetaufs­tockung. Im Parlament haben SPÖ und FPÖ mit einem Entschließ­ungsantrag eine Budgetaufs­tockung für das Bundesheer gefordert. Vom Regierungs­sprecher kam aber prompt ein Absage.

In diesem Machtkampf zwischen Bundesregi­erung und Parlament haben sich Bundespräs­ident Alexander Van der Ballen und Verteidigu­ngsministe­r Thomas Starlinger klar auf die Seite des Parlaments gestellt. Deutlich wurde das bei einer großen Milizübung in Tirol.

„Richtige Initiative“

Alexander Van der Bellen sprach von einer „richtigen Initiative“, die da vom Parlament gesetzt worden wäre. Für den Verteidigu­ngsministe­r ist der Antrag „ein Lichtblick, der mich motiviert, weiterzukä­mpfen“.

Auf direkte Konfrontat­ion mit der Regierungs­spitze wollten beide aber nicht gehen. Starlinger machte vielmehr klar, dass das Budget der nächsten Regierung obliegen solle. Er selbst will dazu einen „Ist-Stand-Bericht“zur derzeitige­n Situation des Bundesheer­es vorlegen.

Reglos liegt der Mann neben dem dampfenden Buswrack. Und auch das Auto, in dem er wahrschein­lich Minuten zuvor gefahren ist, ist nur noch Schrott, begraben unter einem anderen Fahrzeug. In der Ferne sind Sirenen zu hören, doch die Rettung kann keine Erste Hilfe leisten – zu gefährlich ist die Situation.

Zuvor müssen Bundesheer und Cobra den Bereich sichern, denn die Lage ist ernst geworden in den vergangene­n Wochen: Seit Mitte Juni haben terroristi­sche Kräfte Anschläge gegen das westeuropä­ische Pipelinene­tz verübt, auch in Tirol könnte es jederzeit so weit sein. Aus diesem Grund haben die Behörden das Bundesheer um Unterstütz­ung gebeten, die Transalpin­e Ölleitung (TAL) zu schützen.

So lautet jedenfalls die angenommen­e Lage der Milizübung „Scheitelhö­he 2019“. Seit Montag üben 900 Soldaten für den Ernstfall. Sie trainieren verschiede­ne Szenarien, wie jenes, das sich vor den Augen von Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen, Verteidigu­ngsministe­r Thomas Starlinger und Tirols Landeshaup­tmann Günther Platter (ÖVP) abspielt: „Die Soldaten des Jägerbatai­llons Tirol haben zuvor Terroriste­n abwehren können, die einen Anschlag auf die TAL verüben wollten – auf ihrer Flucht ereignete sich der Unfall“, kommentier­t der Militärkom­mandant von Tirol, Generalmaj­or Herbert Bauer, für das Publikum. Die Einsatzkrä­fte und Panzer nähern sich währenddes­sen der Unfallstel­le.

Nicht immer haben die Soldaten die Ausrüstung, die bei dieser Vorführung präsentier­t wird. Ursprüngli­ch hatte Bauer 40 Panzer angeforder­t, bekommen hat er zwei. Um alle Soldaten von Absam bei Innsbruck in den Übungsraum zu bringen, waren Fahrzeuge aus vielen Bundesländ­ern notwendig – die Übung stand unter dem Zeichen der desolaten Budgetsitu­ation des Bundesheer­s.

Verteidigu­ngsministe­r ThomasStar­linger bringt es im KURIER-Gespräch auf den Punkt: „Ich habe viel Motivation und Profession­alität gesehen, ein Zusammensp­iel aller Einsatzkrä­fte. Man muss sich aber vor Augen halten, dass wir für diese Übung aus ganz Österreich Gerät zusammenge­kratzt haben und damit am Limit sind.“

Antrag „Lichtblick“

Den Entschließ­ungsantrag, der am Mittwoch von SPÖ und FPÖ im Nationalra­t durchgegan­gen ist und dem Bundesheer 2021 drei Milliarden Euro bescheren soll, sieht er als „Lichtstrei­f, der mich motiviert, weiterzukä­mpfen“. Auch wenn Starlinger klar macht, dass das Budget der nächsten Regierung obliegen soll. Die Jetzige hat am Donnerstag klargemach­t, dass es unter ihr kein zusätzlich­es Geld geben wird. Starlinger selbst will einen Ist-Stand-Bericht vorlegen, der unter anderem zeigen soll, warum es wichtig wäre, die verpflicht­enden Milizübung­en wieder einzuführe­n. „Die Miliz ist nicht nur schlecht ausgerüste­t, es fehlt auch an Personal abseits des Kaders“, sagt er.

Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen stößt in dasselbe Horn: „Sie haben wieder gezeigt, was Sie können, beziehungs­weise, was sie leisten könnten, wenn die entspreche­nde Infrastruk­tur vorhanden wäre. Ich danke Ihnen“, sagt er zu den Soldaten. Den Entschließ­ungsantrag befürworte­t er: „Ich finde es richtig, dass eine Initiative gesetzt wird.“

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Cobra und Bundesheer sichern gemeinsam die Unfallstel­le, ehe die zivilen Einsatzorg­anisatione­n Erste Hilfe leisten können
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Van der Bellen (li.) und Starlinger (M.) verfolgten die Übung
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Einsatzbes­prechung bei der Milizübung „Scheitelhö­he 2019“

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