E-Mobilität: Gefährlich unter Strom
Der E-Mobilitäts-Boom schlägt sich gefährlich in der Unfallstatistik nieder
Fast sieben Menschen sterben in Österreich jeden Tag durchschnittlich bei Unfällen, die im Haushalt, in der Freizeit, der Arbeit oder im Verkehr passieren. 2018 waren es insgesamt 2.551 Tote. Drei Viertel der tödlichen Unfälle ereigneten sich in der Freizeit oder im Haushalt. 782.200 Personen wurden bei Unfällen verletzt, davon rund 588.700 in den Bereichen Haushalt oder Freizeit. Den geringsten Anteil hatte der Verkehr mit knapp zehn Prozent, gefolgt von Arbeit bzw. Schule mit knapp 15 Prozent. Freizeitunfälle summierten sich auf 36 Prozent, Haushaltsunfälle gar auf 39 Prozent. Das KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit) geht von einem markanten Anstieg bei Haushalts- und Freizeitunfällen aus und prognostiziert, dass diese im Jahr 2035 um zusätzliche 100.000 ansteigen könnten. Die Bereiche Freizeit und Haushalt sind die neue Gefahrenzone, sind sich die Experten einig. Die Freizeit wird aktiver gestaltet und immer mehr Österreicher üben Risikosportarten aus. „Früher ruhte man sich aus, heute wird der Ausgleich gesucht und die Freizeit aktiv gestaltet“, so Othmar Thann, Direktor des KFV.
Neues Risiko E-Bikes
Auffallend sind die stark gestiegenen Unfallzahlen bei E-Bike-Fahrern. Bis August 2019 wurden heuer bereits sechs E-Bike-Fahrer bzw. Mitfahrer getötet. Im Gesamtjahr 2018 gab es laut Daten des Innenministerium 1025 verletzte E-Bike-Lenkerinnen und -Lenker und 17 Personen kamen ums Leben. Das E-Bike ist eine nicht zu unterschätzende Risikoquelle. Die Ursachen dafür sind unterschiedlich: Das reicht von eigenem Fehlverhalten über Fremdverschulden bis hin zur Alkoholisierung. Wie der ÖAMTC aufzeigt, sind zwei Drittel der tödlichen Unfälle mit E-Bikes im vergangenen Jahr ohne Fremdverschulden passiert. Vor allem die höhere Geschwindigkeit werde dabei oft unterschätzt. Hinzu kommt, dass das Verletzungsrisiko bei E-Bikes höher ist, als bei herkömmlichen Fahrrädern. „Das größere Eigengewicht und das höhere Tempo verlangen höheres technisches Können, darüber hinaus wird die Geschwindigkeit in den Kurven sowie beim Beschleunigen und Abbremsen oft unterschätzt“, weiß man im KFV. Das Durchschnittsalter der 2018 tödlich verunfallten E-Biker lag bei 71 Jahren. Ältere E-Biker sind damit eindeutig eine Risikogruppe. Die höhere Unfallwahrscheinlichkeit ist aber nicht zuletzt dem Umstand geschuldet, dass es einfach immer mehr Verkehrsteilnehmer mit E-Bikes gibt. Wurden vor zehn Jahren 10.000 E-Bikes verkauft, so waren es 2018 bereits 150.000. Der Gesamtmarktanteil von E-Bikes stieg mittlerweile auf 33 Prozent. Insgesamt sind in Österreich bereits über 600.000 E-Bikes auf den Straßen unterwegs und dieser Boom hält sicher die nächsten Jahre an.
Gefährliche Scooter
Auch der neue E-ScooterBoom in den Städten hat seine Schattenseiten. Jeder vierte Scooter-Nutzer fährt verbotenerweise auf dem Gehsteig, nur drei Prozent der Lenker tragen einen Helm, und nur ein Prozent gibt Handzeichen. Das KFV schätzt, dass sich 2019 mehr als tausend Personen bei Scooter-Unfällen verletzen werden. „Unsere Studien zeigen auch massive Wissenslücken der Roller-Fahrer auf. 70 Prozent wissen nicht, dass für unter Zwölfjährige die Helmpflicht gilt. Nur jeder Vierte weiß, dass Kinder nicht allein fahren dürfen. Jeder Fünfte wusste nicht, dass es verboten ist, mit E-Scootern auf dem Gehsteig zu fahren. Besonders gefährlich ist, dass nur drei Prozent einen Helm tragen. „Aber ein Helm kann bei einem Unfall lebensrettend sein„, betont das KFV. Auch gefährlich: Drei Prozent düsen zu zweit auf dem Scooter durch die Gegend.