Kurier (Samstag)

Neonazi-Razzia war illegal

Die Hausdurchs­uchun gg egen Rechtsextr­em ew ur de a ls Erfolg präsentier­t, wir dn un aber zum Flop

- VON DOMINIK SCHREIBER UND KID MÖCHEL

Gerichtsbe­schluss. Die von Innen- und Justizmini­sterium als Erfolg präsentier­ten Hausdurchs­uchungen waren rechtswidr­ig.

Am 20. Jänner 2018 wir dim steirische­n S t. Barba ra im Mürztal offiziell eine Geburtstag­sfeier abgehalten. Doch via WhatsApp wir d in rechtsextr­emen Kreisen heimlich verbreitet, was wirklich passiert :M irk o S. alias „Barny“soll auftreten .D er rechtsradi­kale Säng er (aus de r zu G ewal ta ufrufenden neonazisti­schen Hammerskin-Szene) wird etwa im Prozess um die deutsche rechtsextr­eme Nazi-Terrorgrup­pe NSU mehrfach genannt.

Auch das Landesamt für Verfassung­sschutz in der Steiermark bekommt Wind davon –u nd schickt verdeckte Ermittler aus .D iese stellen bei de mKo nzertbesu cha llerdings keine strafbaren Handlungen fest .A ngeblich will eine Zeug in i rgendwo einen Hitlergruß gesehen haben, abe rg esicherte Erkenntnis­se gibt es dazu nicht.

Dam itw äre die Geschichte­a uch beendet gewesen.

„Breaking News“

Doch die Causa beschäftig­te Anfang April 2019 die Innenpolit­ik und gipfelte in einer groß angekündig­ten Pressekonf­erenz. Alleine die Austria Presse Agent urv eröffentli­chted rei wichtige EILT-Meldungen ,m anche Medien brachten „Breakin gN ews“.

Bei eine rR azz ia a m9.April 2019 gegen 32 mutmaßlich­e Rechtsextr­em ew urden Dolche und Arier-Flaggen sichergest­ellt .Do ch es gab keine Festnahme .S cho n ba ld wurde gemunkelt, das könnte eine Show gewesen sein ,um einen schlagkräf­tigen Kampf gegen den Rechtsextr­emismus zuz eigen .D enn um diese Zeit hatte die FPÖ gerade ein Problem, sich von den Identitäre­n abzugrenze­n.

Eigentlich hätte die Minister für Justiz (Jose f Mo ser) und Inneres (Herbert Kickl) auftreten sollen, do ch k urzfristig wurden die Generalsek­retäre )C hristian Pilnacek und Peter Goldgruber hingeschic­kt ,um den Erfolg zu vermelden.

Au chw urde von Goldgruber betont, die Razzia zeige, wie schlagkräf­tig doch das BVT trotz de rR azz iai m eigenen Haus sei .Nu n stellt sich aber heraus :D as BVT war nur a mR ande beteiligt .U nd die Hausdurchs­uchung i mN eonazi-Umfel d wa r au ch n och rechtswidr­ig, wie der KURIER a m Fr eitag enthüllte.

Das Oberlandes­gericht Graz hob die Hausdurchs­uchungen gegen fün fV erdächtige „mangels Anfangsver­dachts“a uf( die ander ene rhoben keinen Einspruch). Wie dem KURIER vo n der Staatsanwa­ltschaft mitgeteilt wurde, war ena uch 15F estnahmen geplant – diese wurden mangels Anfangsver­dachts vom Gericht abgelehnt.

Falsche Details genannt

„Bei de mKo nzer tw urde kein einzige rB eschuldigt­er belastet“, sagt Anwältin Helene Bade r.U nda uch de rKo nzerttermi­n sei gegenüber de rPr esse falsch genannt worden, dieses habe nämlich i m Jä nner 2018 stattgefun­den und nicht im März, wie es verkündet worden war.

Ein angebliche rJu stiz-Insider erhebt weitere schwere Vorwürfe gegen das Justizmini­sterium. In eine mM ail an mehrere Medien und Abgeordnet­e wird behauptet, die Razzien seien nur auf Weisungen des Ressorts zustande gekommen .D as wir dd ort aber heftig dementiert, bei de rS taatsanwal­tschaf t Le oben heiß t es da zu nur: „Im Akt gibt es keine Hinweise auf Weisungen.“

I n de r Pr essekonfer­enz hatte es geheißen, dass es bei de mKo nzert „Verstöße gegen das Verbotsges­et z“g egeben habe – was nu ni mUr teil des Oberlandes­gerichts bestritten wird .F ix ist auch, dass nicht das BVT, wie im Apri lvo n den Generalsek­retären behauptet, das Konzert überwacht hat, sonder ndasL VT S teiermark.

Das hat auch eine parlamenta­rische Anfrage von Alma Zadic (damals Liste Jetzt, mittlerwei­le Grüne) an Justizmini­ste rCl emens Jabloner ergeben .B eide Generalsek­retäre reagierten auf KURIERAnfr­agen bisher nicht.

„Ablenkungs­manöver“

„E s wi r di mmer klarer, dass die damals groß angekündig­te Pressekonf­eren zvo n Pilnacek und Goldgruber wohl eher ein Ablenkungs­manöver wa r.E swa r den handelnden Personen wohl wichti g von den engen Verbindung­en zwischen den Identitäre­n und der FPÖ sowie ihren Einfluss auf die Regierung abzulenken“, sagt Zadic zum KURIER. „E s wa rK ickl selbst, der an Mose rm it dem Wunsch nach gemeinsame rPK herangetre­ten ist .D em hat sich Moser widersetzt, weil es sich um Maßnahmen in einem konkreten laufenden Ermittlung­sverfahren handelte.“

Auch die Neos orten „eine Showeinlag­e“, die nun „einen schalen Beigeschma­ck hinterlass­e “.D e rv ermeintlic­he steirische Veranstalt­er, bei dem scho ni m Juli 2018 eine Hausdurchs­uchung durchgefüh­rt worden war, wa r zum Z eitpunkt des Konzer ts i m Jä nner 2018 jedenfall sn och unbescholt­en.

Er wurde aber später in einer anderen Causa nach de mV erbotsgese­tz einschlägi gv erurteilt.

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Gefunden wurden Tattoos, Flaggen und ein paar Messer. Die Generalsek­retäre Pilnacek und Goldgruber (re.) beriefen eiligst eine Pressekonf­erenz ein, um den „Erfolg“gegen den Rechtsextr­emismus und das Funktionie­ren des BVT zu vermelden – obwohl das LVT federführe­nd war
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