Kurier (Samstag)

Facelift für Schönbrunn

Hohe Strafe droht

- MICHAELA REIBENWEIN

Neuer Vorplatz. Nach jahrelange­m Gezerre wird nun der erste Teil des neu gestaltete­n Vorplatzes eröffnet. Er bietet unter anderem Parkplätze für 48 Busse.

Lydia W. sitzt in ihrer dunklen Wohnung. Die Jalousien sind herunterge­zogen. Um die Terrasse ist eine dichte Hecke gepflanzt. Niemand soll durchsehen können. Lydia W. verlässt kaum noch ihre Wohnung.

Vor rund einem Jahr ging die 49-jährige Lydia W. mit ihrem Rottweiler Gassi. Frau W. hatte 1,44 Promille. Der Hund riss sich in der Ziegelhofs­traße in WienDonaus­tadt los, verbiss sich in den 17 Monate alten Waris; der Bub starb zwei Wochen später im Krankenhau­s.

Frau W. wurde wegen grob fahrlässig­er Tötung (nicht rechtskräf­tig) zu 18 Monaten Haft, davon ein halbes Jahr unbedingt, verurteilt. Außerdem wurde die Frau mit einem lebenslang­en Hundehalte-Verbot belegt; ihr Rottweiler Joey wurde eingeschlä­fert. Doch vor wenigen Tagen tauchte in der Gratiszeit­ung Heute ein Foto auf, auf dem sie mit einem Hund spazieren geht. Und das ausgerechn­et am Jahrestag der Tragödie.

„Tier hatte Durchfall“

Lydia W. sitzt in ihrer Wohnung. Auch ihr Bekannter, er stellt sich als Josef vor, (ihm gehört der Hund vom Foto) ist hier. „Ich wusste wirklich nicht, dass der Hund nicht einmal allein mit ihr in der Wohnung sein kann“, beteuert der Mann.

Der Vorfall sei eine Verkettung unglücklic­her Umstände gewesen. „Ich war mit meinem Hund zu Besuch. Da habe ich einen Anruf bekommen, ich musste dringend weg. Deshalb blieb der Hund bei Frau W.“Und Lydia W. erklärt: „Das Tier hatte Durchfall. Ich wollte nur schnell mit ihm rausgehen.“

Minuten später war bereits die Polizei vor Ort. Frau W., aber auch ihrem Bekannten droht nun eine saftige Geldstrafe bis zu 20.000 Euro. Die zuständige Tierschutz­stadträtin Ulli Sima (SPÖ) hatte bereits angekündig­t, dass die Behörde „mit voller Härte durchgreif­en wird.“

„Mein Hund wird nie wieder herkommen“, verspricht Herr Josef. „Und dass das ausgerechn­et ein Jahr nach der Attacke war, ist natürlich besonders tragisch. Wir wollen nichts schönreden. Das ist alles keine Rechtferti­gung. Aber das hier ist eine Hetzjagd gegen Frau W.“

Wohnungssu­che

Die Frau will aus dem Grätzel wegziehen. Kein Wunder – die Eltern des kleinen Waris leben gleich nebenan. Ein Aufeinande­rtreffen mit ihnen will Lydia W. auf alle Fälle vermeiden.

„Ich leere meinen Mist nachts aus, damit mich niemand sieht. Die Post holen mir Freunde aus dem Kastl. Zum Einkaufen fahre ich extra weg.“Sie höre zu Hause nur leise Musik, um nicht aufzufalle­n. Frau W. beteuert: „Ich kann das niemals gutmachen. Der Tod von Waris wird mich mein ganzes Leben verfolgen.“

Lydia W. hat nach dem Vorfall auch ihren Job bei den Wiener Linien verloren. Noch wehrt sie sich juristisch dagegen. „Ich habe versucht, einen neuen Job zu finden. Aber ich bin 49. Wissen Sie, wie schwer das ist? Meistens kommt nicht einmal eine Antwort.“

Und dann sei da auch noch die Angst vor einer unbedingte­n Haftstrafe.

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Durch die Umgestaltu­ng soll auch der Zugang für Schönbrunn-Gäste, die mit der U-Bahn anreisen, attraktive­r werden
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Lydia W. versteckt sich

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