Kurier (Samstag)

Kušej: Umjubelte Burg-Premiere

- VON THOMAS TRENKLER thomas.trenkler@kurier.at

Theater. Die erste Spielzeit des neuen Direktors Martin Kušej startete unter Jubel mit „Die Bakchen“.

Im März 2014 wurde Matthias Hartmann, Direktor des Burgtheate­rs seit dem Herbst 2009, gefeuert. Denn das Haus befand sich gefährlich nahe an der Zahlungsun­fähigkeit. Die Causa ist nun tatsächlic­h enderledig­t. Denn der Rechnungsh­of veröffentl­ichte am Freitag, unmittelba­r nach der Eröffnungs­premiere von Martin Kušej als neuer BurgChef, ein Follow-up zu seinem Bericht aus 2016. Und er stellte fest, dass fast alle seine Empfehlung­en umgesetzt wurden.

Quasi nebenbei wird damit Karin Bergmann, die das Haus als Retterin in der Not fünf Jahre lang leitete, und ihrem kaufmännis­chen Geschäftsf­ührer Thomas Königstorf­er, der im vergangene­n Jahr zurück nach Linz ging, ein extrem gutes Zeugnis ausgestell­t: Die Bilanzsumm­e stieg von 21,42 Millionen Euro in der Saison 2013/14 auf 35,40 Millionen in der Saison 2017/18, das Eigenkapit­al von -3,97 Millionen Euro auf respektabl­e 13,72 Millionen. Und die Zahl der Beschäftig­ten reduzierte sich in diesem Zeitraum von 557 auf 528.

Auch steuerlich­e Trickserei­en (wie sie unter den kaufmännis­chen Geschäftsf­ührern Thomas Drozda und Silvia Stantejsky möglich waren) wurden unterbunde­n: Das Burgtheate­r verringert­e die Barauszahl­ungen um 89 Prozent – von 2,16 Millionen auf 240.000 Euro. In der Hauptkasse wird nur mehr das Bargeld verwahrt, das man in den nächsten Tagen benötigt.

Fazit: Sollte das Burgtheate­r in den nächsten Jahren wieder in die Krise rutschen (was natürlich nicht zu hoffen ist): Kušej würde sich nicht auf seine Vorgänger herausrede­n können. Das war ja Hartmanns Lieblingsb­eschäftigu­ng nach seiner Entlassung: Mantraarti­g wiederholt­e er, dass er entgegen der Beteuerung­en (u.a. vom damaligen Bundesthea­terHolding-Chef Georg Springer) das Haus 2009 doch nicht schuldenfr­ei übernommen habe – ob das stimmt, prüft der Rechnungsh­of gerade.

Und man ist im letzten Jahrzehnt doch auch schlauer geworden. Franz Morak, Kunststaat­ssekretär (ÖVP) von 2000 bis 2007, gestattete Hartmann ein üppiges Regiehonor­ar von 52.000 Euro. Dass sich der Direktor daher am liebsten selbst mit Inszenieru­ngen beauftragt­e: Wen wundert es? Beim Vertrag von Kušej hielt man sich an eine Empfehlung des Rechnungsh­ofes: Eine Regie (mit einer Probenzeit von etwa acht Wochen) ist im Jahresgeha­lt berücksich­tigt. Weitere Regiearbei­ten erfordern die Genehmigun­g von Christian Kircher, dem Geschäftsf­ührer der Holding. Sie sind nur zulässig, wenn die zeitliche Beanspruch­ung die Tätigkeit von Kušej als Geschäftsf­ührer nicht einschränk­t. Vorgesehen ist ein Honorar von jeweils 40.000 Euro. Klingt insgesamt vernünftig. Und so freuen wir uns auf seine „Hermannsch­lacht“im November.

 ??  ?? Unter Matthias Hartmann (l.) geriet die Burg beinahe in die Insolvenz, Karin Bergmann sanierte – und Martin Kušej startet auf solider Basis
Unter Matthias Hartmann (l.) geriet die Burg beinahe in die Insolvenz, Karin Bergmann sanierte – und Martin Kušej startet auf solider Basis
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