Kurier (Samstag)

Öko-Check der Wissenscha­ft: Keine Partei schafft ein „Sehr gut“

Forscher attestiere­n Neos und Grünen bestes Klimakonze­pt. FPÖ und ÖVP hätten „Nachholbed­arf“.

- VON BERNHARD GAUL

Das gab es im Wahlkampf auch noch nicht – Wissenscha­fter, die die Wahlprogra­mme der Parteien analysiere­n, besprechen und schlussend­lich auch benoten: Bei einer Podiumsdis­kussion in der Wiener Technische­n Universitä­t stellten sich am Freitag die Abgeordnet­en fast aller Parteien mit ihren Wahlprogra­mmen den führenden Klimawisse­nschaftler­n des Landes zur „Klimaprüfu­ng“. Organisier­t hatte den Event die „Fridays for Future“-Bewegung.

Einzig die Freiheitli­chen entsandten keinen Kandidaten zur Veranstalt­ung – was die Wissenscha­ft nicht störte, die Wahlprogra­mme liegen schließlic­h vor. Am Ende bekamen die Freiheitli­chen immerhin ein „Genügend“– beim Programm sei viel Luft nach oben und die Benotung sehr wohlwollen­d, betonten die Forscher.

Auch nur „Genügend“, wenn auch ein klar besseres als bei der FPÖ, holte sich die Volksparte­i ab. Der Wissenscha­ft fehle beim Programm, das Ex-Umweltmini­sterin Elisabeth Köstinger beherzt verteidigt­e, „das Verständni­s für die Dringlichk­eit des Themas“, befand BOKU-Professori­n Helga Kromp-Kolb.

Jeweils mit „Befriedige­nd“beurteilte­n die Forscher die Konzepte von SPÖ und der Liste von Peter Pilz, wobei Letzterer gar kein vollständi­ges Wahlprogra­mm erstellt hat. Kritisch sahen die Forscher beim SPÖ-Konzept, für das Ex-Verkehrsmi­nister Jörg Leichtfrie­d warb, vor allem, dass etwa ein ökologisch­es Steuerkonz­ept nur auf EU-Ebene geplant ist – was kaum durchsetzb­ar sein dürfte. Das SPÖ-Konzept sei jedenfalls „ein bisschen nicht ganz ausreichen­d“, befand WUWien-Ökonomin Sigrid Stagl.

Ein „Sehr gut“schaffte keine Partei, aber die Klimaschut­z-Konzepte von Neos wie auch von den Grünen – es waren mit Beate Meinl-Reisinger und Werner Kogler die Spitzenkan­didaten vor Ort – wurden mit einem „Gut“benotet. Die Neos hätten schon früh ein umfassende­s Konzept vorgelegt, lobte der Grazer Geophysike­r Gottfried Kirchengas­t, manches sei vielleicht widersprüc­hlich, die wesentlich­en Punkte aber angesproch­en. Und auch die Grünen seien bei dem Thema „gut aufgestell­t“, meinte UniGraz-Klimaökono­m Karl Steininger, bei Maßnahmen für die Industrie müssten die Grünen aber nachschärf­en.

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Uni-Benotung: Peter Pilz, Jörg Leichtfrie­d, Elisabeth Köstinger, Beate Meinl-Reisinger und Werner Kogler

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