Vollzeitarbeit mit 30 Wochenstunden für Familien mit Kind?
Beim KURIER-Tag fanden Politikerinnen aus allen Parteien überraschende Übereinstimmungen in Frauenfragen
Selten gibt es in Wahlkampfzeiten so viel Einigkeit und zustimmendes Nicken zwischen Vertretern der einzelnen Parteien. So geschehen am Donnerstag bei der Frauenrunde auf der Bühne des KURIER-Tages. Nach der Show sieht das allerdings anders aus. Julia Herr (SPÖ) warnt, dass schon in der vergangenen Regierungsperiode Maßnahmen gesetzt wurden, die das Leben von Frauen weiter erschwert haben. Sie fürchtet, dass die Einigkeit im Parlament fehlen würde, die in der Runde demonstriert wurde.
Und worum ging es dabei? Um Gleichbehandlung von Frauen und die Maßnahmen, die die Politik dafür setzen muss. Dafür sind Frauenpolitik und Diskussionsrunden immer noch nötig. Diesen Zustand bedauert Claudia Gamon (Neos). Mitdiskutiert haben auch Karoline Edtstadler (ÖVP), Sigi Maurer (Grüne) und Philippa Strache (FPÖ). Der amikale Ton in der Runde überrascht und erfreut auch das Publikum: „Weiter so mit der Einigkeit“, lobt eine Zuseherin. Trotzdem: Der Wahlkampf bleibt nicht ganz draußen. Edtstadler wirbt für das Gewaltschutzpaket von ÖVP und FPÖ. Und für die Pensionsangleichung für den Elternteil, der die Kinder betreut. Auch dafür gibt es aber keine Widerworte. Herr betont die SP-Forderung von 1.700 Euro steuerfrei, um Wenigverdiener – häufig Frauen und Alleinerzieher – zu entlasten. Maurer fordert 1.750 Euro steuerfrei. Schließlich ist Strache an der Reihe: Sie möchte eine Reduzierung der Vollzeitarbeit für Frauen mit Kindern auf 30 Stunden, um keine Pensionseinbußen durch die „Teilzeitfalle“zu erleiden.
Überraschtes Zustimmen
Maurer und Gamon stimmen überrascht, beinahe enthusiastisch zu. Es wirkt, als könnten sie es selbst kaum glauben, dass sie der FP-Frau beipflichten. Maurer nimmt gar Straches Forderung auf und erweitert sie: „Männer und Frauen sollten weniger arbeiten, um mehr Zeit für die Familie zu haben.“Flächendeckendes Nicken auf der Bühne, Klatschen im Publikum. Gibt es eine Forderung, die in dieser Runde nicht alle unterstützen? Anscheinend nicht.
SPÖ-Kandidatin Herr gerät in die Bredouille, als eine Zuseherin die ausgebliebene Reaktion der SPÖ-Chefin zu sexistischen Aussagen aus deren eigenen Reihen beklagt. Jüngst sorgte ÖGB-Chef Katzian für Kritik, der die ÖVPGroßspenderin Heidi Horten als „Aufg’spritzte“bezeichnete. Für den KURIER war Herr diesbezüglich im Vorfeld nicht erreichbar. Auf der Bühne kommt sie einer Antwort aber nicht aus. Sie fordert eine „gewählte weibliche Bundeskanzlerin“als Antwort auf das Sexismus-Problem.