Die goldene Mitte
Joe Biden hebt sich von Bernie Sanders und Elizabeth Warren ab – die vielen zu links erscheinen
Bernie Sanders, Joe Biden, Elizabeth Warren. Wenn nicht Weltbewegendes geschieht, gehen die US-Demokraten in fünf Monaten mit einem Favoriten-Trio, das zusammen auf über 220 Jahre Lebenserfahrung kommt, in die Vorwahlen um das Präsidentschaftsticket. Ob das informelle Projekt „Oldies but Goldies“Donald Trump in den Ruhestand schickt, ist aber nicht gesagt.
Auch die dritte interne FernsehDebatte der Demokraten hat den Richtungsstreit zwischen Progressiven und Gemäßigten nicht entschieden. Geschweige denn die Umfragen substanziell verändert. Dort werden die Genannten (Biden als Nr. 1) seit Monaten mit gemeinsam über 60 Prozent Zustimmung taxiert.
Der ehemalige Vizepräsident Joe Biden streifte endlich die Rolle des Sandsacks ab, auf den alle einprügeln. Er ging selbst zum Angriff über. Dass er die von Sanders und Warren kompromisslos propagierte Warum (vielleicht) Biden? Weil er Mittigkeit verkörpert. Weil er parteiunabhängige Wähler nicht mit Versprechen vergrätzt, die als sozialistisch diskreditiert werden können. Weil er Arbeiter-Wählerstimmen zurückholen kann. Weil er Brücken zu den Republikanern baut. Das Wichtigste: Weil er in Trumps Erregungsdemokratie Entschleunigung verkörpert. Und Lauterkeit.
Reicht das für den Sieg am 3.11.2020? Zu früh zu sagen. Ausrutscher in den ersten Vorwahlen – schon kann eine neue Dynamik entstehen. Als potenzielle Profiteurin bringt sich mit viel Gerissenheit Elizabeth Warren in Stellung. Während ihr Sozius im Geiste, Bernie Sanders, in die Rolle des übellaunigen Meckerers abdriftet, pflegt die Professorin einen emphatischen Ton und verbindet gekonnt Anekdoten aus ihrer Biografie mit ihrem wichtigsten politischen Vorhaben – dem Kampf gegen die soziale und ökonomische Ungleichheit. Da ist sie besser als Biden. Viel besser.