Kurier (Samstag)

Deutschlan­d will ein Viertel der Bootsflüch­tlinge aus Italien übernehmen

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In den jahrelange­n Streit um die Verteilung von Bootsflüch­tlingen auf die EU-Staaten kommt neue Bewegung. In der Süddeutsch­en Zeitung kündigte der deutsche Innenminis­ter Horst Seehofer an, dass sein Land künftig jeden vierten Migranten aufnehmen wolle, der nach einer Rettung in internatio­nalen Gewässern in Italien ankomme.

Damit bestätigte Seehofer Berichte der italienisc­hen Zeitung La Repubblica vom Donnerstag, wonach Berlin und Paris je ein Viertel der Migranten aufnehmen wollen. Italien, das seine Häfen kürzlich wieder für private Rettungssc­hiffe öffnete, habe sich bereit erklärt, zehn Prozent der Menschen aufzunehme­n. Die übrigen 40 Prozent sollen EUweit verteilt werden.

„Quälendes Prozedere“

Der Vorschlag soll beim Treffen der EU-Innenminis­ter am 23. September in Malta fixiert und im Oktober dem Europäisch­en Rat vorgelegt werden. „Ich habe immer gesagt, unsere Migrations­politik ist auch human. Wir werden niemanden ertrinken lassen“, sagte Seehofer. Die neue Regelung „wird unsere Migrations­politik nicht überforder­n“.

Als Staaten, die sich an der Aufnahme der Migranten beteiligen könnten, nannten Medien Luxemburg, Malta, Portugal, Rumänien und Spanien. Österreich habe sich gegenüber dem deutschfra­nzösischen Vorschlag skeptisch gezeigt.

Laut Seehofer übernahm die deutsche Regierung schon bisher rund ein Viertel der Geretteten aus Italien. Es sei jedoch höchste Zeit, sich von dem „quälenden Prozedere“zu verabschie­den, bei dem bei jedem einlaufend­en Rettungssc­hiff Flüchtling­e einzeln über Europa verteilt werden mussten. In den vergangene­n zwölf Monaten kamen laut dem deutschen Innenminis­terium 561 Bootsflüch­tlinge über Italien nach Deutschlan­d.

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