Kurier (Samstag)

Gretas radikale Mitstreite­r

Britischer Aktivist wünscht sich Massenverh­aftungen

- VON SUSANNE BOBEK

Greta Thunberg demonstrie­rte am Freitag mit Hunderten Mitstreite­rn vor dem Weißen Haus fürs Klima. Sie ist das freundlich­e Gesicht der Klimabeweg­ung. Den New Yorker Bürgermeis­ter hat die Schwedin schon für den Schulstrei­k gewonnen: „New York City steht an der Seite der jungen Leute. Sie sind unser Gewissen. Wir unterstütz­en den Klimastrei­k am 20. September“, twitterte Bürgermeis­ter Bill de Blasio.

Während die 16-jährige Greta mit Fridays for Future immer mehr Anhänger um sich schart und Sympathien erntet, propagiert der britische Klimaaktiv­ist Roger Hallam (53) harten zivilen Ungehorsam. Am Freitag und Samstag wollte er den größten Londoner Flughafen, Heathrow, mit Drohnen lahmlegen. Der Mitbegründ­er der Klimabeweg­ung „Extinction Rebellion“(Rebellion gegen das Aussterben) ließ sich am Donnerstag in Handschell­en aus einem Londoner Café abführen. Denn für die geplante Aktion „Heathrow Pause“war er bereit, ins Gefängnis zu gehen.

Biobauer, PhD

Hallam war Biobauer in Wales. Im Vorjahr war er aufgrund von Extremwett­erereignis­sen gezwungen, seinen Biohof aufzugeben. Bis Juni forschte er am King’s College in London mit seiner Doktorarbe­it (PhD) über „zivilen Ungehorsam“. In vollen Hörsälen dozierte Roger Hallam, dass nur massenhaft­er ziviler Ungehorsam eine sinnvolle Protestfor­m sei. Er sagt, dass Bürgerbewe­gungen in der Vergangenh­eit nur dann erfolgreic­h waren, wenn es zu massenhaft­en Verhaftung­en kam. Deshalb stehen Hallam und seine Leute mit vollem Namen zu ihren Aktionen. Die Kinderdroh­nen wollten sie in Kopfhöhe über Heathrow kreisen lassen. Und alleine diese Ankündigun­g mit anschließe­nder Festnahme machte Roger Hallam mit einem Schlag bekannt.

Am Freitag distanzier­ten sich Aktivisten von „Extinction Rebellion“von der Aktion ihres Vordenkers. Einen der wichtigste­n Flughäfen lahmzulege­n und Straftaten anzukündig­en, sei wohl nicht Sinn der Sache.

Doch Roger Hallam sieht das Ende der Zeit nahen: „Wir haben die Wahl: Entweder wir geben uns dem Tod hin, oder wir rebelliere­n, um die politische­n Eliten dazu zu bringen, unser aller Überlebens­chancen zu maximieren.“

Aktionen im Oktober

„Extinction Rebellion“hat auch eine Sektion in Österreich. Ab 7. Oktober wollen die Rebellen mit „groß angelegten gewaltfrei­en Störaktion­en“die Regierung zum Handeln bringen. Bisher haben sie schon einmal die Wiener Ringstraße besetzt. Derzeit suchen sie nach Unterstütz­ern. Es geht um Rechtsbera­tung, FinanzKnow-how, Logistik, Kunsthandw­erk aber auch das Malen von Transparen­ten oder Yoga und Meditation.

In London haben die Rebellen im November 2018 fünf Brücken gleichzeit­ig besetzt und blockiert, sich mit Sekundenkl­eber am Tor des Buckingham Palace festgekleb­t oder im März 2019 kübelweise Kunstblut vor der Downing Street ausgekippt.

In Deutschlan­d besetzten Aktivisten im April stundenlan­g die Berliner Oberbaumbr­ücke und im Juli die Deutzer Brücke in Köln, beides wichtige Nadelöhre des Großstadtv­erkehrs. Und auch auf den Salomonen gibt es bereits Rebellen gegen das Aussterben.

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Thunberg ist das Gesicht von Fridays for Future: Am Freitag demonstrie­rte sie in Washington vor dem Weißen Haus (Bild)
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Roger Hallam, der Biobauer aus Wales, will Heathrow mit Drohnen lahmlegen und geht gerne in Haft

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