Londoner Börse lehnt Hongkonger Übernahmeangebot als zu gering ab
Die Londoner Börse hat das 35 Mrd. Euro schwere Übernahmeangebot ihrer Hongkonger Rivalin zurückgewiesen. Man sehe angesichts der grundlegenden Probleme keinen Sinn in weiteren Gesprächen, teilte die London Stock Exchange (LSE) gestern, Freitag, mit. Die gebotene Summe sei deutlich zu niedrig.
Zudem erhöhe die aktuelle Situation in Hongkong die Unsicherheit für die Aktionäre. Die LSE spielte damit auf die seit Monaten andauernden Proteste in der früheren britischen Kronkolonie an. Aus diesen Gründen weise der Verwaltungsrat einstimmig das Angebot zurück.
Die Hongkonger Börse HKEX hatte, wie der KURIER berichtete, am Mittwoch ein Offert im Volumen von 31,6 Milliarden Pfund (35,5 Milliarden Euro) inklusive Schulden in Aussicht gestellt. Das Angebot sollte aber nur zum Tragen kommen, wenn die LSE auf die 24 Milliarden Euro teure Übernahme des Datenanbieters Refinitiv verzichtet. Dieser Zukauf war aber im Sommer in großer Einigkeit beschlossen und von den Aktionären gefeiert worden. Analysten und Anleger waren deshalb bereits vor der offiziellen Ablehnung der LSE skeptisch, was die Chancen der Asiaten anging.
Die Londoner Börse erklärte, sie treibe den Kauf von Refinitiv voran. Sie halte daran fest, im Datengeschäft zu expandieren statt einen „Rückschritt“zu machen und mit einem Zusammenschluss mit der Hongkonger Börse ihr Handelsgeschäft auszubauen. Zudem sehen die Briten unüberwindbare regulatorische Hürden.
Seitens der Hongkonger Börse zeigte man sich vorerst davon unbeeindruckt. Das Angebot sei im besten Interesse der Aktionäre, Kunden und des weltweiten Kapitalmarktes, hieß es. Die LSE-Aktie reagierte kaum auf die Zurückweisung des Offerts und notierte 1,3 Prozent im Plus.