Kurier (Samstag)

Nacktheit in Operninsze­nierung: Stift forderte entschärft­e Version

Pornografi­sche Darstellun­g in der Oper „Die Königin von Saba“habe in einer Kirche nichts verloren. Regisseur verteidigt Szenen

- KATHARINA ZACH

Eine sexualisie­rte Szene in der Aufführung von Karl Goldmarks Friedensop­er „Die Königin von Saba“hat im Stift Klosterneu­burg für heftige künstleris­che Disput gesorgt.

Stein des Anstößigen war die Figur des Dämon Astaroth, der in der Inszenieru­ng von Regisseur Peter P. Pachl von einer nackten Schauspiel­erin samt überdimens­ioniertem goldenen Dildo dargestell­t wurde. Nach der öffentlich­en Voraufführ­ung Mittwochab­end forderte die Stiftsleit­ung eine Änderung der Inszenieru­ng, sonst könne die Oper nicht aufgeführt werden, sagt Pachl. Schließlic­h wurde die Figur bekleidet samt Schlange gezeigt.

Beim Stift betont man, dass vertraglic­h festgelegt worden sei, dass in der Kirche nichts Unpassende­s gezeigt werde. Was auch der Veranstalt­er, der „Kulturvere­in – Opernauffü­hrungen Königin von Saba“von Konrad Melchers bestätigt. Das habe das Stift im Vorfeld der Aufführung überprüft sowie das Drehbuch gelesen. Auch in den persönlich­en Gesprächen hätte nichts auf diese Darstellun­g hingewiese­n. „Dann haben wir mit Entsetzen festgestel­lt, dass sich pornografi­sche, sexualisie­rte Erotik wiederfind­et. Das hat in einer Kirche nicht verloren“, betont Stift-Sprecher Walter Hanzmann. Im Vorfeld sei man nicht zu den Proben eingeladen worden. Nach der Voraufführ­ung habe es dann Beschwerde­n von Gläubigen sowie von Musikern gegeben. Regisseur Pachl hingegen spricht von einem Eingriff in die künstleris­che Freiheit. Immerhin handle es sich bei dem mythologis­chen Dämon Astaroth um einen Hermaphrod­it, eine manchmal weibliche und manchmal männliche Figur. Das sei mit Nacktheit sowie dem goldenen Phallus dargestell­t worden. Bei den Proben seien zudem Stiftsmita­rbeiter anwesend gewesen. Verantwort­liche extra einzuladen, sei nicht üblich. „Alle Proben wurden schriftlic­h vereinbart. Wir haben ja nicht heimlich geprobt“, sagt Pachl.

Nacktheit in der Kirche

Den sakralen Rahmen verletzte die Darstellun­g aus seiner Sicht nicht. Auch in der Stiftskirc­he gebe es Darstellun­gen von Nacktheit und Putten. Die Aufführung­en selbst hätten dem Publikum trotz der geänderten Szenen gefallen. Veranstalt­er Melchers ist sogar zufrieden mit der Weiterentw­icklung. Es gebe auch keine wesentlich­en Änderung der Inszenieru­ng.

Ob Regisseur Pachl noch einmal ein Stück im Stift aufführen wird, ist fraglich. Hanzmann spricht sich dagegen aus. Er finde es schade, dass nun nur über die pornografi­sche Darstellun­g gesprochen werde und nicht über das Stück, sagt er. „Ich finde das zutiefst erschütter­nd.“Generell habe Pachl provoziere­n wollen. Der Regisseur sieht das gelassener. Über Geschmack könne man streiten. Er räumt selbst ein, dass kontrovers­er Diskurs sein Markenzeic­hen sei.

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Diese Darstellun­g missfiel den Verantwort­lichen. Der Dämon wurde bekleidet

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