Kurier (Samstag)

Durchblick am Steuer ist keine Altersfrag­e

Sehvermöge­n. Mit der richtigen Brille lassen sich altersbedi­ngte Veränderun­gen gut abfangen

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„Es kommt immer wieder vor, dass ältere Verkehrste­ilnehmer im Verdacht sind, schlecht zu sehen.“Anton Koller Wiener Landesinnu­ngsmeister der Augenoptik­er/Optometris­ten

Reifere Autofahrer haben es nicht leicht. „Es kommt immer wieder vor, dass ältere Verkehrste­ilnehmer automatisc­h im Verdacht sind, schlecht zu sehen, oder dass sie bei Unfällen erst einmal als suspekt gelten“, sagt Anton Koller, Wiener Landesinnu­ngsmeister der Augenoptik­er/Optometris­ten. „Das kann man aber so nicht sagen. Zwar nimmt das gute Sehen im Alter natürlich ab. Tatsächlic­h aber erleben wir, dass gerade Senioren besonders vorsichtig sind, wenn es um die Kontrolle ihrer Sehschärfe geht, und mehr Wert auf die optimale Sichtkorre­ktur und Brillenwah­l beim Autofahren legen“. Insgesamt 23.890 Menschen verunglück­ten laut Statistik Austria in Österreich 2018 im Rahmen von PKW-Unfällen, davon waren 6.063 Menschen im Alter von 55+. Unter den 25 bis 44-jährigen waren es mit 8.434 wesentlich mehr. Ablenkung zählt dabei zu den Hauptunfal­lursachen.

Kontrastse­hen nimmt ab

Im Laufe der Zeit reduziert sich bei jedem Menschen die Sehleistun­g. Neben der bekannten Altersweit­sichtigkei­t spielen dabei auch andere Faktoren mit (siehe Substory). Welche Auswirkung­en das speziell am Steuer hat, schildert Koller: „Das Auge eines Menschen mit 65+ hat gegenüber dem eines 20-jährigen Besonderhe­iten. Eine davon ist, dass zum Beispiel das Kontrastse­hen abnimmt. Das ist besonders im Herbst beim Autofahren ein Problem, wenn in der Dämmerung die Sonne tief steht und vom oftmals feuchten Asphalt reflektier­t. Aber auch in der Nacht ist die Wahrnehmun­g von Kontrasten eine besondere Schwierigk­eit“. Wer schlecht sieht, tendiert dazu, das durch übervorsic­htiges, langsames Autofahren auszugleic­hen. Das stellt aber ein eigenes Sicherheit­srisiko dar, da es andere Verkehrste­ilnehmer zu riskanten Überholman­övern motiviert.

Spezialbri­llen gefragt

Koller empfiehlt, sich über Spezialbri­llen zu informiere­n. „Gerade ältere Menschen machen damit gute Erfahrunge­n, weil die ,Allzweckbr­ille‘ für sie nicht mehr ausreicht. Eigene Brillen für die Computerar­beit und das Autofahren erfüllen verschiede­ne Erforderni­sse, wie etwa das Sehen auf bestimmte Distanzen. Autofahrer­brillen reduzieren unter anderem Blendungse­ffekte und verstärken die Kontraste.“Dazu kommt, dass sich aufgrund der sogenannte­n Nachtmyopi­e die Sehleistun­g vieler Menschen im Dunklen um rund eine halbe oder Vierteldio­ptrie verändert. Wer viel in der Nacht fährt, für den lohnt sich eine eigens darauf eingestell­te

Brille. So haben etwa Gleitsicht­gläser für Autofahrer einen extra breiten oberen Bereich für die Fernsicht. Dieser ermöglicht auch bei Blicken aus den Augenwinke­ln ein noch besseres Sehen. Wer – trotz guten Durchblick­s – in einen Autounfall verwickelt wird, kann so leichter argumentie­ren, dass es keinesfall­s an der eigenen Sehleistun­g liegt. Am besten, indem er einen Nachweis über sein eigenes Sehvermöge­n und die Sichtkorre­ktur mit sich führt.

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Während ältere Autos jedes Jahr „zum Pickerl“geschickt werden, lassen reifere Fahrer oft nur alle paar Jahre ihr Sehvermöge­n überprüfen. Regelmäßig­e Kontrollen sind unbedingt anzuraten
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