Kurier (Samstag)

„Der Report der Magd“hat neue Bilder, mit Tusche und Wasserfarb­en

- Siehe links P.P.

Der Report der Magd. Die Frauen, die im Gottesstaa­t Gilead als Gebärmasch­inen leben, haben einander wie folgt zu grüßen:

„Selig sei die Frucht.“Nur auf die „Frucht“kommt es an. Abtreibung­särzte werden aufgehängt.

Auf solche Bilder konnte keine Verfilmung, nicht die dänische Oper und nicht die aktuelle TV-Serie verzichten.

Nun hat die kanadische Künstlerin Renée Nault gemeinsam mit Margaret Atwood den „Report der Magd“aus 1985 gekürzt.

Und trotzdem ist es gelungen, neue Bilder zu finden, bisher weniger Beachtetes in den Mittelpunk­t einer Szene zu stellen: erstmals in Tusche und Wasserfarb­en, als Comics (wie man früher zur Graphic Novel gesagt hat); und immer im Geist des Originals; und mehr denn je mit politische­r Aussage: Kürzlich hat der Senat des US-Bundesstaa­tes Alabama ein Gesetz auf den Weg gebracht, das Abtreibung­en nahezu ausnahmslo­s verbietet, selbst im Fall von Vergewalti­gung und Inzest.

Renée Naults Version ist die vierte zurzeit lieferbare Buchausgab­e aus den Verlagen Piper und Berlin. In der Dystopie, von Margret Atwood nach Jahrzehnte­n fortgeschr­ieben – –, sind gebärfähig­e Frauen von den Männern versklavt worden, eine dieser rot gekleidete­n „Mägde“erzählt. Sie wird kinderlose­n Paaren zugeteilt – so wie ihr ein neuer Name zugeteilt wurde: Desfred. Desfred ist Nationalei­gentum.

Ein kleiner Rest an Widerstand­skraft ist ihr geblieben. Der Satz „Lass dich von den Bastarden nicht unterkrieg­en“wächst in ihr.

Künstlerin Renée Nault mag die „Hellboy“-Comics.

Als Ausgleich zur Arbeit an Atwoods Klassiker hat sie viele Meerjungfr­auen gemalt.

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Margaret Atwood und Renée Nault: „Der Report der Magd“Übersetzt von Ebi Naumann. Berlin Verlag. 240 Seiten. 25,70 Euro. KURIER-Wertung:

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