Kurier (Samstag)

737 MAX: Maximal-Desaster

Boeing MAX. Ryanair stoppt Vorauszahl­ungen an Boeing / Suche nach dem richtigen Chip

- VON DOMINIK SCHREIBER UND KID MÖCHEL

Am 10. März um 8.46 Uhr schlägt der Ethopian-Airlines-Flug 302 (mit vier Österreich­ern an Bord) südöstlich von Addis Abeba auf. Die Maschine zerbricht in 8.185 Teile, wie mittlerwei­le festgestel­lt wurde. 157 Menschen sterben – und schon Minuten später wird klar, dass dieser Absturz enorme Folgen haben wird müssen.

Rund ein halbes Jahr später ist noch immer nicht klar, wann wieder eine Boeing 737 MAX regulär abheben darf. Bei Boeing wurde bereits ein Team abgestellt, das herausfind­en soll, ob am Design der Maschine etwas geändert werden muss. Wie der KURIER bereits am Unfalltag gemeldet hat, ist das Triebwerk auf dem Flügel das größte Problem. Deshalb musste ein eigenes Stabilität­sprogramm entwickelt werden, um dessen Gewicht auszugleic­hen.

Doch dieses Programm (MCAS), das die Abstürze auslöste, darf nicht zu viel und nicht zu wenig eingreifen. Aus diesem Dilemma gibt es bisher keinen Ausweg. Offenbar reicht die Rechenleis­tung bestehende­r Chips im Flugzeug nicht aus, um die Fluglage schnell genug zu berechnen und auszugleic­hen.

In Luftfahrtk­reisen kursiert seit Wochen das Gerücht, dass das ausgerechn­et nur ein Chip des chinesisch­en Konzerns Huawei bewerkstel­ligen können soll.

Boeing ließ eine KURIERAnfr­age dazu bisher unbeantwor­tet, allerdings hat US-Präsident Donald Trump tatsächlic­h seit einem BoeingSimu­latortest keinen Tweet mehr zu angebliche­n Spionagevo­rwürfen gegen Huawei abgesetzt.

Fest steht jedenfalls, dass immer mehr größere Fluglinien in ernste Probleme kommen. Ryanair etwa hat 210 Flugzeuge bestellt und sollte im nächsten Jahr bereits 30 Stück in der Flotte haben. Deshalb müssen bei Ryanair offenbar 700 Mitarbeite­r entlassen werden. Ryanair-Chef Michael O’Leary hat deshalb die Anzahlunge­n für die Flugzeuge (diese müssen im Vorhinein überwiesen werden) gestoppt. Man möchte von Boeing, dessen Schaden mittlerwei­le im zweistelli­gen Milliarden­bereich liegen dürfte, Ersatzzahl­ungen sehen.

Noch immer stellt Boeing 42 Maschinen pro Monat her. Diese werden zum Teil auf den Mitarbeite­rparkplätz­en untergebra­cht. Doch einfach herumstehe­n lassen kann der US-Hersteller die Jets nicht – rund 500 Flugzeuge müssen quasi bei Laune gehalten werden. So sind gewisse Checks (Triebwerke einschalte­n) alle paar Wochen vorgeschri­eben, und alle 14 Tage muss ein Jet leicht bewegt werden, um Stehschäde­n an den Reifen zu vermeiden.

Großprojek­t Neustart Wie groß das Problem ist, zeigen Zahlen aus LuftfahrtF­achmagazin­en: Angeblich stehen mehr als 10.000 Mechaniker in den Startlöche­rn, um loslegen zu können, wenn es wieder eine Freigabe zum Fliegen gibt. Wobei derzeit vieles darauf hindeutet, dass es in den USA schneller gehen könnte, aber andere Luftfahrtb­ehörden (wie die europäisch­e EASA) strengere Kontrollen durchführe­n werden. Die EASA will sogar eigene Testflüge durchführe­n, bevor es grünes Licht für die MAX gibt.

Am Donnerstag stieg der Chef der US-Luftfahrtb­ehörde, Stephen Dickson, in einen Boeing-MAX-Simulator. Danach kündigte er an, dass der Jet erst wieder abheben wird, wenn er höchstpers­önlich einen Testflug mit einer MAX absolviert hat.

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Mehr als 8.000 Teile wurden nach dem Absturz einer Boeing 737 MAX in Äthiopien eingesamme­lt

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