Leben wie auf dem Mond
Weltraumarchitektin Barbara Imhof erzählt über Raumplanung in All und Stadt
Barbara Imhof betreibt mit Waltraut Hoheneder und René Waclavicek die Weltraumarchitekturplattform Liquifer in Wien. Beim „Schwarzmarkt für nützliches Wissen und Nicht-Wissen“wird sie über ihre Arbeit erzählen.
Ein kleiner Vorgeschmack.
Sie sind Weltraumarchitektin. Wie erklären Sie in aller Kürze, was sie machen? Barbara Imhof: Meine Kollegen und ich sind Architekten und die klassische Aufgabe der Architektur ist, Räume so zu gestalten, dass sie ein Zusammenleben von Menschen ermöglichen und Schutz vor der Umwelt bieten. Das machen wir auch, nur in extremen Umgebungen – im Weltraum, aber zum Beispiel auch in der Antarktis.
Was sind die großen Herausforderungen dabei? Durch extreme Randbedingungen werden Probleme funktionaler, technischer und psychologischer Natur sehr immanent. Und wir sind natürlich immer sehr eingeschränkt, was Raum und Ressourcen betrifft. Wir denken also viel darüber nach, wie wir unter extremen Bedingungen gute Räume entwerfen können, in denen Menschen sich wohlfühlen.
Woran arbeiten Sie gerade? Einerseits an der Innenraumgestaltung für das Habitatsmodul der nächsten Raumstation Gateway, die um den Mond kreisen soll. Dabei geht es darum, Funktionen auf sehr engem Raum zu organisieren. Es ist aber auch wesentlich, lebenserhaltende Systeme einzuplanen und eine kleine Biosphäre in der Raumstation zu kreieren. Außerdem arbeiten wir gerade am Zusammenspiel von Architektur und biologischen Systemen wie Bioreaktoren, die Strom produzieren oder etwa Abwasser reinigen.
Wie schafft man auf so wenig Raum Rückzugsmöglichkeiten für einzelne? Alle vier Besatzungsmitglieder der Raumstation werden je einen Rückzugsraum für sich haben: eine auffaltbare Kajüte. Faltet man eine oder mehrere Kajüten auf, wird der Gemeinschaftsraum kleiner aber der Privatraum jeder Person größer. Wann soll das Modul in die Anwendung gehen? 2024 soll nach den letzten Plänen der NASA eine Besatzung die Mondoberfläche betreten. Und dafür braucht man die Raumstation: in einem Mondorbit als Zwischenstation – als Umsteigeort zwischen Erde und Mond.
Wie sind Sie zum „Schwarzmarkt für nützliches Wissen“gekommen?
Ich habe vor zwei Jahren mit Marian Kaiser von der Mobilen Akademie Berlin an einem Kunstprojekt gearbeitet. So hat sich der Kontakt entwickelt.
Was erwarten Sie sich von diesem Abend im Rathaus? Ich gehe da ganz offen rein. Jeder Gesprächspartner ist schließlich völlig anders. Ich bin jedenfalls bereits neugierig auf die Gespräche, auf den Austausch von Wissen und Erfahrungen. Thema des Abends ist das Rote Wien, das man nicht zuletzt mit seiner Architektur assoziiert ...
Der soziale Wohnbau war immer ein Experiment. Man wollte neue Wohnmöglichkeiten herstellen und schauen, wie man auf verschiedenen Ebenen eine verbesserte Wohnsituation herstellen kann. Darum geht es auch in unserer Arbeit.
Welche Erkenntnisse daraus kann man in der Stadtplanung nutzen?
Wir haben 2012 ein Narrativ entwickelt, das „Die Stadt als Raumschiff“heißt und darin verschiedene Themen behandelt: den Umgang mit Wasser, extremere klimatische Bedingungen, weniger Raum im urbanen Bereich, aber auch lebenserhaltende Systeme und Ressourcen.
Es gibt also viele Parallelen? In der wachsenden Stadt, gibt es immer weniger Platz, Transportwege müssen kurz gehalten und Energie sparsam verbraucht werden. Da gibt es natürlich Überschneidungen. Eine wichtige Frage ist also, wie man auf engem Raum gute energieeffiziente Wohnungen planen kann. Auch wie man innerhalb des Hauses Energie produzieren kann, spielt hier eine Rolle.